Mittwoch, 2. April 2008

Fasching

Ich bin mit Fred in der Tankstelle um die Ecke und spiele Mikrowelle-versauen. Beim Mikrowelle-versauen geht es darum Dinge in der Mikrowelle zu zerstören, irgendwas das nett platzt. Und am besten nimmt man dafür eine Mikrowelle mit Sichtfenster, die einem nicht selbst gehört. Und da die DEA um die Ecke Mikrowellenfraß zum sofort essen anbietet, bin ich schon seit einer knappen halben Stunde dabei dem Tankstellenpersonal den Abend zu versauen. Denen wird das Putzen wirklich Spaß machen. Wobei ich ihnen dabei auch nicht viel mehr Umstände mache als sonst. Schließlich ist Rosenmontag und hier laufen ein Haufen Irre herum. Und wenn die nachher schon den ganzen Konfettikram auffegen müssen. Und die Kotze aufwischen. Dann macht die Mikrowelle auch keinen großen Unterschied mehr.
Und so eine Knackwurst knackt recht wurstig in der Welle.

Ich packe ein faules Ei hinein und sehe mich nach Fred um. Dieser unterhält sich schon eine ganze Weile mit einem kostümierten Mädel. Clownskostüm, nicht gerade kreativ aber schlecht sieht sie nicht aus. Zum Glück bin ich die Närrinnen bald los, denn ihre Freundinnen haben ihr Bier bezahlt und wollen nun gehen, oder torkeln, oder so. Eigentlich würde ich auch ganz gerne gehen. Mir wird es hier zu bunt.

An Tagen wie Heute, sprich Faschingstagen, soll man als normaler Mensch zu Hause bleiben, den Fernseher auslassen und ein paar Tage später wieder raus gehen. Im Fernseher laufen nur irgendwelche Karnevalsshows und auf der Straße der betrunkene Rest dazu. Der Humor liegt tiefer als die Schiffskapelle der Titanic. Und würden nicht auch die Höschen auf Halbmast hängen, dann würden wohl die Kerle zum Großteil zu Hause bleiben. Aber im Moment gehen die meisten Leute hier als Rumfaß, egal welches Kostüm sie tragen. Das währe ja gar nicht so schlimm, eine wilde Feier ist doch immer wieder was gutes. Was mich stört ist, dass in diesen Tagen alle auf Kommando fröhlich sein müssen. Dieser Kommandospaß ist etwas für Leute die auch sonst immer brav tun was man ihnen sagt.
Außerdem mag ich persönlich keine Kostüme.

Gerade als hinter mir das Ei in der Mikrowelle platzt kommt Fred wieder zu mir.
„Du wir sind Heute auf eine Party eingeladen“
Ich schaue ihn misstrauisch an.
„Vergiss es.“
„He komm, das wird total toll.“
„Nein.“
„Aber da ist auch dieses Mädel.“
„Und?“
„Komm, ich muss da hin gehen, hast du die Frau gesehen?!“
„Ja.“
„Also kommst du mit.“
„Nein.“
„Aber du musst!“
„Wieso?“
„Weil ich ihr gesagt habe, dass wir noch ne Party suchen und du mit kommst.“
„Wieso?“
„Ich kann doch da nicht alleine hin gehen, dann sieht das doch so aus, als würde ich mich an sie ran schmeißen.“
„Tust du doch.“
„Ja, aber das darf sie nicht wissen.“
„Mir egal. Ich geh auf keine Faschingsparty.“
„Du kannst mich doch jetzt nicht hängen lassen.“
„Doch kann ich.“
„50 Euro.“
„Hundert“
„Ok.“
„Aber ich werde mich nicht verkleiden.“

So bin ich einige Stunden später ohne Kostüm auf einer Faschingsparty. Diese findet in einem kleinerem Haus am Rande der Stadt statt. Mit Garten, in dem nichts ist, einer Garage, in der auch nichts ist, und mehreren Zimmern in denen zu viel ist. Zu viele Menschen. Fred verschwindet quasi instantan mit der Angebeteten aus der Tankstelle und ich hocke mit einem Haufen angetrunkener Kostümträger in einem Raum. Naja, das mit dem betrunken sein ist wahrscheinlich eine gute Idee hier. Also drängle ich mich zu den Getränken.
„Öh, du hasssst ja gar kein Kossstüm.“ lallt mich ein Typ mit Lederjacke und Sonnenbrille von der Seite an.
„Natürlich hab ich ein Kostüm an!“ rege ich mich künstlich auf.
„Eh, wasss bisstn du dan?“
„Ich bin ein Faschingshasser!“
„Eh cool.“
Ich lasse ihn stehen und schlängle mich weiter zu den Getränken. Hinter mir höre ich ihn noch brüllen, „Eh geil, der geht alssss Fasschöhngsshassser.“

Wenig später bin ich von einem Bauarbeiter, einem Indianer, einem Cowboy und eben jenem Typen in der Lederjacke umzingelt. Egal wie gerne und oft ich selbst betrunken bin, ich hasse es von Leuten umgeben zu sein, die wesentlich betrunkener sind als ich. Und dieses ist im Moment definitiv der Fall.
„Eh, ich sachss ja.“ Der von eben.
„Wo habt ihr denn euren Polizisten gelassen?“ frage ich ihn.
„Eh, wasssn fürn Polizist.“
„YMCA.“ meine ich.
„Wass solln der misst.“ wendet der Indianer ein.
„Na du bist ja ein echter Macho Man“
„Wer issst hier ein Macho Man?“ der Cowboy.
„Ja, das müsst ihr doch wissen.“
„Eh der will uns verarschen.“ sagt der Bauarbeiter zu sein Freunden.
„Ich euch verarschen? Ne wieso, wart ihr mal in der Navy?“
„Eh, wasn fürne Navy.“
„Ich geh dann mal.“ Es wird Zeit dieses sinnlose Gespräch zu beenden.
„Wo willsstn du hin?“ fragt mich der Typ in der Lederjacke als ich mich an ihm vorbei drängle. Ich drehe mich um und schaue ihm ins Gesicht. Ohne eine Miene zu verziehen sag ich ihm.
„I'm going west.“
„Warum?“
„Can't stop the Music.“ rufe ich als ich in die Küche verschwinde.
Leider werden sich die Typen so nicht abservieren lassen. Und ich hab es noch nicht einmal geschafft mir etwas zu trinken zu besorgen. In der Küche finde ich Rum und Cola. Sieht nach einem Anfang aus. Wie erwartet tauchen die Vier hinter mir wieder auf und dieses mal engen sie ich wirklich ein.
„Du bissscht wohl ein gansssz Kluger. Wie?“
„Ja könnte man so sagen.“ Die Vier scheinen es aber nicht zu sein.
„Eh, du bisscht echt ein gannssz Kluger.“
„Du wiederholst dich.“
„Eh, ich wiederhole mich gar nich.“
„Na wenn du das sagst.“
„Eh, ich sag hier gar nichts.“
„Wär besser.“
„Ssach mal wisscht du misch anmachen?“ Die anderen grunzen zustimmen.
„Ne, siehst nicht gut genug aus dafür.“
„Eh, ich scheh prima auss.“ Wieder drei zustimmende Grunzer.
„Naja trinken?“
„Eh ich will nischts trinken.“
„Na komm, hier dann ist auch Ruhe.“
„Wassh soll ichn trinken?.“
„Ich mix dir was, was besonderes.“
„Mir auch.“
„Mir auch.“
„Ich auch.“
Ich durchsuche die Küchenschränke und finde tatsächlich Rizinusöl. 4cl Rum, etwas Zitrone in ein Longdrinkglas geben und das dann mit Rizinus auffüllen. Ergibt den wirklich unbeliebtesten Cocktail: Kotzklumpen. Der Name ist etwas irre führend. Die meisten Leute kotzen davon keine Klumpen.
„Der ssschmeckt aber sseltsjam.“
„Da fehlt auch noch die Olive.“
„Ehh.“ meldet sich auch der Indianer zu Wort.
„In München trinken die das alle.“
Bei einigen Bayern funktioniert es tatsächlich ihnen zu sagen, dass die in München das auch so machen. Sie haben zwar keine Ahnung von der Stadt, aber machen alles was da wohl auch gemacht wird.
„Na dann.“ Und es klappt auch hier. Der Cowboy schüttet sich das Glas auf ex hinter die Kiemen. Die anderen Drei tun es ihm nach.
Kaum eine Minute später bin ich sie alle los. Sie stürmen aus der Küche in Richtung Klo. Der Indianer und der Cowboy bleiben dort in der Tür stecken. Die anderen beiden schaffen es das Klo zu treffen. So eine Sauerei. Ich merke mir, dass ich im Laufe des Abends nicht zum pinkeln auf das Klo gehen werde. Schade ist, dass die Biervorräte in der Badewanne in eben jenem Bad gekühlt und gelagert werden. Fazit: heute kein Bier sonder Rum.

Frei nach dem Motto: Ist die Party noch so schlecht, besaufen tut man sich erst recht. Schenke ich mir ein großes Glas Rum-Cola ein. Nach dem zweiten Glas in Druckbetankung ist es Zeit sich umzusehen ob nicht doch irgendwas vernünftiges hier anzufangen ist. Und tatsächlich tut sich da ein Lichtschein auf. Denn direkt vor einer Partyfackel im Flur (irgendwie Leichtsinnig auf einer Party in einem geschlossenen Raum offenes Feuer zu haben) steht ein Mädel dem es ähnlich wie mir zu gehen scheint. Sie trägt ein abgerissenes T-Shirt, einen klassischen roten karierten Rock und Springerstiefel mit bunten Schnürsenkeln. Glas klar, da ist eine Punkerin auf einer Party gelandet auf die sie nicht wollte.
Ich gehe zu ihr rüber.
„Moin.“
„Hm..“
„Wer hat dich denn hier her geschleppt?“
„Der da.“ Sie ist nicht gerade gesprächig, deutet aber auf einen Typen im Batman Kostüm der gerade eng mit einem Weib im Feenkostüm tanzt. Also ähnlich wie bei mir, ein Typ der nicht alleine kommen konnte um die Frau anzubaggern. Wenn er sich mit Fred zusammen getan hätte, hätte ich heute meine Ruhe und sie wohl auch.
„Na, auch nur da, damit dein Freund nicht so alleine beim baggern ist?“ versuche ich noch einmal etwas Smaltalk.
„Pfft, ja genau.“ antwortet sie. Ihre Laune ist tatsächlich schlechter als meine.
Sie dreht sich zu mir um, und beginnt zu lächeln. Es folgt eine recht nette Unterhaltung, wobei sie weder Terrorgruppe noch Dritte Wahl noch WIZO kennt. Wundert mich zwar aber es gibt genug andere Punkgruppen.
„Was hörst du denn so?“ frage ich sie schließlich.
„Robbie finde ich am besten.“ antwortet sie. Ok, kenne ich nicht aber so schlecht kann die Gruppe ja nicht sein. In dem Moment sieht sie irgend einen Typen im Froschkostüm den ich nicht kenne und verschwindet. Sehr gut, so habe ich Zeit meine Getränke weg zu bringen und mir ein Neues zu holen.

Als ich wieder auf das Treppengeländer, auf dem wir vorher saßen, zusteuere spricht mich das Froschgesicht von vorhin an.
„Resi ist oben in meinem Zimmer.“
„Wer ist Resi?“
Er lächelt leicht verschmitzt quer über das grüne Gesicht.
„Die Kleine mit der du dich gerade unterhalten hast.“
„Ah, so hießt sie also.“
„Wo ist dein Zimmer?“
Er beschreibt mir den Weg und ich gehe ihn.

Am beschriebenen Ort angekommen öffne ich die Tür. Der Raum ist ruhig und scheint der einzige Raum im Haus zu sein in dem keine Leute feiern. Ich gehe rein. Aber Resi sehe ich nicht. Als ich mich im Zimmer umsehe fällt hinter mir die Tür ins Schloß und Resi schließt ab. Auf den zweiten Blick fällt mir auf das sie ihre Stiefel ausgezogen hat, und den Rest auch. Plötzlich fühle ich mich overdrest.

„Woher hast du denn den Schlüssel her?“ irgendwie eine bescheuerte Frage an eine nackte Frau in einem abgeschlossenen Zimmer. Aber wahrscheinlich kann man in so einem Moment sowieso nichts sinnvolles sagen.
„Von Frank.“ antwortet sie.
„Und ihm gehört das Zimmer?“
„Ja, aber...“
Sie unterbricht sich selbst als sie merkt, dass ich mich aufmerksam umsehe. Im Regal über dem Bett sehe ich ein rotes Lich leuchten. Ich stopfe ein Kissen vor die Webcam. So ein Anfänger. Also wirklich, wenn man keine Kamera ohne LED hat, dann klebt man sie ab, oder baut sie aus. Aber die Idee bei so einer Party ein Zimmer für diesen Zweck zur Verfügung zu stellen ist gar nicht mal schlecht.

Aber genau diesem Zweck muss ich mich jetzt mal zuwenden. Oder besser gesagt nicht zuwenden. Denn auch wenn zwischen mir und Miranda eigentlich nichts läuft fühle ich mich irgendwie ihr verbunden und hätte arge Probleme damit, mich an einem anderen Mädchen gütlich zu tun. Ich bin in der Beziehung etwas altmodisch.
Auch wenn sie zugegeben verdammt gut aussieht und wohl auch einen ebenso guten Rasierer hat.
Aber wenn ich mir das ganze, und sie, so ansehe gelange ich zu dem Schluss, dass das Outfit wohl doch nur Kostüm, und sie freiwillig hier war. Was auch ein sehr interessantes Licht auf die momentane Situation wirft. Ein sehr interessantes Lich wirft ebenfalls die gerade von ihr angezündete Kerze auf ihre Brust.

Ich schüttele den Gedanken ab und beschließe auf des Pudels Kern zu kommen. Nur muss sie sich dafür erstmal wieder anziehen.
„Spielen?“ frage ich.
Sie legt mir je einen Arm auf eine Schulter und kommt dichter.
„Ja, spielen?“ antwortet sie verführerisch
„Poker?“ wende ich ein. Sie ist verwirrt.
„Poker?“ wiederholt sie mich.
„Strip-Poker.“ wende ich ein
„Aber ich bin doch schon nackt.“ Da hat sie recht.
„Japp, dann ist es für dich reversed.“
„Reversed.“ Ihre erneute Wiederholung zeigt mir an, dass sie mich nicht wirklich versteht.

Wenig später sitze ich mit zwei Pärchen auf der Hand vor ihr auf dem Bett. Sie trägt inzwischen wieder den Großteil ihrer Unterwäsche.
„Weist du eigentlich wie ich heiße?“ frage ich sie.
„Nein.“ gibt sie zu.
„Will sehen.“
„Zwei Asse.“
„Zwei Könige, zwei Damen. Hier hasst du deinen Rock. Der Typ da untern ist mehr als nur ein Freund?“
„Wer?“ versucht sie mich zu belügen.
„Batman. Du gibst.“
„Ja.“
„Aha.“
Ich schaue mir meine Karten an, und sorge dafür dass ein Ass aus meinem Ärmel kommt damit ich über ihre drei Könige komme. Schon ein seltsamer Zufall, dass ich gerade heute gezinkte Karten dabei habe.
„Ich will sehen.“ sagt sie.
„Und du wolltest mit mir schlafen um es deinem Typen heim zu zahlen.“ sage ich, als ich ihr die besagten Asse zeige und nach ihrem T-Shirt greife.
„Ja.“ sagt sie und es scheint ihr jetzt irgendwie peinlich zu sein.
„Soll ich mich um deine Rache kümmern?“
„Wie soll ich das verstehen?“
„Die Frage ist eher willst du ihn wieder haben, oder nie wieder sehen?“
„Nie wieder sehen.“
„Das lässt sich einrichten.“
„Was willst du?“ fragt sie leicht besorgt.

Ich setze mich an den PC im Raum und gehe online.
„Wie heißt er?“
„Gerald.“
„Nachname?“
„Heinrich.“
„Gut, was hältst du davon wenn ihn die Polizei heute Abend mitnimmt?“
„Wie meinst du das?“
„Vertrau mir.“ meine ich mit einem Verschwörerischen lächeln.
„Bleibt mir was anderes übrig.“
„Wenn du ihm was auswischen willst dann nicht.“
„Na dann.“

„Wir treffen uns unten“ sage ich ihr. Sie schaut mich fragend an.
„Geh!“
Sie geht zögernd zur Tür.
„Und Resi?“ rufe ich ihr nach, „besorg mal eine Leiter und einen Kasten Bier und bring es zur Garage.“
„Wozu?“
„Wird lustig.“
„Aber Resi?“
„Ja.“
„Kein Bier aus der Badewanne?“
„Wieso?“
„Das ist zum kotzen.“
Sie schaut mich fragend an. Ich reagiere nicht weiter.
Sie geht und ich frage mich gerade wirklich ob ich es mit den Geheimnissen nicht übertrieben habe. Aber andererseits würde es die Überraschung zerstören.
Ich nehme die nötigen Änderungen an der Datenbank der Polizei vor. Seit meinem letzten Aufenthalt im Präsidium habe ich einige interessante Passwörter mehr.

Dann baue ich die LED aus der Webcam und stelle sie zurück ins Regal. Das Signal leite ich auf meinen eigenen Server um wo es gespeichert wird. Dann gehe ich.
Als ich mich noch mal im Zimmer umsehe fällt mir auf, dass die Kamera noch nicht optimal steht. Ich nehme einen Ringordner aus dem Regal und entsorge den Inhalt in den Mülleimer. Kein Student braucht seine Mitschriften in Anorganischer Chemie wirklich. In den Vorlesungen schreibt man mit damit man nicht einschläft. Oder wenn man einschläft wenigstens von der Versicherung Geld für „Stift im Auge“ bekommt.
Ich stelle die Kamera hinter das Loch im Ordner und stelle diesen wieder ins Regal. Das Ergebnis überzeugt mich. Man kann sie nicht sehen, und der Winkel ist besser.
Wahrscheinlich lässt sich mit den Aufzeichnungen der Nacht eine mittelgroße Summe bei den einschlägigen Internetseiten verdienen.

Dann gehe ich um zu erledigen was ich versprochen habe. Auf jeden Fall wird es die Langeweile beheben.
Auf dem Weg in die Küche treffe ich auf Fred und seine Bekannte, ich drücke ihm den Schlüssel zu dem besagten Zimmer in die Hand. Bleue ihm aber auch ein, dass er unbedingt etwas vor den Anorganischen Chemie Ordner stellen soll.
Ich mein wenn er mich schon bezahlt kann er für sein Geld auch was bekommen, aber nicht von mir, jedenfalls nicht das.

Im Flur im Erdgeschoß wird mein direkter Weg in die Küche erneut unterbrochen. Als ich mich gerade durch den Flur drängle fällt mir ein Pärchen auf welches gerade zur Haustür hinein kommt. Sie sind im Partnerlook unterwegs. Beide haben sich als Polizist maskiert. Und die Kostüme sind wirklich gut, mit Schlagstock und Pistole. Beides sieht richtig echt aus. Sogar das hässliche Kackgrün was bei den Uniformen so üblich ist haben sie getroffen.
Ich spreche die beiden an.
„Moin, cooles Kostüm.“
„Äh, na..“ Setzt sie an, sie scheint einige Jahre jünger zu sein als er. Er trägt, wie ich jetzt im schein der Partyfackel erkennen kann, den üblichen Schnauzbart. Ob der wohl echt ist. Ich unterbreche sie.
„Wirklich, sieht extrem echt aus, ich würde euch beinahe glauben, dass ihr echt seid.“
„Wir sind echt.“ Diesmal er.
„Ja klar, ihr wollt mich doch verarschen. Hast du Schnaps in dem Stock drin?“ ich deute auf seinen Schlagstock.
„Wie Schnaps?“ er scheint verwirrt, wahrscheinlich kennt er die hohlen Stöcke nicht.
„Naja, geht ja auch so.“
„Kann ich den Hausherren sprechen?“ fährt er mir dazwischen.
„Klar immer schön in der Rolle bleiben.“
„Wo ist er?“
„Ich hab keine Ahnung, ich weiß nicht mal wem das Haus hier gehört. Nen Drink?“
„Wir sind im Dienst.“ antwortet sie.
„Ihr habt eure Rolle echt drauf, könnt aber etwas langweilig werden, die Party ist ohne Alkohol nicht zu ertragen.“
„Ach ja.“
Der Flur ist inzwischen erstaunlich leer geworden.
„Kann ich euch ne Kippe anbieten?“
„Nein.“ antwortet er schroff
„Keine Angst, ist nur Tabak drin ihr seid ja im Dienst, da kann ich euch ja kein Gras anbieten.“
„Nein, wer veranstaltet die Party?“ fragt sie.
„Keine Ahnung, ich glaub der Frosch dahinten.“
„Was macht eigentlich die Fackel hier?“ fragt er.
„Brennen, nehme ich an.“
„Das widerspricht aber den Brandschutzbestimmungen.“
„Ihr habt eure Rolle wirklich drauf.“
„Die muss aus gemacht werden.“
„Ne.“ mein ich „geht nicht die sieht hier klasse aus.“
„Wo ist der nächste Feuerlöscher?“
„Wen interessiert das schon.“
Die beiden sind wirklich cool.
„Da muss ein Eimer Wasser daneben.“
„Wenns euch Freude macht.“
„Ne, nicht wenn es uns Freude macht.“ regt er sich auf. „Du stellst da jetzt einen Eimer Wasser daneben.“
„Zu Befehl Sir.“ Ich salutiere und gehe. Sie sollen ihren Spaß haben.

Während ich einen Eimer suche, suchen die Beiden den Frosch-Typen auf. Als ich einen Eimer habe gehen die Beiden schon wieder. Waren vielleicht auf der falschen Party. Ich fülle meinen Fund mit Wasser und stelle ihn zu der Fackel. Die Musik wird leiser, was mich nicht weiter stört, da sie eh nicht so toll war.
Schade eigentlich, dass die Beiden im Polizistenkostüm gegangen sind, die waren echt cool drauf.

Ein paar Polizisten hätte ich jetzt eigentlich gut gebrauchen können, echte natürlich keine verkleideten. Dann hätte ich Batman gleich abtransportieren lassen können. Aber das würde nicht so viel Spaß machen, und ich könnte die Leiter und den Kasten Bier an der Garage nicht gebrauchen. Und da Resi beides schon besorgt hat, könnte ich eigentlich endlich den Rest erledigen.

Also ab in die Küche, genauer gesagt zum Kühlschrank. In diesem ist zwar kein Bier, das steht wie gesagt in der Badewanne, dafür aber Würstchen. Ich stecke eine Packung in die Tasche meiner Jacke. Auch wenn ich mich schon jetzt wie Syd im Lucas Arts(TM) Adventure „Maniac Mansion“ fühle suche ich weiter Gegenstände im Haus zusammen. Zum Glück liegt hier alles nötige herum, und ich habe ein genügend großes Inventar.
Nimm Messer. Schaue an: Messer. Ein normales Küchenmesser.
Nimm eine Weintraube. Schau an: Weintraube. Eine wollig weiche, wohl gereifte Traube, schmackhaft.
Schaue an Mikrowelle: Microwave 3000(TM), mit über 1500 Watt der Ferrari unter den Wellen, trocknet ihren Hamster nicht nur schießt ihn auch zum Mond. Achtung zu klein für Katzen.
Benutze Messer mit Weintraube. Schaue an: Geschnittene Weintraube. Zwei halbe Weintrauben, beide wiederum fast halbiert nur immer noch am Stumpf verbunden. Schick, ein echter Serviertip.
So nun nur noch eins.
Benutze Geschnittene Weintraube mit Mikrowelle. Das ist jetzt noch nicht möglich.
Stimmt. Es wäre dumm die Mikrowelle jetzt einzuschalten. Ich brauche eine Zeitschaltuhr.
Gehe zu: Abgeschlossenes Zimmer. Ich wusste ich hätte Fred den Schlüssel nicht geben sollen, jetzt muss ich warten bis die fertig sind. Aber es geht nicht anderes in dem Zimmer liegt die benötigte Uhr herum. Da ich ungeduldig bin überlege ich ob es eine andere Möglichkeit gibt das Quest zu lösen.
Die Idee, die es Wert ist zu probieren führt mich zum Sicherungskasten im Flur. Dort kicke ich die Sicherung der Küche. Diese wird auf Schlag dunkel. Es scheint niemanden zu interessieren. Ok, in einem waschechten Lucas Arts(TM) Adventure hätte ich jetzt sicherlich einen Pool auspumpen, einen Esel dressieren und Fusionsreakter programmieren müssen. Wobei letzterer nur vier Schalter gehabt hätte die man in der richtigen Reihenfolge drücken muss. Das Leben ist nun mal kein Adventure.

Naja, eine Sicherung tut es auch und ist einfacher.
Gehe zu Küche.
Benutze Geschnittene Weintraube mit Mikrowelle. Benutze Mikrowelle. Ich stelle sie auf maximale Power für etwa eine Minute. Ich probiere gerne Dinge aus die ich auf Youtube gesehen habe. Damals als die Sache mit Pepsie und Mentos aufkam sah der große Hörsaal der Mathematik aus wie Sau und der Professor war auch sauer, und nass, und verklebt. Aber lustig war es. Und heute Nachmittag dieses Video mit der Weintraube und der Mikrowelle, mal sehen, da stand dabei, dass ich das auf keine Fall zu Hause nach machen soll weil das gefährlich ist. Aber ich bin ja auch nicht zu Hause.

Niemand hat mein tun in der Küche für voll genommen. Ich schlängele mich zwischen ein paar Pappnasen hindurch in den Flur. (Gehe zu Flur). Dort drücke ich die Sicherung wieder hinein. (Benutze Sicherungskasten.) In einem echten Lucas Arts(TM) Adventure würde jetzt eine Videosequenz folgen in dem es ein nettes kleines Plasma in der Mikrowelle gefolgt von einem Feuer zu sehen gäbe. Leider ist es aber immer noch das reale Leben und ich sehen nur eine Flamme und ein Haufen Pappnasen die aus der Küche stürmen. In dieser beginnen die Vorhänge zu fackeln. Ich gehe zur Garage. Der Frosch stürmt an mir vorbei und schnappt sich den Eimer den ich vorhin eigenhändig mit Wasser gefüllt habe. Ok, Wasser stimmt nicht ganz. Wodka trifft es wohl eher. Aber ist ja fast das Selbe. Er benutzt es unbesehen zum Löschen und erntet eine Stichflamme. Natürlich nehme ich vernünftigen Wodka unter 50% brennt doch nicht, weder im Hals noch an der Wand.
Gehe zu Garage.

Dort setze ich mich zusammen mit Resi aufs Dach und öffne jedem ein Bier.
„Du hast die Bude angezündet?“
Mehr und mehr Leute drängen sich draußen.
„Nein, natürlich nicht.“
Sie schaut mich fragend an.
„Jedenfalls nicht, dass es nachweisbar wäre.“
„Und was ist mit Gerald.“
„Wart es ab.“
Die Feuerwehr taucht auf und löscht die Küche. Wenig später kommt auch die Polizei.

„Warum habe ich das Gefühl, dass du nicht ganz unschuldig an der Sache bist?“ spricht Fred der die Leiter hinauf steigt und sich zu uns setzt. Ihm folgt sein Mädel des heutigen Abends.
„Eine Wurst?“ reagiere ich. Er lächelt und belässt es dabei.
„Was ist nun mit Gerald.“ mischt sich Resi wieder ein.
„Da kommt er.“ ich deute auf eine heulende Gestalt die von zwei Polizisten abgeführt wird. Hinter den Dreien schimpft und schreit sein Mädel des heutigen Abends. Wir hören nur Worte wie „perverses Dreckschwein“ durch die Sirenen.
„Was ist mit ihm?“ Resi scheint doch etwas besorgt.
„Oh, seine Neue hat gerade von der Polizei erfahren, dass ihr Batman einer besonderen Perversion frönt.“ Alle schauen fragend. „Es macht ihn an mit Frauen in brennenden Häusern zu schlafen.“ Sie schauen immer noch fragend.
„Er wird wegen Brandstiftung gesucht.“
„Wird er in den Knast kommen?“ Resi ist wirklich besorgt.
„Nein, es wird auffliegen, dass da nichts war. Spätestens bei der Gerichtsverhandlung.“
„Oh.“ meint sie.
„Aber er hat jetzt erstmal ein paar Tage Zeit um nach zu denken.“

Eigentlich ist das Sitzen auf einem Garagendach, mit einem Bier und einer Wurst in der Hand, im wechselnden Schein des Blaulichtes, mit guten Freunden ein wundervoller Abspann. Aber wir sind hier ja nicht in einem Lucas Arts(TM) Adventure.

Sprich mit: Wurst.

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