Ich fliehe gerade mit angemessener Geschwindigkeit aus meiner letzten Vorlesung. Die Angemessene Geschwindigkeit berechnet sich übrigens aus der Langweiligkeit der Vorlesung, und den wichtigeren Dingen die man noch vor hat. Im Moment liegt diese bei etwa ein hundertstel der Lichtgeschwindigkeit. Zwar habe ich nicht so arg viel vor, aber die Vorlesung war zum heulen. Wobei für die meisten war sie eher zum quatschen.
Auf dem Weg treffe ich Miranda.
„Moin.“
„Ahoi, noch was vor?“ fragt sie mich.
„Japp, muss Schuhe kaufen.“ meine ich, und deute auf meine zertretenden Treter. In dem Moment schießt es mir ins Gehirn wie panzerbrechende Munition. FEHLER!! Nicht Schuhe zu kaufen. Das habe ich tatsächlich dringend nötig. Meine Winterstiefel sind zu warm geworden, und meine Halbschuhe vom letzten Jahr halten zwar noch an den Füßen, aber auch nur mal eben so. Und im Moment sieht es tatsächlich so aus als hätte ich hungrige Bahnhofspenner an den Füßen. Sie reißen vorne das Maul auf und sehen auch sonst ziemlich zerlumpt aus. Von den Parallelen im Geruch mal ganz zu schweigen.
Also Neuanschaffung gefragt. Aber ich wollte erklären warum es ein Fehler war dies zu sagen.
Ganz einfach Miranda ist eindeutig weiblich.
„Toll, kann ich mitkommen?“
War ja klar.
Und ablehnen kann ich das jetzt wohl auch schlecht. Als ich zusammen mit ihr zum Bus stapfe erinnere ich mich dunkel an ihren Schuhschrank. Wie jeder Schuhschrank einer weiblichen Besitzerin krümmt auch ihrer Raum und Zeit. Nur ihrer ist da noch etwas besonderes. Ihrer hat genügend Masse, dass Handtaschen in Parabeln um ihn kreisen. Ich habe nicht hinein gesehen aus Angst hinter den Schwarzschild-Radius zu kommen. In ihm finden sich wahrscheinlich Unmengen an unterschiedlichsten Fußbekleidungen. Die Hackenschuhe die so schön zu dem Konfirmationskleid gepasst haben, das ihr nicht mehr passt. Die Turnschuhe mit der weißen Sole die in Sporthallen Pflicht sind. Natürlich in vier verschiedenen Farben passend zur Hose und zum Top. Die Straßenschuhe, Klompen, drei Paar Winterstiefel, irgendwas mit Riemen Schleifen und was Frau sonst auch nur einmal im Leben trägt. Dazu Strandsandalen, Wiesensandalen, Stadtsandalen und Gummistiefel.
Aber sag sowas mal einer Frau, verstehen werden sie es nie.
Weiter erklären muss man in diesem Fall allerdings, das Miranda ja nicht nur Frau sondern auch Mathematikerin ist. Als solche ist sie in der Lage logisch zu denken, und bewusst Entscheidungen zu fällen. Ja ich würde sogar soweit gehen, dass ich sie mal in einer Hose gesehen habe deren Taschen dazu in der Lage waren die Gegenstände des täglichen Gebrauchs aufzunehmen. Bei Schuhen setzt dies allerdings aus. Des weiteren kann man sich bei ihr kaum vorstellen, dass es so ist, da immer wenn man sie sieht, sie graue Turnschuhe trägt. Ich könnte zwar wetten, dass man unterschiedliche Streifen auf ihnen findet, oder das Fußbett farblich auf die Socken abgestimmt ist. Aber mal ehrlich wen interessiert es schon was Frauen für Schuhe tragen. Und im Allgemeinen ist es den Stress nicht wert den man sich macht wenn man Versucht darüber zu reden. Ihre Kreditkarte zu sperren ist da wohl einfacher.
Aber ich bin ja nicht mit ihr verheiratet, und da sie nicht einmal meine feste Freundin ist muss ich ihr auch nichts schenken. Auch muss mir nicht auffallen, wenn sie neue Schuhe hat. Was ich aber wahrscheinlich muss, ist in den nächsten Stunden von Laden zu Laden tingeln und ihr sagen wie ihr die grauen Turnschuhe stehen. Und welche der grauen Turnschuhe besser zu ihren Augen passen, oder so.
Der erste Anlaufpunkt ist der Deichmann im Einkaufszentrum. Ich bestehe darauf hier anzufangen, schließlich habe ich schon seit langem jedes Jahr mindestens ein Paar Schuhe da gekauft. Jedes Jahr, weil die Dinger pünktlich dann auseinander fallen, wenn man den Kassenzettel verloren hat. Aber Dafür kosten sie auch nur super billige Zwanzig Euro. Natürlich besticht der Laden dadurch, dass alle Schuhe die halbwegs annehmbar sind nur in Größen zu haben sind die einem auf keinen Fall passen. Letztes Jahr hat dieser Umstand dazu geführt, dass ich braune Turnschuhe mit einer weißen Linie kaufen musste. Braune Schuhe sind ganz in Ordnung, aber irgendetwas Weißes an den Füßen zu haben, dass bei jedem Schritt unter der Hose hervorschaut und blinkt, das macht einen Wahnsinnig. Und irgendwann will man sich mit Anlauf in den Fuß schießen. Ich habe das Problem schließlich mit einem schwarzen Edding gelöst, und dem Filialleiter in den Fuß geschossen.
Aber wirklich traurig bin ich nicht, dass diese nun ausgetauscht werden müssen.
Ebenfalls ausgetauscht wurde der Filialleiter. Dies erkenne ich daran, dass niemand ängstlich verschwindet als ich den Laden betrete. Miranda verzieht sich mit einem freudigen Seufzen in Richtung Damenturnschuhe. Ich suche die Herrenabteilung auf. Diese finde ich auch nach längerem Suchen. Der neue Filialleiter hat umgeräumt, mit dem Ergebnis, dass nur noch zwei Regale mit Herrenschuhen gibt, dazu ein Regal mit Turnschuhen. Der Platz der freigeworden ist, wurde für eine extra Abteilung für graue Damenturnschuhe genutzt. Und so findet sich Miranda direkt neben mir wieder ein. Ich überschaue die Lage kurz, und stelle fest, dass es zwei Modelle gibt die ich anziehen würde wenn ich betrunken genug bin. Und eines das ich auch nüchtern ertragen kann. Natürlich gibt es nur von einem dieser Schuhe die Größe 45. Aber he, wenn die Dinger so häßlich sind muss ich halt öfter saufen. Ich mache den Stirn-Test, wobei Miranda mich beobachtet und mich verwirrt ansieht. Bei dem Stirn-Test geht es darum den Schuh an der Spitze zu fassen und sich den Hacken selbst gegen die Stirn zu schlagen, ein Schuh der sich angenehm tragen lässt fühlt sich dabei irgendwie gut an. Das liegt an den persönlichen Vorlieben für Federkraft im Schuh.
Achtung, nicht mit Hackenschuhen machen, könnte ins Auge gehen.
Dies erkläre ich auch Miranda welche wenig überzeugt nickt, und lieber ein Paar graue Turnschuhe anprobiert.
Wenig später weiß ich, dass ich mangels Alternativen noch in einen anderen Laden gehen muss, zwar sind die Schuhe wirklich billig und hässlich, aber ich kann in den Dingern nicht pogen.
Die Leute schauen immer so seltsam wenn man das im Laden ausprobiert, und die Verkäuferinnen sind auch immer leicht angepisst, selbst wenn man ihnen wieder vom Boden aufhilft. Aber sowas muss man testen, das ist wichtig.
Fazit aus dem Deichmann: Ich muss noch wo anders hin.
„Du sag mal wie gefällt der dir?“ fragt mich Miranda unverhofft.
Ich starre auf ihre Füße und kann beim besten Willen keinen Unterschied erkennen. Ein Blick in den offenen Karton neben ihren Füßen überzeugt mich davon, dass sie aber nur einen von den neuen an hat.
„Welcher?“
„Der rechte.“
„Von dir aus, oder von mir aus.“
„Von mir aus.“
„Öhm,“ ach was soll es, es lebe die Ehrlichkeit. „Sind das nicht die selben?“
„Nein“ Ich ernte einen strafenden Blick. „Die haben doch da diesen malvefarbigen Streifen“
Tatsächlich, ist zwischen Sole und Leder ein schmaler Streifen in einer Farbe deren Namen wohl nur Frauen kennen.
„Ah, ja klar.“
„Und?“
„Was und?“
„Na, sehen die gut aus kann ich die tragen.“
FANGFRAGE!! Denke ich mir und sage trotzdem was sie hören will. Oder wovon ich hoffe, dass sie es hören will.
„Sehen klasse aus.“
„Wirklich? Oh danke.“
Treffer, mal ehrlich, es gibt auch Frauen die diese Frage stellen weil sie ein „nein“ hören wollen.
„Besser als meine alten?“ hakt sie nach.
Verdammt, darauf gibt es nun tatsächlich keine Antwort, entweder beleidige ich die neuen oder die alten Schuhe. Super! Da bleibt nur eines: Diplomatie.
„Also ich denke, dass zu der Hose die alten besser aussehen, aber zu einem etwas anderen Blau in der Jeans sind die besser.“
„Ja, da hast du recht.“ Ich glaub ich werde zum Frauenversteher.
Wenig später bezahlt Miranda ihre Schuhe bei einer typischen Schuhverkäuferin. Typisch heißt in diesem Fall, 45 jähriges Sonnenstudioopfer mit frühlingsfarbenden Klamotten, fünfzehn Centimeter Lippenstift und einer Parfumfarne bis zum Friedhof. Aber man soll solche Leute ja nicht mögen, sie sollen einem nur die Schuhe verkaufen.
Wir gehen weiter zu einem Schuhladen in der Innenstadt den Miranda vorschlägt. Dort angekommen:
„Du Miranda, wo sind denn hier die Herrenschuhe?“
„Öhm.. ups.“
„ups?“
„Die gibt’s hier nicht.“
„Hm, dann geh ich mal weiter.“
„Aber die haben hier ganz tolle Schuhe. Und die grauen..“
Da ist sie schon weg. Ich folge ihr langsam zu den Turnschuhen.
Geduldig warte ich ab, während sie Schuhe anprobiert.
„Und wie gefallen die dir?“
„Wirklich toll“ Sage ich zu den grauen Turnschuhen, die aussehen wie alle anderen Schuhe.
„Und die?“
„Miranda,“ unterbreche ich sie. „So gerne wie ich auch deine grauen Turnschuhe mag, meine eigenen Schuhe trinken gierig das schleimige Wasser der Straßenfützen. Und ich bekomme nasse Füße.“
„Ich muss nur noch eben die da anprobieren.“
„Kennst du noch einen Laden? Hier in der Nähe?“ frage ich sie um sie um auf ein Thema zu bringen bei dem ich hoffen kann selbst an Schuhe zu kommen.
„Ja, da ist der gegenüber vom Dom, der ist auch gut.“
„Hat der Herrenschuhe?“
„Hm...“
„Ok, noch einen mit Herrenabteilung?“
Also gehen wir weiter und schauen nach was die entsprechende Abteilung im Galleria Kaufhof zu bieten hat.
Kaum da verliere ich Miranda wieder an die grauen Turnschuhe. Naja wohl besser so. Ich schau mich um und finde tatsächlich ein Paar Treter die wohl im Zwischenraum zwischen Herren und Turnschuh anzusiedeln sind. Klar sind die Dinger damit total Mainstream aber das ist meinen Füssen egal, die wollen nur laufen. Und passen tun die Dinger auch. Ich lege den Karton an die Kasse und sage der Kassiererin (Bauchfreies Topp, Geschmackfreie Frisur, Kuhring durch die Nase, und blonder als ihr gut tut, aber solange sie mir nachher meine Schuhe wieder gibt und die Scannerkasse benutzen kann werde ich nicht meckern) sie soll die aufbewaren.
Dann suche ich wie ein pflichtbewusster Ehemann das Weibchen mit dem ich hier aufgeschlagen bin.
Diese präsentiert mir Stolz einen Satz Turnschuhe der Farbe grau.
„Und was ist mit denen?“
„Welcher ist der neue?“ frage ich leicht resigniert.
„Der rechte.“ antwortet sie leicht entnervt.
„Hm, jo, kannst du tragen.“
„Meinst du nicht, dass der meinen Fuss zu fett aussehen lässt?“
„Nein, gar nicht.“ Antworte ich mit der Hoffnung, dass sie es hören will.
„Und die?“ Sie zeigt mir ein Paar Schuhe die genauso aussehen wie alle Anderen.
„Was ist mit denen?“
„Wie gefallen die dir.“
Es reicht, ich hab die Schnauze voll von grauen Turnschuhen.
„Miranda, es reicht.“
Ich deute ihr schauen als verdutzt.
„Ich hab keine Ahnung, was du mit den Schuhen willst und auch keinen Schimmer was gut aussieht oder nicht. Und erst Recht habe ich keine Lust mehr dir bei deinen Einkäufen nach dem Maul zu reden, weil ich denke, dass du es hören willst.“
Sie schaut mich immer noch so an.
„Ich interessiere mich kein Stück für graue Turnschuhe. Und für Heute habe ich definitiv genug Interesse geheuchelt. Ich hab alles und werde dann gehen.“
Ich warte ihre Reaktion nicht ab und gehe. An der Kasse holt sie mich ein. War auch nicht schwer, schließlich muss ich auf die drei Rentner mit ihren tollen Geschenken für die Enkel (Barbie Traumhaus, Roboduck und Fizzy Sure) warten.
„Na endlich.“ meint sie.
„Was?“
„Hast du deinen eigenen Verstand wieder gefunden.“
Aua, der hat gesessen, aber Recht hat sie.
Auf dem Weg treffe ich Miranda.
„Moin.“
„Ahoi, noch was vor?“ fragt sie mich.
„Japp, muss Schuhe kaufen.“ meine ich, und deute auf meine zertretenden Treter. In dem Moment schießt es mir ins Gehirn wie panzerbrechende Munition. FEHLER!! Nicht Schuhe zu kaufen. Das habe ich tatsächlich dringend nötig. Meine Winterstiefel sind zu warm geworden, und meine Halbschuhe vom letzten Jahr halten zwar noch an den Füßen, aber auch nur mal eben so. Und im Moment sieht es tatsächlich so aus als hätte ich hungrige Bahnhofspenner an den Füßen. Sie reißen vorne das Maul auf und sehen auch sonst ziemlich zerlumpt aus. Von den Parallelen im Geruch mal ganz zu schweigen.
Also Neuanschaffung gefragt. Aber ich wollte erklären warum es ein Fehler war dies zu sagen.
Ganz einfach Miranda ist eindeutig weiblich.
„Toll, kann ich mitkommen?“
War ja klar.
Und ablehnen kann ich das jetzt wohl auch schlecht. Als ich zusammen mit ihr zum Bus stapfe erinnere ich mich dunkel an ihren Schuhschrank. Wie jeder Schuhschrank einer weiblichen Besitzerin krümmt auch ihrer Raum und Zeit. Nur ihrer ist da noch etwas besonderes. Ihrer hat genügend Masse, dass Handtaschen in Parabeln um ihn kreisen. Ich habe nicht hinein gesehen aus Angst hinter den Schwarzschild-Radius zu kommen. In ihm finden sich wahrscheinlich Unmengen an unterschiedlichsten Fußbekleidungen. Die Hackenschuhe die so schön zu dem Konfirmationskleid gepasst haben, das ihr nicht mehr passt. Die Turnschuhe mit der weißen Sole die in Sporthallen Pflicht sind. Natürlich in vier verschiedenen Farben passend zur Hose und zum Top. Die Straßenschuhe, Klompen, drei Paar Winterstiefel, irgendwas mit Riemen Schleifen und was Frau sonst auch nur einmal im Leben trägt. Dazu Strandsandalen, Wiesensandalen, Stadtsandalen und Gummistiefel.
Aber sag sowas mal einer Frau, verstehen werden sie es nie.
Weiter erklären muss man in diesem Fall allerdings, das Miranda ja nicht nur Frau sondern auch Mathematikerin ist. Als solche ist sie in der Lage logisch zu denken, und bewusst Entscheidungen zu fällen. Ja ich würde sogar soweit gehen, dass ich sie mal in einer Hose gesehen habe deren Taschen dazu in der Lage waren die Gegenstände des täglichen Gebrauchs aufzunehmen. Bei Schuhen setzt dies allerdings aus. Des weiteren kann man sich bei ihr kaum vorstellen, dass es so ist, da immer wenn man sie sieht, sie graue Turnschuhe trägt. Ich könnte zwar wetten, dass man unterschiedliche Streifen auf ihnen findet, oder das Fußbett farblich auf die Socken abgestimmt ist. Aber mal ehrlich wen interessiert es schon was Frauen für Schuhe tragen. Und im Allgemeinen ist es den Stress nicht wert den man sich macht wenn man Versucht darüber zu reden. Ihre Kreditkarte zu sperren ist da wohl einfacher.
Aber ich bin ja nicht mit ihr verheiratet, und da sie nicht einmal meine feste Freundin ist muss ich ihr auch nichts schenken. Auch muss mir nicht auffallen, wenn sie neue Schuhe hat. Was ich aber wahrscheinlich muss, ist in den nächsten Stunden von Laden zu Laden tingeln und ihr sagen wie ihr die grauen Turnschuhe stehen. Und welche der grauen Turnschuhe besser zu ihren Augen passen, oder so.
Der erste Anlaufpunkt ist der Deichmann im Einkaufszentrum. Ich bestehe darauf hier anzufangen, schließlich habe ich schon seit langem jedes Jahr mindestens ein Paar Schuhe da gekauft. Jedes Jahr, weil die Dinger pünktlich dann auseinander fallen, wenn man den Kassenzettel verloren hat. Aber Dafür kosten sie auch nur super billige Zwanzig Euro. Natürlich besticht der Laden dadurch, dass alle Schuhe die halbwegs annehmbar sind nur in Größen zu haben sind die einem auf keinen Fall passen. Letztes Jahr hat dieser Umstand dazu geführt, dass ich braune Turnschuhe mit einer weißen Linie kaufen musste. Braune Schuhe sind ganz in Ordnung, aber irgendetwas Weißes an den Füßen zu haben, dass bei jedem Schritt unter der Hose hervorschaut und blinkt, das macht einen Wahnsinnig. Und irgendwann will man sich mit Anlauf in den Fuß schießen. Ich habe das Problem schließlich mit einem schwarzen Edding gelöst, und dem Filialleiter in den Fuß geschossen.
Aber wirklich traurig bin ich nicht, dass diese nun ausgetauscht werden müssen.
Ebenfalls ausgetauscht wurde der Filialleiter. Dies erkenne ich daran, dass niemand ängstlich verschwindet als ich den Laden betrete. Miranda verzieht sich mit einem freudigen Seufzen in Richtung Damenturnschuhe. Ich suche die Herrenabteilung auf. Diese finde ich auch nach längerem Suchen. Der neue Filialleiter hat umgeräumt, mit dem Ergebnis, dass nur noch zwei Regale mit Herrenschuhen gibt, dazu ein Regal mit Turnschuhen. Der Platz der freigeworden ist, wurde für eine extra Abteilung für graue Damenturnschuhe genutzt. Und so findet sich Miranda direkt neben mir wieder ein. Ich überschaue die Lage kurz, und stelle fest, dass es zwei Modelle gibt die ich anziehen würde wenn ich betrunken genug bin. Und eines das ich auch nüchtern ertragen kann. Natürlich gibt es nur von einem dieser Schuhe die Größe 45. Aber he, wenn die Dinger so häßlich sind muss ich halt öfter saufen. Ich mache den Stirn-Test, wobei Miranda mich beobachtet und mich verwirrt ansieht. Bei dem Stirn-Test geht es darum den Schuh an der Spitze zu fassen und sich den Hacken selbst gegen die Stirn zu schlagen, ein Schuh der sich angenehm tragen lässt fühlt sich dabei irgendwie gut an. Das liegt an den persönlichen Vorlieben für Federkraft im Schuh.
Achtung, nicht mit Hackenschuhen machen, könnte ins Auge gehen.
Dies erkläre ich auch Miranda welche wenig überzeugt nickt, und lieber ein Paar graue Turnschuhe anprobiert.
Wenig später weiß ich, dass ich mangels Alternativen noch in einen anderen Laden gehen muss, zwar sind die Schuhe wirklich billig und hässlich, aber ich kann in den Dingern nicht pogen.
Die Leute schauen immer so seltsam wenn man das im Laden ausprobiert, und die Verkäuferinnen sind auch immer leicht angepisst, selbst wenn man ihnen wieder vom Boden aufhilft. Aber sowas muss man testen, das ist wichtig.
Fazit aus dem Deichmann: Ich muss noch wo anders hin.
„Du sag mal wie gefällt der dir?“ fragt mich Miranda unverhofft.
Ich starre auf ihre Füße und kann beim besten Willen keinen Unterschied erkennen. Ein Blick in den offenen Karton neben ihren Füßen überzeugt mich davon, dass sie aber nur einen von den neuen an hat.
„Welcher?“
„Der rechte.“
„Von dir aus, oder von mir aus.“
„Von mir aus.“
„Öhm,“ ach was soll es, es lebe die Ehrlichkeit. „Sind das nicht die selben?“
„Nein“ Ich ernte einen strafenden Blick. „Die haben doch da diesen malvefarbigen Streifen“
Tatsächlich, ist zwischen Sole und Leder ein schmaler Streifen in einer Farbe deren Namen wohl nur Frauen kennen.
„Ah, ja klar.“
„Und?“
„Was und?“
„Na, sehen die gut aus kann ich die tragen.“
FANGFRAGE!! Denke ich mir und sage trotzdem was sie hören will. Oder wovon ich hoffe, dass sie es hören will.
„Sehen klasse aus.“
„Wirklich? Oh danke.“
Treffer, mal ehrlich, es gibt auch Frauen die diese Frage stellen weil sie ein „nein“ hören wollen.
„Besser als meine alten?“ hakt sie nach.
Verdammt, darauf gibt es nun tatsächlich keine Antwort, entweder beleidige ich die neuen oder die alten Schuhe. Super! Da bleibt nur eines: Diplomatie.
„Also ich denke, dass zu der Hose die alten besser aussehen, aber zu einem etwas anderen Blau in der Jeans sind die besser.“
„Ja, da hast du recht.“ Ich glaub ich werde zum Frauenversteher.
Wenig später bezahlt Miranda ihre Schuhe bei einer typischen Schuhverkäuferin. Typisch heißt in diesem Fall, 45 jähriges Sonnenstudioopfer mit frühlingsfarbenden Klamotten, fünfzehn Centimeter Lippenstift und einer Parfumfarne bis zum Friedhof. Aber man soll solche Leute ja nicht mögen, sie sollen einem nur die Schuhe verkaufen.
Wir gehen weiter zu einem Schuhladen in der Innenstadt den Miranda vorschlägt. Dort angekommen:
„Du Miranda, wo sind denn hier die Herrenschuhe?“
„Öhm.. ups.“
„ups?“
„Die gibt’s hier nicht.“
„Hm, dann geh ich mal weiter.“
„Aber die haben hier ganz tolle Schuhe. Und die grauen..“
Da ist sie schon weg. Ich folge ihr langsam zu den Turnschuhen.
Geduldig warte ich ab, während sie Schuhe anprobiert.
„Und wie gefallen die dir?“
„Wirklich toll“ Sage ich zu den grauen Turnschuhen, die aussehen wie alle anderen Schuhe.
„Und die?“
„Miranda,“ unterbreche ich sie. „So gerne wie ich auch deine grauen Turnschuhe mag, meine eigenen Schuhe trinken gierig das schleimige Wasser der Straßenfützen. Und ich bekomme nasse Füße.“
„Ich muss nur noch eben die da anprobieren.“
„Kennst du noch einen Laden? Hier in der Nähe?“ frage ich sie um sie um auf ein Thema zu bringen bei dem ich hoffen kann selbst an Schuhe zu kommen.
„Ja, da ist der gegenüber vom Dom, der ist auch gut.“
„Hat der Herrenschuhe?“
„Hm...“
„Ok, noch einen mit Herrenabteilung?“
Also gehen wir weiter und schauen nach was die entsprechende Abteilung im Galleria Kaufhof zu bieten hat.
Kaum da verliere ich Miranda wieder an die grauen Turnschuhe. Naja wohl besser so. Ich schau mich um und finde tatsächlich ein Paar Treter die wohl im Zwischenraum zwischen Herren und Turnschuh anzusiedeln sind. Klar sind die Dinger damit total Mainstream aber das ist meinen Füssen egal, die wollen nur laufen. Und passen tun die Dinger auch. Ich lege den Karton an die Kasse und sage der Kassiererin (Bauchfreies Topp, Geschmackfreie Frisur, Kuhring durch die Nase, und blonder als ihr gut tut, aber solange sie mir nachher meine Schuhe wieder gibt und die Scannerkasse benutzen kann werde ich nicht meckern) sie soll die aufbewaren.
Dann suche ich wie ein pflichtbewusster Ehemann das Weibchen mit dem ich hier aufgeschlagen bin.
Diese präsentiert mir Stolz einen Satz Turnschuhe der Farbe grau.
„Und was ist mit denen?“
„Welcher ist der neue?“ frage ich leicht resigniert.
„Der rechte.“ antwortet sie leicht entnervt.
„Hm, jo, kannst du tragen.“
„Meinst du nicht, dass der meinen Fuss zu fett aussehen lässt?“
„Nein, gar nicht.“ Antworte ich mit der Hoffnung, dass sie es hören will.
„Und die?“ Sie zeigt mir ein Paar Schuhe die genauso aussehen wie alle Anderen.
„Was ist mit denen?“
„Wie gefallen die dir.“
Es reicht, ich hab die Schnauze voll von grauen Turnschuhen.
„Miranda, es reicht.“
Ich deute ihr schauen als verdutzt.
„Ich hab keine Ahnung, was du mit den Schuhen willst und auch keinen Schimmer was gut aussieht oder nicht. Und erst Recht habe ich keine Lust mehr dir bei deinen Einkäufen nach dem Maul zu reden, weil ich denke, dass du es hören willst.“
Sie schaut mich immer noch so an.
„Ich interessiere mich kein Stück für graue Turnschuhe. Und für Heute habe ich definitiv genug Interesse geheuchelt. Ich hab alles und werde dann gehen.“
Ich warte ihre Reaktion nicht ab und gehe. An der Kasse holt sie mich ein. War auch nicht schwer, schließlich muss ich auf die drei Rentner mit ihren tollen Geschenken für die Enkel (Barbie Traumhaus, Roboduck und Fizzy Sure) warten.
„Na endlich.“ meint sie.
„Was?“
„Hast du deinen eigenen Verstand wieder gefunden.“
Aua, der hat gesessen, aber Recht hat sie.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen