Montag, 14. April 2008

Beleidigungen

Manchmal kommt es vor, dass irgendjemand auf der Straße oder in der Klasse, oder irgendwo anders versucht einen zu beleidigen, oder anzupöbeln, oder zu ärgern, oder sonst irgendwie auf die Nerven zu gehen. Meist sind dies pubertierende Jugendliche in irgendeinem lächerlichen Outfit. Natürlich macht das bei mir niemand, der mich kennt. Und die die es machen haben normalerweise nicht mehr die Chance mich näher kennen zu lernen. Warum? Nun, ich will das mal an ein paar Beispielen erläutern.

Da war zum Beispiel Kevin. Kevin war mit mir zusammen in der siebten Klasse, er war blond größer als ich und ein wenig dicklich. Außerdem war er im Fussballteam ein Versager in Mathe und Physik und hatte einen Armbrustbolzen im Kopf. Nun ja den Armbrustbolzen trug er nicht ständig nur zum Schluss halt.
Er hat damals, also kurz bevor er sich dieses totschicke Piercing mit dem Bolzen zulegte, versucht mich im Sportunterricht fertig zu machen. Natürlich war ich so unsportlich wie ein schwangerer Elefant, dem ein Bein fehlt. Er hat mich damals mit Bällen beschossen als ich gemütlich im Rasen lag und schlafen wollte. Was man halt im Sportunterricht so tut. Natürlich bekam er die Lacher der Anderen. Nun ja, dann hatte er da diesen seltsamen Unfall. Irgendwie hat wohl eine Armbrust in seinem Zimmer gespannt im Regal gelegen. Der Abzug dieser Armbrust war durch einen Zufall, der nie so ganz geklärt wurde, über eine Angelsehne mit einer Spiralfeder unter seinem Kopfkissen verbunden. Und so entstand dann ein hässliches Loch in einem Kopfkissen, und eines der wohl ungewöhnlichsten Piercings.

Ok, einige wollten damals nicht an Zufälle glauben. Besonders die nicht, die wussten, dass ich da am Nachmittag zu Besuch war. Und irgendwie waren danach auf einmal alle so extrem freundlich zu mir. Diese Schleimer. Aber auch das änderte sich schlagartig als Lars damals beim essen in der Schulküche eine Handgranate in seinem Essen fand. Die ihn dann auch spontan in den schleimigen Brei verwandelte dem er schon zuvor so sehr glich. Natürlich konnte nie jemand herausfinden wie die da hin kam. Es hieß, dass die Köchin wohl was gesehen haben wollte. Aber die war zwei Jahre lang nicht ansprechbar, nachdem sich ihre Katze an einem Sonntag erschossen und dann an der Küchenlampe aufgehängt hat.

Oder damals Frank, der es lustig fand meinem Fahrrad die Luft aus den Reifen zu lassen. Ich hingegen fand es lustig seine Sattelstange im Rahmen fest zu schweißen, eine Eisenstange hinein zu stecken und unter dieser eine kleinere Sprengladung zu zünden. Frank brauchte damals einen neuen Sattel und, ich will es mal so ausdrücken. Einige Leute wirken so als hätte sie einen Stock im Arsch, er als hätte er eine Eisenstange. Nur das es bei ihm nicht nur so wirkte.

Natürlich war ich nicht immer so konsequent, zum Beispiel hat sich Chris als er mir im Kindergarten immer den Bagger geklaut hat nur beide Arme gebrochen. Als er zufällig von der Schaukel direkt auf zwei gut platzierte Ziegelsteine gefallen ist. Aber damals war ich ja auch nur ein genervtes Kind und kein frustrierter Jugendlicher.

Ein frustrierter Jugendlicher bin ich jetzt auch nicht mehr. Ich bin älter und habe gelernt, dass die Welt es nicht wert ist wegen ihr frustriert zu sein. Und natürlich stehe ich über den Dingen. Bei Beleidigungen und dummen Sprüchen da stehe ich doch drüber. Zum Beispiel stehe ich ganz genau jetzt in der Küche meines Stockwerks und schaue auf die 8 Etagen tiefer stehenden Jugendlichen. Jene Jugendlichen die meinten mir auf dem Weg in die Bude Nettigkeiten wie: „Eh langhaar Jesus“ mit auf den Weg zu geben. Und mir „Hippie Freak Assi“ hinterher rufen mussten. Leider ist meinem treuen Mp3-Player im Bus der Saft ausgegangen und so musste ich das alles auch noch hören. Natürlich hätte ich dem einen sagen können, dass er mit dem weißen Kopftuch aussieht wie ein Pirat dem zu viele Möwen auf den Kopf geschissen haben. Oder ich hätte ihn fragen können ob er die Hosen voll habe. Oder ob er so arm sei, dass er die Klamotten seines Dickeren Bruders auftragen müsse, in denen er aussieht wie eine Bohnenstange im Zirkuszelt. Ich hätte den anderen auch fragen können, ob er so viel Vanille-Deo bräuchte weil sie zu Hause kein Wasser hätten. Oder ich hätte auf ihre Freundin deuten können, und fragen ob sie denn alt genug sein um eine Nutte auf der Straße anzuwerben.

Aber wie gesagt, da stehe ich drüber. Ich höre auf durch das Fenster auf die Jugendlichen zu schauen und fahre damit fort den Kühlschrank leer zu räumen. Genau im richtigen Moment betritt mein neuer Nachbar die Küche. Er ist seit Anfang der Woche hier wohnhaft und ich kenne noch nicht mal seinen Namen. Allerdings interessiert mich sein Name auch nicht wirklich, weil er sowieso noch diese Woche ausziehen wird. Genau wie seine Vormieter. Natürlich hat das nichts damit zu tun, dass ich normalerweise in dem Zimmer meine Internetserver parke.
„Was machst du denn da?“ fragt er mich.
„Den Kühlschrank reparieren. Kannst du mir mal helfen?“
„Klar, was soll ich tun?“
„Ich will den Kühlschrank auf zwei Stühle stellen, dass ich die Tür aushängen kann.“
Ich deute ihm an was ich will, und er hilft mir das schwere Gerät auf zwei Stühlen zu balancieren.
„Kannst du den mal halten? Ich hohl nur eben einen Schraubenzieher.“ Er nickt ich gehe. Im Flur zähle ich langsam bis Drei. Dann höre ich ein lautes Knacken das nur von dem schon immer wackeligen Stuhl kommen kann. Dem folgt ein aufgeregter Schrei der nur von meinem zukünftigen Ex-Mitbewohner stammen kann. Und ein lautes Krachen, dass wohl vom Kühlschrank stammt. Ich stürme in die Küche und schaue dem Kühlschrank nach. Dieser ist nachdem der eine Stuhl nachgegeben hat direkt aus dem Fenster gestürzt. So ein Zufall. Schnell schaue ich aus dem Fenster. Unten kann ich das nuttige Mädel erkennen, und schreien hören. Die anderen beiden hat der Kühlschrank sauber im Betonboden einplaniert.
Und da die Polizei erfahren wird, wie ich gesehen habe, dass der Neue das große Küchengerät aus dem Fenster gestoßen hat. Werde ich wohl bald wieder Platz für meine Server haben. Nur mit dem Motiv haben die Ermittler so ihre Probleme, aber da kann ich ihnen auch nicht weiter helfen.

Ist schon schlimm, dass so ein dummer Zufall die zukünftige Arbeitslosigkeit unserer Jugendlichen beendet. Aber darüber muss man wohl stehen.

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