Donnerstag, 3. April 2008

Ein ganz normaler Tag

Da gibt es Leute die regelmäßig in einem Blog ein Teil ihres Lebens mitteilen müssen. Im Normalfall liest das Niemand, und die Internetseite an sich sieht auch eher bescheiden aus. Ich mag keine Blogs, ich finde Blogs schlichtweg überflüssig, wen interessiert schon das Gelaber von irgendeinem Deppen in Wasweißichwo. Aber als freie Internetnutzer kann ich ja frei entscheiden ob ich solche Blogs lese oder nicht. Und schreiben tue ich erst recht keines.

Aber manchmal hat man so das Gefühl man wäre eine Hauptperson in so einem Blog, oder einem Buch. Eher in einem Blog, für ein Buch ist die Geschichte zu lahm. In solchen Momenten spielt das Leben einem seltsame Streiche die irgendwie lustig sind, wenn man sie von außen betrachtet. Wahrscheinlich ist es nur die ganz normale Paranoia die wir alle irgendwo haben. Someone is watching me!

Und ab und zu liege ich dann morgens wach im Bett, habe keine Lust aufzustehen und überlege was dieser imaginäre Autor denn so schreiben würde. Vielleicht würde er so eine „Wie ich auf der Enterprise war“ Geschichte machen, die Dinger gibt es ja in so ziemlich in jedem Blog. Mir gehen sie ziemlich auf den Keks, und Enterprise fand ich meist langweilig. Außerdem würde das ja wahrscheinlich nach dem alten Witz schreien, in dem ich dann ganz alleine die Borg besiege weil ich Windows Vista Home Basic SB auf ihnen installiere und die Borg ihre DVD's nicht mehr abspielen können.

Eine andere Möglichkeit wäre ja so ein traumartiges Wild-West Abenteuer. Aber das ist auch nicht wirklich kreativer. Und eine klassische Zweiton Mundharmonika Musik kommt geschrieben auch nicht so gut.

Interessanter wären wohl die drei Jahre die ich auf einer kleinen Raumstation im Orbit verbracht habe, nachdem mich mein Chef damals ins All geschossen hat um an mir schlechte Filme zu testen mit denen er die Weltherrschaft übernehmen wollte. Die Zeit mit den intelligenten Robotern, die ich mir damals baute um nicht durchzudrehen war im nachhinein echt witzig. Aber sowas würde wohl niemand lesen wollen. Eh, Malta get a tree.

Auf jeden Fall würde dieser imaginäre Schreiberling aber nur die besonderen Tage berücksichtigen. Die normalen Tage interessieren doch auch niemanden.

Ich stehe auf ziehe mich an und gehe in die Küche um mir ein kleines Frühstück zu besorgen. Im Kühlschrank begrüße ich Helmut. Helmut ist ein Weißkohl der schon seit mindestens drei Jahren dort im gemeinschaftlichen Kühlschrank lebt. Nachdem ich ihn vor zwei Jahren von seiner Folie befreit habe sind wir gute Freunde.

„Moin Helmut, gibst du mir nen Joghurt?“
Helmut murmelt irgendwas und schiebt mir mit einem tentakelartigem Blatt einen Kirschjoghurt rüber.
„Alles in Ordnung Helmut?“
„Ne.“
„Was ist denn los?“
„Jörg hat gestern Hannelore gegessen.“
Hannelore ist ein Sahnequark der die letzten fünf Monate die untere Schublade im Kühlschrank bewohnte. Ich fand sie mit ihren roten schimmligen Strähnchen einfach nur interessant, aber Helmut hatte wohl wesentlich mehr mit ihr zu tun.
„Ja, uns alle holt irgendwann der Jörg.“ meine ich mitleidig zu Helmut.
„Ja, aber sie war doch noch so jung.“
„Ja.“ aus einem seiner grauen fauligen Augen läuft ein Käfer wie eine Träne.
„Hast du mal jemanden verloren?“ fragt er mich.
„Ja, auch mir ist mal ein lieber Mensch gestorben.“
„Gestorben?“ Helmut versteht nicht. Das ist kein Wunder der Tot ist unseren Kühlschrank Kulturen unbekannt. Für sie kommt das Ende nicht mit schwarzem Mantel, Totenschädel und Sense, sondern in Form von Jörg. Sie können nicht sterben, nur gegessen werden.
„Sie wurde gegessen.“
„Oh, dann verstehst du wie es mir geht.“
„Du tust mir leid, kann ich dir irgendwas gutes tun?“
„Ja, las doch die Tür ein bisschen auf, dass ich Licht hab.“
„Gut mach ich.“
„Und könntest du eventuell?“
„Ja?“ der sonst so bläuliche Schimmel färbt sich mit rötlichen Kulturen.
„Mir aus der Biologie eine gut gebaute Schimmelkultur mitbringen?“
„Ne rothaarige mit großen Knospen?“
„Ja, genau.“
„Aber klar doch.“

Ich lasse wie versprochen die Tür auf und gehe zurück in mein Zimmer und erst einmal online.
ICQ bleibt so früh am Morgen aus, nur die üblichen Webcomics und ein oder zwei Foren lesen.
Im ersten Forum blinkt mir die Benachrichtigung für eine PM entgegen. Ich öffne sie.
Sie stammt von einem mir unbekannten Mitglied, deren Name (Gabi93) mir aber sofort verrät, dass diese Person erst 14 und wahrscheinlich weiblich ist. Oder Ärztefan. Die PM hat den Inhalt „Hallo wie alt?“ Mehr nicht. Ich beantworte diese mit den beiden Wörtern, „Danke gut.“ Mal sehen was sie darauf zu sagen hat.
Ansonsten ist nicht viel Neues da. So schaue ich gelangweilt aus dem Fenster während ich meinen Joghurt löffle. Draußen auf dem Balkon vögeln die Tauben. Es wird Frühling. Und wie jeden Frühling sollte ich eigentlich meine Taubenverhütungsmaschine aufstellen. Dieses großartige Gerät habe ich in einem Praktikum in der Uni gebastelt. Es besteht aus zwei Radaranlagen, einem Mikroprozessor und einer Nagelpistole. Richtig angebracht, schießt das Ding automatisch Nägel auf Tauben. Wobei ich nur in äußersten Notfällen wirklich Nägel verwende. Um die Viecher loszuwerden reichen meistens Gummistifte. Die machen auch keine widerlichen roten Flecken auf dem Balkon.

Aber das ist eine Aufgabe für den Nachmittag. Am Vormittag habe ich Vorlesungen und da sollte ich jetzt so langsam hin. Ich komme sowieso zu spät.
Also Kopfhörer in die Ohren und ab zum Bus welcher natürlich wie immer mit Deppen überfüllt ist. Ich schupse den Typen der den hinteren Eingang im Bus versperrt zur Seite. Mit „Macht kaputt was euch kaputt macht.“ in der Version von Dritte Wahl geht’s an die Uni. Der Bus ist zum Glück nicht so voll, dass man sich extrem quetschen muss aber gedrängelt wird trotzdem. Wie immer im Gedränge habe ich spontan Lust auf Pogo und wie immer verkneife ich es mir.

Endlich angekommen in der Uni mache ich mich auf zu dem Hörsaal in dem seit knappen 15 Minuten meine Vorlesung läuft. Im Flur treffe ich Miranda.
„Moin.“
„Ahoi.“
„Was machst du denn schon hier?“ frage ich sie.
„Ich komm gerade aus meiner Mathe Vorlesung.“ Ach ja die Mathe für Frühaufsteher. Wirklich nur Mathematiker können so verrückt sein und sich freiwillig morgens um halb sieben mit höherer Algebra beschäftigen. Aber diese Veranstaltung gibt es hier schon seit Jahren und ich habe sie schon mehr als einmal benutzt um nach einer Uniparty meinen Rausch zu kurieren. Ehrlich, wenn man schnell wieder nüchtern werden will hilft nichts besser als sein Hirn mit mathematischen Beweisen zu bombardieren. Mann bemerkt recht schnell, dass der im besoffenen Zustand übliche eigene Drehsinn in unendlich vielen Dimensionen wesentlich mehr Sinn macht.

„Und Lust auf einen Kaffee?“ impliziere ich eine Einladung.
„Gerne, wollte sowieso gerade in die Cafete.“
Also lasse ich meine Vorlesung sausen und geleite Miranda zu dem Ort der Schlafersatz in Tassen verkauft. Die Dame hinter dem Tresen gibt mir unaufgefordert einen Becher Kaffee. Man kennt mich hier. Miranda stellt sich kurz darauf mit einem Latte zu mir an den Bistrotisch. Am Nachbartisch stehen zwei Mädel trinken Kaffee und quatschen. Auffallen tun sie mir, weil sie im Gegensatz zu den meisten hier in der Cafete definitiv nicht aus den Naturwissenschaften kommen. Warum man das sofort am Aussehen erkennt? Ich will es mal so ausdrücken: Wenn man eine von ihnen mit voller Wucht an die Wand schlägt fällt Putz runter. Der muss aber nicht von der Wand stammen.
Aber eigentlich ist das Aussehen nicht das was mir auffällt, auffallen tut mir viel mehr, dass sich beide gerade eine Zigarette anstecken. Und dank Antiraucher-Gesetz dem schon die Eckkneipe und das Chicha-Cafe zum Opfer gefallen sind ist hier Rauchverbot. Und das ist auch gut so. Denn auch wenn ich häufig auf Regeln verzichte, und auf Partys auch gerne mal eine rauche, das muss ich nun wirklich nicht haben.
„'tschuldigung, hier ist Rauchverbot.“
Die beiden schauen mich kurz an, um sich dann weg zudrehen. Nach kurzem Getuschel kichern sie, und rauchen ungeniert weiter. Ich denke sie sollten lernen, dass man so etwas nicht macht, jedenfalls nicht in der Cafeteria in der Naturwissenschaftler ihren Kaffee trinken.

Ich gehe zur Chemikalienausgabe.
„Was darfs sein?“ fragt mich die piepsige Stimme eines weiß bekittelten Chemikers. Ich mag Chemiker, die sind zu 50% high von ihrem eigenen Zeug.
„Calciumcarbid für das Physikerpraktikum.“
Er gibt es mir ohne weiter zu fragen, bei Veranstaltungen die für andere Fakultäten angeboten werden weiß sowieso nie jemand was da wirklich abläuft.
Mit einem sicher verschlossenen Plastikbehälter gehe ich zurück in die Cafete. Die beiden Mädels sind immer noch am rauchen. Ich gehe zur Theke.
„Noch einen Kaffee?“ fragt mich die Bedienung.
„Nein danke, aber könntest du mir einen gefallen tun?“
„Klar worum geht es.“
„Könntest du so zwei bis drei Krümel davon in die Blumenvase auf dem Tisch von den Raucherinnen da tun.“
Sie schaut auf den Bahälter. „Calciumcarbid?“ fragt sie.
„Ja verdirbt denen das Rauchen.“
„Na dann, kann es ja nichts schlechtes sein.“
„Solange man nicht in der Nähe steht.“

Sie tut wie geheißen. Ich gehe mit Miranda ein paar Schritte weg um das Folgende genießen zu können. Gezündet durch eine Zigarette sehen wir ein Flämmchen das eine kleine Explosion auslöst der zur Folge die beiden Weiber auf den Boden fallen und die Blumenvase zersplittert. Die Zentimeter dicke Spachtelmasse in ihrem Gesicht schützt sie vor schwerwiegenderen Verbrennungen. Allerdings werden sie wohl ihre Augenbrauen in den nächsten Tagen nicht nach sondern aufzeichnen müssen. Dafür fällt das mit den Wimpern aber weg.
„Der Krankenwagen ist schon unterwegs.“ sage ich zu Miranda die ihr Handy gezückt hat.
„Ok“ sie steckt es weg „Was war das?“
„Calciumcarbid, reagiert mit Wasser zu Ethin, das ist brennbar, gasförmig und explosiv.“
„Schick.“
„Danke.“
„Die rauchen hier nicht nochmal.“
„Jupp.“
Was mit ein wenig Grundwissen in Chemie nicht alles anstellen kann.

Der weitere Vormittag verläuft ereignislos, was vorwiegend daran liegt, dass ich auf meine Vorlesungen pfeife und im PC-Pool versumpfe. Kurz bevor die Mensa dicht macht gehe ich hin. In der Schlange vor mir steht ein langhaariger Typ im selbst gestrickten Pullover. Er nimmt ein Schnitzel vom Tresen, die einzige Sache die Heute überhaupt eßbar ist.
„Ich nehme auch ein Schnitzel.“ sage ich zur Angestellten an der Ausgabe.
„Wos, da hamme koans mahr.“ antwortet sie. Ich entnehme aus ihrem Gestammel, dass der Typ vor mir das letzte Schnitzel bekommen hat und besorge mir eine Kombination aus Salat und Pommes. An der Kasse treffe ich meinen schnitzelbekommenden Freund wieder. Er bezahlt vor mir Stunden lang mit seinem unabgezählten Kleingeld. Als ich endlich selbst an der Kasse vorbei bin habe ich nicht nur kein Schnitzel sondern auch kalte Pommes. Nicht, dass diese vorher warm gewesen wären, schließlich sind wir hier in der Mensa. Aber jetzt sind sie noch kälter. Langsam geht mir der Typ auf den Keks.
Ich setze mich möglichst weit von ihm weg und stopfe die Nahrungsmittel in mich hinein.

Als ich gehe treffe ich ihn an der Geschirrabgabe wieder. Er stellt einen Teller mit einem halben Schnitzel auf das Förderband welches dieses zur Waschanlage und somit zum Ende des Schnitzels führt.
„Du nimmst das letzte Schnitzel und ist es nicht mal!?!“
„Ja und, hast du ein Problem damit?“
„Ja, ich hätte es gegessen.“
„Dann friss es doch.“
„Du bist nicht gerade nett.“
„Und du bist ein Arschloch.“
Er geht. Ich folge ihm, als ich noch überlege wie ich seine fettigen Haare zu einem Schnitzel verarbeite klingelt mein Handy. Ich sehe den Typen in einen weißen Opel Kombi steigen. Da ich ihm nicht weiter folgen kann gehe ich an mein Telefon.
Anrufen tut mich Heinrich. Heinrich ist circa sechzig Jahre alt Ich habe ihn nie gefragt, aber ich schätze es so. Er sagt ich soll unbedingt vorbei kommen, und zwar sofort. Und wenn Heinrich das sagt dann ist es besser es zu tun.

Also setze ich mich in einen Bus, der in Richtung des kleineren Vorortes fährt in dem Heinrich wohnt. Nach kurzem Fußweg komme ich an einen Bauernhof. Er sieht ziemlich herunter gekommen aus. An der Gartentür, welche nur noch in einer Angel hängt, ist ein großes gelbes Warnschild befestigt. Auf diesem steht „Achtung Eindringlinge werden erschossen.“ Ich freue mich kurz über diesen Witz. Erschossen wurden hier nur die wenigsten. Die meisten kommen schon bei den Tretminen unter den Gehwegplatten um. Ich umgehe sorgsam die leicht hochstehenden Platten und klingele an der Tür. Schnell springe ich zur Seite in Sicherheit zwischen Mauer und einem verwilderten Busch. Kaum einen Augenblick später zerfetzt eine Ladung Schrot die Tür an der Stelle wo mein Kopf gewesen wäre. Heinrich öffnet die Tür.
„Moin Heinrich.“
Er setzt seine Brille auf und schaut mich an.
„Ah, Entschuldige. Ich dachte du wärst einer von diesen gottverdammten, schleimigen Kommunisten.“
Heinrich ist ein gut gebauter Mann mit schütterem Haar und nicht ganz dicht. Was man ihm auf keinen Fall sagen sollte, denn dann wird man von ihm als kommunistischer Verräter an die Wand gestellt und erschossen. Er war beim BGS und ist seit mehr als 20 Jahren beurlaubt, seitdem die Sache mit den Mauerschützen raus kam. Heinrich war damals Grenzer an der innerdeutschen Grenze und hat mit Freuden auf Republikflüchtlinge geschossen. Als Westbeamter wohlgemerkt. Er gab damals zu Protokoll, dass er Deutschland von den kommunistischen Spionen retten wollte. Dann wurde er beurlaubt. Seitdem rüstet er sich in seinem eigenen Haus gegen den kommunistischen Angriff, der auf jeden Fall kommen wird.

„Komm rein.“ meint er.
Wir durchqueren den Flur und ich begutachte eine Panzerfaust die rechts an der Wand hängt.
„Hast du inzwischen wieder Munition für das Ding?“ frage ich ihn. Ich erinnere mich noch gut wie wir vor einem halben Jahr mit dem Ding auf dem Parkplatz am Münchener Flughafen Autos zerlegt haben.
„Nein, der Postbote ist ein Kommunist! Er verweigert mir die Zustellung.“
Nun ja, immerhin glaubt er nicht, dass es Kommunisten von einem anderen Planeten sind. Und das macht ihn eigentlich zu einem netten Menschen.
Wir gehen in die Küche wo er mir einen Kaffee anbietet. Ich nehme die Handgranate aus der mir zugeteilten Tasse und fülle Kaffee hinein.
Ich deute auf einen Uzi auf dem Küchentisch.
„Die ist neu oder?“
„Nein, ich beziehe nur gerade die Betten.“
„Hä?“
„Die liegt normalerweise unter meinem Kopfkissen.“
„Ach so.“
„Wieder bereit zum Fischen?“ frage ich ihn mit Hinweis auf den Stapel Dynamit auf der Spüle. Dynamitfischen in der Donau war verdammt lustig, wenn auch wenig erfolgreich. Da wir kein Boot hatten um die Fische einzusammeln bevor sie abgetrieben sind.
„Nein, damit will ich das Waldstück roden, dass ich letzten Monat erworben hab. Soll ein Bunker drauf.“
„Das willst du aber nicht heute machen oder?“
„Nein.“
„Und was hast du heute vor?“
„Zeig ich dir.“
Wir lassen den Kaffee stehen, der sowieso etwas nach Schwarzpulver schmeckt und gehen durch die Hintertür in den Garten. Auf den Platten im Betonierten Garten klebt der Rest einer Katze. Jedenfalls vermute ich, dass es eine Katze ist. Ich deute fragend auf die Reste.
„Das Vieh hab ich gestern erwischt. Ist mir direkt in die AK gelaufen. Gehört den Nachbarn. Die versuchen schon seit Jahren mit abgerichteten Tieren die freiheitliche Weltordnung zu unterlaufen. Aber ich hab sie alle erwischt!“
„Zu Recht.“ Ich bin echt immer wieder froh, dass er mich nicht ebenfalls zum kommunistischen Feind zählt. Außerdem ist es bei ihm immer verdammt lustig.

Wir gehen zum Stall. Er öffnet die Pforte und ich traue meinen Augen nicht. Vor mir steht in voller Lebensgröße ein Leopard 2 Panzer. Ich bekomme den Mund erst einmal nicht zu.
„Fahren wir ne Runde?“ fragt Heinrich.
„Der ist echt?“
„Natürlich.“
„Wo hast du den her?“
„Na, das kann ich nun wirklich nicht verraten.“
„Dann mal los. Was soll ich tun?“
„Kannst du Panzer fahren.“
„Nein.“
„Das lernt sich.“
Also klettere ich in die Enge des Panzers und klemme mich hinter das Steuer. Der Motor springt beim ersten Versuch an. Der Lärm ist Ohren betäubend.
„WAS?“ brülle ich zu Heinrich hinüber.
Ich setze die Kopfhörer auf und verstehe ihn endlich.
„Wir müssen tanken.“
Ok, go.

Als erstes nehme ich beim Weg auf die Straße den Briefkasten und die Ecke vom Zaun mit.
„Scheiße“ brülle ich ins Mikro.
„Egal das wird schon.“ Heinrich scheint sich zu freuen.
Nach einem halbierten Golf und einem platten Mercedes habe ich die Steuerung halbwegs unter Kontrolle. Also geht es ab zur DEA. Wir passen erstaunlich gut unter das Dach der Tankstelle. Heinrich geht schon mal in den Shop, während ich Diesel in den Tank fülle.
Schließlich ist der Tank voll, Heinrich hat bezahlt und die Menschentraube um uns hat zwei Polizisten angelockt.
„Was ist den hier los?“ stellt der ältere von den beiden die irgendwie unkreative Frage.
„Da darf ich keine Aussage machen.“ antworte ich.
„Und wer darf da Auskunft geben.“ fragt er leicht amüsiert.
„Fragen sie den Leutnant.“ Ich deute auf Heinrich der mit zwei Tüten Chips und einem Sixpack Bier auf uns zu kommt. Ich salutiere zackig vor ihm.
„Leutnant die Polizei fordert Auskunft.“
„Tut sie?“
„Japp.“
„Das heißt Japp Sir.“
„Japp Sir.“
„So, was kann ich für sie tun?“ wendet sich Heinrich an die Polizisten.
„Was tun sie hier?“
„Wir sind auf einer geheimen Mission gegen die kommunistischen Verschwörer.“
„Ahja, in einem Panzer.“
„Nur Gewallt kann gegen die Geisteskrankheit der Kommunisten helfen.“
„Äh ja. Aber ist das nicht etwas auffällig für eine geheime Mission?“
„Was wissen sie schon von militärischer Taktik. Außerdem sehen sie mich Uniform tragen?“
„...“
„NA sehen sie mich Uniform tragen? Antworten sie!!“ herrscht er den Polizisten an.
„Nein.“
„Wie heißt das?“
„Nein Sir.“
„Richtig. Und nun stehen sie uns nicht weiter im Weg, oder wollen sie, dass die Kommunisten die Weltherrschaft übernehmen?“
„..“
„Wollen SIE DAS!!“
„Nein...“
Er starrt ihn an.
„..Sir.“
„Na sehen sie.“

Wir klettern zur Lucke um unsere Fahrt fortzusetzen.
„Und wo soll es hingehen?“ frage ich ihn als ich ein steige.
„Ach zum See vielleicht?“ antwortet er mir bevor er einsteigt.
„Ja klingt gut.“ ich schaue in das ungläubige Gesicht des jüngeren Polizisten.
„Mach platz.“ meint Heinrich.
„Japp.“
„Na wie heißt das?“
„Japp Sir.“
Er steigt ein. Wir fahren weiter.

Als ich zum See abbiegen will, fällt mir ein weißer Opel Kombi auf. Ich reiße den Panzer herum mache eine Ampel platt und folge ihm.
„Was gesehen?“ schallt es aus dem Kopfhörer.
„Kommunistischer Verräter im weiße Opel auf 12 Uhr.“
„Gut beobachtet. Folge ihm.“
„Mach ich.“
So schnell ich kann folge ich dem Opel. Als er merkt, dass ein Panzer hinter ihm ist gibt er Gas und biegt von der Hauptstraße ab. Ich folge ihm, was dafür sorgt, dass eine Fassade neu gemacht werden muss. Das ganze wiederholt sich noch ein zwei mal, dann ist sogar mein nicht-Schnitzel-aufessender-Freund der Meinung, dass der Panzer ihm folgt.
Er dreht auf und ist schneller als ich. Plötzlich höre ich ein Krachen. Wenig später explodiert vor mir ein Kreisverkehr.
„Verdammt daneben.“ höre ich aus dem Lautsprecher. Der Opel verschwindet in dem Loch und bleibt hängen.
„Hah, Doch nicht!“ schallt es in mein Ohr. „Mach ihn platt.“
Ich überrolle das Heck vom Opel und lege ihn so Hinten permanent tiefer. Jetzt sieht beinahe so aus wie das Schnitzel was der Barbar in die Geschirrabgabe geworfen hat.
„Hah, dreckiger Kommunist!“ schreit es in mein Ohr.
„Ja... zum See?“
„Klingt gut.“
Befriedigt mit gebührender Rache für das verschmähte Schnitze sitze ich mit Heinrich am See. Ich vorne auf dem Geschützrohr mit einer Angel die ein geschockter Angler hat liegen lassen, er liegt gemütlich auf dem Turm und trinkt Bier.

Irgendwann fahre ich ihn zurück nach Hause und begebe mich dann selbst in meine Bude. Es ist spät geworden und ich beschließe den Tag für heute zu beenden. Als ich ins Bett gehe fällt mir auf, dass ich vergessen habe für Helmut die Schimmelkulturen zu besorgen. Nun ja, das muss ich morgen machen.
Ich überlege noch kurz was ein imaginärer Autor denn Heute über mich in seinen Blog geschrieben hätte, aber mir will nichts einfallen.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Hoy,immer wieder lustig, Deine Geschichten zu lesen, auch wenn ich sie schonmal konsumiert habe...

Ich wünsche Dir ansonsten mal noch alles gute in Deiner neuen Heimat!
Flo W.