Samstag, 4. Juli 2009

Diplomarbeit und so..

Nun schreibe ich also meine Diplomarbeit. Oder eher, ich lasse schreiben. Bevor ich mir Gedanken über sinnvollen Inhalt mache programmiere ich lieber ein wenig. Man nehme ein paar wissenschaftliche Artikel zum gegebenen Thema als pdf. Und ein paar Zeilen c++ Code. Fertig. Mein kleines Prog wird jetzt den restlichen Tag aus der Literatur die mir mein Prof gegeben hat eine 60 Seiten Arbeit schreiben. Nur die Einleitung und die Zusammenfassung schreibe ich persönlich. Ist nämlich das einzige was überhaupt gelesen wird. Alles andere ist nur dafür da, dass die Arbeit nach irgendwas aussieht. Eigentlich hatte ich ja vor die anderen Kapitel mit 42 Tausend „bla“ zu füllen. Aber dann hätte es nur irgend ein Depp für Kunst gehalten. Außerdem kann man ein Programm das aus vorhandenen Texten einen neuen kreiert immer wieder gebrauchen. Für Berichte im Job oder so.
Ich stelle also das Programm an und gehe. Es gibt nämlich noch ein paar andere Gründe warum ich meine Diplomarbeit nicht selbst schreibe. Andere neben Faulheit und „aus Prinzip“. Es gibt nämlich noch ein paar Dinge die ich unbedingt machen muss bevor ich diese Uni, diese Stadt und vielleicht auch dieses Bundesland verlassen werde. Mein Zimmer ist schon gekündigt. (Meine Mitbewohner wissen davon noch nichts. Die würden sich nur grundlos freuen.)

Für die erste Sache die ich schon immer mal machen wollte brauche ich zuerst einen Schwarzen Metallkasten. Ich klopfe bei Jörg.
„Moin“
„was willst du?
„Ich hab da so seltsame Schwankungen im Licht und ich glaube dass sie an irgendwas liegen, was bei dir an der Steckdose hängt.“
„Echt?“
„Ist es dir noch nicht aufgefallen?“
Ich spiele in der Tasche mit der Fernbedienung für den Dimmer den ich bei seiner Zimmerbeleuchtung installiert habe. Eigentlich wollte ich mit leichten Änderungen in der Lichtstärke Jörg unterbewusst Nachrichten morsen. Mit dem Ziel dass er Tiefkühlpizzen kauft und mir bringt. Aber das hat nicht funktioniert. Nun ist es aber genau das Richtige für meine Stromschwankungen.
„Stimmt jetzt merke ich es auch“ Stellt Jörg fest.
„Darf ich mich mal umschaun?“
„Klar doch.“
Ich wundere mich mal wieder wie gefährlich leichtgläubig Jörg ist. Ich inspiziere sein Zimmer um dann bei seinem PC stehen zu bleiben.
„Da haben wir das Problem!“ verkünde ich.
„Mein PC?“
„Das Netzteil um genauer zu sein.“
„Oh.“
„Siehst du“ Ich ziehe ungefragt den Rechner unter dem Tisch vor. Und deute auf das Netzteil.
„Was?“
„Da ist ein Lüfter. Drin der erzeugt die Schwingungen“
„Aber wieso denn?“
„Nun er dreht sich, und bei den alten Netzteilen kann es passieren, dass durch die Drehung des Rotors ein Rotierendes ellektromagnetisches Feld entsteht, dass in die Leitung koppelt.“
„Und dann flackert das Licht?“
„Genau.“ Yeah, whatever.
„Und was mache ich nun“
„Auf jeden Fall ausbauen, die Schwankungen könnten sich durch die Stromleitungen auf das Gebäude übertragen und dieses zum Schwanken bringen.“
„Echt?“
„Klar Einstein hat schon gesagt, dass Energie und Masse das selbe ist.“ Ich greife nach einem herumliegenden Schlüsselband und pendele damit. Dann lass ich den Schlüssel in einen Stapel CD's krachen der umstürzt.
„Oh.“
„Ja, das ist ernst.“
„Aber was mach ich denn da?“
„Ein neues Netzteil kaufen.“
„Wo bekomme ich das.“
„Pass mal auf, ich kümmere mich darum, ich muss nur das Netzteil ausbauen.“
„Ok, das ist nett.“
Ich schraube das Gehäuse auf und nehme das Netzteil heraus. Es ist zwar silbern, aber ein bisschen Farbe und eine Zange um die Drähte zu entfernen sollten mir meine schwarze Box beschaffen.

Klar habe ich das Problem jetzt nur verschoben, ich muss immer noch ein Netzteil für Jörg besorgen, denn dieses hier wird mein Vorhaben wohl kaum überleben. Ich klebe noch ein großes „ACHTUNG GEFÄHRLICH“ Schild auf das Netzteil. Dann schnappe ich mir ein Netz und Seile und fahre zur Uni.

Dort Lege ich das Netz aus, spanne die Seile zu einer Umlenkrolle und lege den als hoch gefährlich gekennnzeichnetten schwarzen Kasten darauf. Dann verstecke ich mich hinter einem Pfeiler. Ich muss keine 10 Minuten auf ein geeignetes Exemplar des gemeinen Physikers warten. Er ist Doktorand und gehört damit zum älteren und erfahrenerem Teil der Gattung Physiker. Er biegt in den Flur ein und schnüffelt. Er hat Witterung aufgenommen. Vorsichtig schleicht er auf seine Beute (der schwarze Kasten) zu. Er beäugt die Beute von allen Seiten und greift dann zu.
Ich ziehe ihn im Netz unter die Decke, was der Physiker mit einem kurzen Schnaufen quittiert.
Ich schaue mir mein gefangenes Exemplar an. Dieses hat wohl bemerkt, dass es gefangen ist, ignoriert es aber da all seine Sinne noch durch das neuartige technische Objekt gefangen sind. Wie erwartet vergisst er darum alles um sich herum. Er hat sogar schon begonnen es aufzuschrauben.
Ein wahres Wunder der Natur. Ich lasse ihn hängen und gehe. Wohl wissend, dass er sobald er herausfindet, dass es sich um ein ordinäres Netzteil handelt es fallen lassen wird um sich dann mit seinem Schweizer Taschenmesser aus dem Netz zu befreien.

Man sollte bei diesem Experiment darauf achten, dass an dem Köder schrauben verwendet sind die mit Handelsüblichen Schraubenziehern zu öffnen sind. (Wobei Handelsüblich bedeutet, dass es irgendwo auf der Welt gehandelt wird, oder mal gehandelt wurde. Selbst wenn es Schrauben sind die nur das Russische Militär verwendet wird ein Physiker einen entsprechenden Dreher haben. Oder etwas improvisieren. Nicht umsonst tragen soviele von ihnen die Standes übliche Haarpracht des MacGyver) Sollte es allerdings nicht möglich sein, den Köder zu öffnen und dessen Geheimnis zu lüften, würde der Physiker im Netz schlichtweg verhungern.
Übrigens wird der Physiker nicht in der Lage sein, den Köder hinterher wieder funktionierend zusammen zu bauen, was ihn aber nicht daran hindern wird, dass Objekt wie einen Schatz im Hort eines Drachen zu bewahren. Wobei sein Hort eher ein Keller oder eine Garage ist.
So wird sicherlich auch mein Netzteil in der Gesellschaft von kaputten Fernsehern, Computern und Stereoanlagen verrotten.

Auf dem Heimweg erfülle ich meine nächste Aufgabe von der Liste mit Dingen die ich noch machen wollte. Ich gehe zu einem echt Bayrischen Metzger.
„Grüß Gott“ (Ich verzichte hier mal auf Dialekt, das versteht eh keiner)
„Moin“
„Wos das ist doch schon Mittach“
„Ich hätt gerne ne Leberkassemmel.“
„Gerne“
„Mit Ketchup“
Ein Blick trifft mich der versucht mich zu töten. Ich weiche aus.
„Was?“ giftet sie mich an.
„Ne Leberkassemmel mit Ketchup bitte.“
Sie greift unter die Wursttheke und zieht eine Schrotflinte. Ich bin schon auf dem Weg nach draußen neben mir zerbirst das Schaufenster und Scherben regnen auf die ausgelegte Weißwurst.

Nach diesem Adrenalinstoß gehe ich zu einem Bauern und hole mir drei Schweine. Das war schon länger abgesprochen. Ich hab ihn mal vor dem bösem Genmais gerettet und er löst seine Schuld ein. Ich freue mich schon darauf mit den Tieren an die Uni zu fahren. Ich leihe mir vom Bauern einen Traktor mit Hänger damit die Schweine auch artgerecht transportiert werden. An der Uni sprühe ich den Tieren Nummern auf die Rücken. Eine Eins, eine zwei und eine vier. Dann lasse ich die Tiere frei und verschwinde.

Das soll reichen für heute, ich gehe zurück in mein Wohnheim. Dort treffe ich in der Küche auf Jörg, den ich dabei überrasche wie er die unabgewaschenen Töpfe in der Spüle auskratzt. Ich will schnell gehen, aber er hat mich bemerkt.
„Hast du schon ein neues Netzding für mich?“
„Klar Moment nur.“
Ich gehe in mein Zimmer und überlege kurz ob ich ihm einfach ein Paar Schnüre in den PC werfe und ihm erkläre das sei das Netz vom Netzteil. Aber wahrscheinlich fällt er darauf nicht rein. Also nehme ich mir einen Karton und klebe die Kabel hinein die ich von seinem Netzteil entfernt habe. An diese schließe ich mehr oder weniger direkt das Netzkabel an. Klar wird der ganze Spaß sofort den PC in Rauch auf gehen lassen. Aber das ist nicht mein Problem. Ich gehe in die Küche und gebe Jörg den Kasten.
„Kannst du den nicht anschließen?“
„Ne tut mir Leid ich muss weg, aber die Stecker passen nur an jeweils eine Stelle im Gehäuse, das bekommst du auch ohne mich hin.“
Ohne eine Antwort abzuwarten gehe ich.

Später am Abend treffe ich ein paar Kommilitonen in einer Kneipe. Wir feiern ein wenig. Sie erzählen mir, die Gärtner hätten ein paar Schweine auf dem Campus gefunden und haben eine große Jagd veranstalltet.
„Haben sie sie bekommen?“ frage ich.
„Ja, aber nur drei“ wird mir geantwortet. „eines fehlt.“
„Woher weiß man das es vier waren?“ frage ich.
„Sie waren nummeriert.“ wird mir erklärt.
Ich freue mich und nehme mir vor einen Obdachlosen dafür zu bezahlen, dass er in der nächsten Zeit immer mal ein paar Blumenbeete und Wiesen auf gräbt, damit das Gerücht des fehlenden Schweins auf dem Campus bestehen bleibt.