Ich bin auf dem Weg zu Miranda. Miranda verbringt ihre Wochenenden meist auf dem Bauernhof ihrer Eltern. Dieser ist außerhalb der Stadt und so fahre ich mit einem Nahverkehrszug raus. Das letzte Stück wird sie mich mit dem Auto abholen.
Dies wird das erste gemeinsame Wochenende und ihre Eltern sind nicht da. Nach dem anfänglichen Schock zum neuen Jahr war schnell die Überzeugung da doch mal mehr miteinander zu unternehmen. Und das ist bisher eigentlich ziemlich zufrieden stellend verlaufen. Ich sollte sie also wirklich mal besuchen kommen. Von einer Beziehung würde ich zwar nicht sprechen, aber was nicht ist kann ja noch werden.
Während ich mich, bei lauter Punkmusik aus den Kopfhörern, still auf das Wochenende freue unterbricht mich in meinem tun die Schaffnerin. Sie ist eine mittelgroße Frau, blond, dicklich und spricht einen leichten niederbayrischen Akzent, sprich das Bild von der typischen deutschen Frau. Nicht typisch deutsch sind die sieben Anderen die mit mir zusammen im Großraumabteil sitzen. Diese sind allesamt dunkler Hautfarbe und haben sich die Fahrt über in einer Sprache unterhalten, welche ich nicht verstehe.
Die Schaffnerin läßt sich zwei Bayerntickets von den Anderen zeigen und kommt dann zu mir. Als ich die Kopfhörer aus den Ohren ziehe kann ich von ihr ein deutliches verachtendes ächzen hören. Ich zeige ihr mein Studententicket.
„Sind sie sich sicher, dass es hier noch gilt?“ fragt sie.
„Ja sollte.“ natürlich hab ich keine Ahnung, aber warum sollte es nicht.
„Na dann will ich ihnen mal glauben.“
Gut. Bevor sie weiter geht wendet sie sich ein weiteres mal zu mir um und flüstert mir zu.
„Sagen sie warum sitzen sie eigentlich hier“
„Warum nicht?“ frage ich ohne einen Schimmer worauf sie hinaus will.
„Naja wegen den ganzen“ Sie schaut sich noch einmal um. „Niggern“
„Was?“ Ich kann es nicht fassen.
„Naja sie können doch nicht so zwischen Niggern sitzen.“ Wieder spüre ich die Abscheu in dem Wort Nigger. Ich stehe auf.
„Wissen sie, sie haben recht...“
Ich hole aus und ramme ihr meine Faust ins Gesicht. Sie fällt zu Boden. „oder meine Rechte im Gesicht. Ja, das wohl eher.“ beende ich meinen Satz.
Wenig später sitze ich in einem grün-weißem Partybus, nur das mir nicht zum feiern zu mute ist, immerhin konnte ich mich bisher nicht aus der Sache raus reden. Und es wird auch das Wochenende bei Miranda verkürzen. Dazu kommt noch, dass der Bus in die falsche Richtung fährt nämlich zurück zur Wache in die Stadt. Ich frage den Mann am Steuer ob er mich hinterher raus zum Bahnhof fahren würde, aber er antwortet mir nicht.
Auf der Wache werde ich nach einer ordentlichen Wartezeit einem Beamten vorgeführt dem ich in aller Ruhe und bei Tonbandaufzeichnung erkläre warum ich die arme Frau bewusstlos geschlagen habe.
Am Ende meiner Erklärung fragt er. „Aber warum saßen sie überhaupt da im Abteil?“
„Weil ich eine Freundin besuchen wollte.“
„Nein, warum haben sie sich zu den Niggern gesetzt?“ Er spricht das Wort Nigger als müsste er dabei kotzen
„Ich verstehe nicht..“
„Ich meine, dass sind N I G G E R!“
Wieder viel zu lange Zeit später steht vor mir einer der zuvor beschimpften Bevölkerungsgruppe. Er ist der von mir bestellte Anwalt.
„Entschuldigen sie, dass ich nicht schneller kommen konnte. Aber von München ist es weit.“
„Ich weiß, und ich muss ihnen sagen ich hatte tatsächlich besseres vor als hier zu warten.“
„Wirklich?“ er zieht eine Augenbraue hoch.
„Naja, nein die hätten mich nicht weg gelassen.“
„Und das zu recht, schließlich haben sie den Beamten der sie befragt hat mit ihrem Stuhl nieder geschlagen.“
„Ja, und das auch zu recht.“
Ich erzähle ihm die gesamte Geschichte. Er bestätigt, dass ich zwar nicht nach dem Gesetz gehandelt habe, aber ich doch irgendwie Recht hatte.
„Ist der Beamte ernsthaft verletzt?“ frage ich ihn.
„So wie es aussieht nicht.“
„Und die Schaffnerin?“
„Hat ein blaues Auge.“
„Dann werden die Klagen sowieso fallen gelassen.“ meine ich.
„Wieso sind sie sich da so sicher?“ fragt er.
„Es war bei den letzten drei Anklagen auch so.“
„Den letzten drei?“ er kommt nicht ganz mit.
„Der Arzt vor drei Jahren, der Beamte im Einwohnermeldeamt vor zwei Jahren, und letztes Jahr der Trainer eines größeren Baskettballvereins.“
„Sie haben drei Leute..?“
„Wegen ähnlichen Gründen, Ja.“ Ich halte es für sinnvoll Leuten die solche Dinge öffentlich äußern einen Denkzettel zu verpassen. Klar es gibt eine Menge Leute die mit rasiertem Schädel durch die Städte ziehen und Ausländer raus skandieren, aber diese sind meist nur arme Spinner und die Mühe nicht wert. Beamte, Angestellte und Ärzte sollten es aber wirklich besser wissen. Auch wenn ich nicht gerade der Mensch bin, der nett zu seinen Mitmenschen ist. Ich mache keine Unterschiede. Alle sind gleich.
„Diese Leute sind sich meistens durchaus bewusst, dass sie ihren Job verlieren wenn es bekannt wird. Deswegen hat keiner geklagt.“ erkläre ich ihm.
„Bei der Schaffnerin gebe ich ihnen da recht, bei dem Polizisten sieht es hingegen anders aus.“
„Er klagt?“
„Ich befürchte ja.“
„Dann spielen sie ihm das Tonband des Verhöres vor, und fragen sie ihn ob er das wirklich will.“
„Das Tonband ist seltsamer weise verschwunden. Wir haben nur die Videoaufnahmen.“
Das ist nicht gut.
„Können wir seine Mundbewegungen übersetzen lassen?“
„Man sieht ihn nur von hinten.“
Das ist gar nicht gut.
„Es sieht so aus“ erklärt er mir, „Wir können nicht beweisen, dass er es gesagt hat. Also wird er versuchen dem Richter weiß zu machen, dass sie dies nur behaupten um ihn zu diffamieren.“
„Wird der Richter dies Glauben?“
„Ich denke ja. Der Richter der den Fall behandeln wird ist der Selbe der mich bisher jedes mal aus dem Gerichtssaal verwiesen hat.“
„?“
„Drei mal wegen Missachtung des Gerichtes?“
„?!?“
„Zwei mal davon weil ich Cola getrunken habe, einmal weil ich es nicht tat.“
„Alles klar, so einer also.“
Ich rufe Miranda an und erkläre ihr alles. Da sie mich weiterhin in der Zelle behalten wollen, verspricht sie mich zu besuchen.
Als sie einen Tag später zu mir kommt findet sie mich mit dem Laptop auf den Knien vor. Sie setzt sich zu mir. „Du darfst hier drinnen einen Laptop benutzen?“
„Nein, aber Jörg ist nicht ganz so helle wie es für ihn gut wäre.“
„Wie meinst du das?“
„Ich habe mit ihm gewettet, dass ich alle seine Vornamen erraten kann. Er hat verloren.“
„Woher wusstest du seine...“
In dem Moment kommt Jörg zu uns. Jörg ist übrigens nicht mit dem aus meinem Stockwerk verwandt, und ernährt sich wohl auch nicht so abwechslungsreich, er sieht eher nach dem typischen Kaffee-Donut-Cop aus. Seine beiden anderen Vornamen sind Peter und Wolfgang und Miranda kennt diese, nun da sie sein Namensschild lesen kann auch.
„Sie heißt nicht Elfriede!“ Sagt er triumphierend.
„Nicht?“
„Nein sie heißt Elisabeth.“
„Misst, dann bekommst du wohl jetzt 5€ von mir, Miranda wärst du so nett?“
Miranda gibt ihm einen Fünfer, er geht darauf hin.
„Was war das jetzt?“
„Einen Moment.“
Ich versuche den Namen als Passwort und er funktioniert. Sie schaut mir über die Schulter.
„Du hast hier Internet?“
„Seit gerade eben. Elisabeth ist das Administratoren Passwort des Computers des Chefs von diesem Kasten. Und er hat ein W-Lan Netz offen.“
„Nicht schlecht.“ lobt sie mich.
„Danke.“
„Und was hast du wegen dieser Verhandlung vor?“
„Ich muss ehrlich sagen ich habe keine Ahnung. Es sieht wirklich übel aus.“
Der Rest der Konversation tut hier nichts weiter zur Sache. Ich kann nur dem 14 Jährigen Jungen dahinten, der jetzt gerade mit hängender Zunge vor dem Rechner sitzt und nach Porn schielt versichern, dass sie nie dichter als einen Meter an mich ran gekommen ist.
Schließlich lässt sie mich in meiner Zelle zurück. Mit dem Versprechen, dass sie wieder kommt.
Als sie am nächsten Tag wieder kommt hat sie einen braunen Umschlag bei sich. Sie überreicht ihn mir lächelnd.
„Eine Feile?“ frage ich.
„Nein, die haben sie mir am Eingang abgenommen.“
Ich öffne den Umschlag und ziehe ein Tonband daraus hervor. Ich staune nicht schlecht.
„Ich habe eine Kopie behalten und eine an deinen Anwalt geschickt.“ fügt sie immer noch lächelnd hinzu.
„Miranda ich könnte dich küssen.“
„Das lässt du gefälligst, außerdem schuldest du mir 80€ für den Aufwand.“
„Inklusive den fünfen von gestern?“
„Dann sind es 85.“
Eigentlich überrascht mich das Ganze nur wenig. Die Tatsache, dass sie das Tonband hat ebenso wie die Tatsache, dass sie dafür Geld verlangt. Nur eines interessiert mich nun doch noch.
„Woher hast du es?“
„Jörg.“
„Jörg?“
„Jörg.“
„Und er wollte es nicht essen?“
„Jörg, Peter Wolfgang.“
„Ach der.“
Sie schweigt beharrlich.
„Nun lass dir nicht alles einzeln aus der Nase ziehen, spuck's aus.“
„Ok, Ich hab ihn gestern gefragt ob er weiß wen du mit dem Stuhl traktiert hast. Und tatsächlich wusste er es. Außerdem konnte er mir erzählen, dass dieser Polizist abends meist im Stan's One Night ist.“
„Der Schwulenbar?“
„Genau.“
„Und das hat er einfach so ausgespuckt.?“
„Nachdem ich Abführmittel in Kaffee und Donuts getan habe, und ihm den einzigen Schlüssel für das einzige Klo nicht geben wollte schon.“
„Und dann bist du auch in die Bar?“
„Ja, Ich hab mich dann von ihm abschleppen lassen...“
„Moment, ich dachte er ist..“
„Ja ist er auch, aber ich gebe einen wirklich überzeugenden Kerl ab.“
„Deswegen auch die kürzeren Haare heute“
„Ja steht mir oder?“ Sollte eigentlich nur ein dummer Spruch sein, aber diesmal stimmt er. Mal ehrlich wer achtet schon auf die Länge der Haare.
„Sieht gut aus.“ Oder könnte man etwa was anderes sagen? Schließlich will ich ja noch den Rest der Geschichte hören und keine Diskussion über Haare führen. Außerdem sieht es wirklich nicht schlecht aus, ich hab noch nie den kleinen Leberfleck am Hals bemerkt. Er hat die Form eines fluchenden Windowsnutzers.
„Aber hat er es nicht bemerkt?“ harke ich in die Geschichte wieder ein.
„Klar hat er es bemerkt, aber da war er schon an sein Bett gefesselt.“
„Las mich raten, er hat auch noch rosa Plüsch Handschellen?“
„Ja.“
„Oh man..“
„Dann hab ich aus ihm das Versteck des Tonbandes heraus gepresst.“
„Gute Arbeit, und wofür die 80€?“
„Ich musste das Band aus der Schublade mit seiner Unterwäsche raus suchen.“
„Klar das ist die 80 Wert.“
„Und den Frisör bezahlen.“
Dazu sage ich lieber nichts.
Tatsächlich lässt er die Klage wenig später fallen. Als ich gehe holt Miranda mich ab.
„Hast du es?“
„Ja.“
„Gut“
„Und du wirst?“
„Genau.“
Ich gehe rüber zu dem Polizisten mit dem der ganze Ärger begann.
„Es tut mir leid, dass es so hässlich wurde.“
Er drückt ein zerknirschtes „Ja“ zwischen den Zehnen hervor, ich drücke ihm die Hand.
Bevor ich gehe drehe ich mich noch einmal zu ihm um und winke mit seinen Handschellen. Er will eine Schrei vorstoßen und mir nach laufen.
Nur bricht er dies abrupter ab, als der 14 Jährige von vorhin den Browser wenn seine Mutter das Zimmer betritt.
Er hat wohl den Rosa Plüsch an seinem Gürtel noch rechtzeitig bemerkt.
Dies wird das erste gemeinsame Wochenende und ihre Eltern sind nicht da. Nach dem anfänglichen Schock zum neuen Jahr war schnell die Überzeugung da doch mal mehr miteinander zu unternehmen. Und das ist bisher eigentlich ziemlich zufrieden stellend verlaufen. Ich sollte sie also wirklich mal besuchen kommen. Von einer Beziehung würde ich zwar nicht sprechen, aber was nicht ist kann ja noch werden.
Während ich mich, bei lauter Punkmusik aus den Kopfhörern, still auf das Wochenende freue unterbricht mich in meinem tun die Schaffnerin. Sie ist eine mittelgroße Frau, blond, dicklich und spricht einen leichten niederbayrischen Akzent, sprich das Bild von der typischen deutschen Frau. Nicht typisch deutsch sind die sieben Anderen die mit mir zusammen im Großraumabteil sitzen. Diese sind allesamt dunkler Hautfarbe und haben sich die Fahrt über in einer Sprache unterhalten, welche ich nicht verstehe.
Die Schaffnerin läßt sich zwei Bayerntickets von den Anderen zeigen und kommt dann zu mir. Als ich die Kopfhörer aus den Ohren ziehe kann ich von ihr ein deutliches verachtendes ächzen hören. Ich zeige ihr mein Studententicket.
„Sind sie sich sicher, dass es hier noch gilt?“ fragt sie.
„Ja sollte.“ natürlich hab ich keine Ahnung, aber warum sollte es nicht.
„Na dann will ich ihnen mal glauben.“
Gut. Bevor sie weiter geht wendet sie sich ein weiteres mal zu mir um und flüstert mir zu.
„Sagen sie warum sitzen sie eigentlich hier“
„Warum nicht?“ frage ich ohne einen Schimmer worauf sie hinaus will.
„Naja wegen den ganzen“ Sie schaut sich noch einmal um. „Niggern“
„Was?“ Ich kann es nicht fassen.
„Naja sie können doch nicht so zwischen Niggern sitzen.“ Wieder spüre ich die Abscheu in dem Wort Nigger. Ich stehe auf.
„Wissen sie, sie haben recht...“
Ich hole aus und ramme ihr meine Faust ins Gesicht. Sie fällt zu Boden. „oder meine Rechte im Gesicht. Ja, das wohl eher.“ beende ich meinen Satz.
Wenig später sitze ich in einem grün-weißem Partybus, nur das mir nicht zum feiern zu mute ist, immerhin konnte ich mich bisher nicht aus der Sache raus reden. Und es wird auch das Wochenende bei Miranda verkürzen. Dazu kommt noch, dass der Bus in die falsche Richtung fährt nämlich zurück zur Wache in die Stadt. Ich frage den Mann am Steuer ob er mich hinterher raus zum Bahnhof fahren würde, aber er antwortet mir nicht.
Auf der Wache werde ich nach einer ordentlichen Wartezeit einem Beamten vorgeführt dem ich in aller Ruhe und bei Tonbandaufzeichnung erkläre warum ich die arme Frau bewusstlos geschlagen habe.
Am Ende meiner Erklärung fragt er. „Aber warum saßen sie überhaupt da im Abteil?“
„Weil ich eine Freundin besuchen wollte.“
„Nein, warum haben sie sich zu den Niggern gesetzt?“ Er spricht das Wort Nigger als müsste er dabei kotzen
„Ich verstehe nicht..“
„Ich meine, dass sind N I G G E R!“
Wieder viel zu lange Zeit später steht vor mir einer der zuvor beschimpften Bevölkerungsgruppe. Er ist der von mir bestellte Anwalt.
„Entschuldigen sie, dass ich nicht schneller kommen konnte. Aber von München ist es weit.“
„Ich weiß, und ich muss ihnen sagen ich hatte tatsächlich besseres vor als hier zu warten.“
„Wirklich?“ er zieht eine Augenbraue hoch.
„Naja, nein die hätten mich nicht weg gelassen.“
„Und das zu recht, schließlich haben sie den Beamten der sie befragt hat mit ihrem Stuhl nieder geschlagen.“
„Ja, und das auch zu recht.“
Ich erzähle ihm die gesamte Geschichte. Er bestätigt, dass ich zwar nicht nach dem Gesetz gehandelt habe, aber ich doch irgendwie Recht hatte.
„Ist der Beamte ernsthaft verletzt?“ frage ich ihn.
„So wie es aussieht nicht.“
„Und die Schaffnerin?“
„Hat ein blaues Auge.“
„Dann werden die Klagen sowieso fallen gelassen.“ meine ich.
„Wieso sind sie sich da so sicher?“ fragt er.
„Es war bei den letzten drei Anklagen auch so.“
„Den letzten drei?“ er kommt nicht ganz mit.
„Der Arzt vor drei Jahren, der Beamte im Einwohnermeldeamt vor zwei Jahren, und letztes Jahr der Trainer eines größeren Baskettballvereins.“
„Sie haben drei Leute..?“
„Wegen ähnlichen Gründen, Ja.“ Ich halte es für sinnvoll Leuten die solche Dinge öffentlich äußern einen Denkzettel zu verpassen. Klar es gibt eine Menge Leute die mit rasiertem Schädel durch die Städte ziehen und Ausländer raus skandieren, aber diese sind meist nur arme Spinner und die Mühe nicht wert. Beamte, Angestellte und Ärzte sollten es aber wirklich besser wissen. Auch wenn ich nicht gerade der Mensch bin, der nett zu seinen Mitmenschen ist. Ich mache keine Unterschiede. Alle sind gleich.
„Diese Leute sind sich meistens durchaus bewusst, dass sie ihren Job verlieren wenn es bekannt wird. Deswegen hat keiner geklagt.“ erkläre ich ihm.
„Bei der Schaffnerin gebe ich ihnen da recht, bei dem Polizisten sieht es hingegen anders aus.“
„Er klagt?“
„Ich befürchte ja.“
„Dann spielen sie ihm das Tonband des Verhöres vor, und fragen sie ihn ob er das wirklich will.“
„Das Tonband ist seltsamer weise verschwunden. Wir haben nur die Videoaufnahmen.“
Das ist nicht gut.
„Können wir seine Mundbewegungen übersetzen lassen?“
„Man sieht ihn nur von hinten.“
Das ist gar nicht gut.
„Es sieht so aus“ erklärt er mir, „Wir können nicht beweisen, dass er es gesagt hat. Also wird er versuchen dem Richter weiß zu machen, dass sie dies nur behaupten um ihn zu diffamieren.“
„Wird der Richter dies Glauben?“
„Ich denke ja. Der Richter der den Fall behandeln wird ist der Selbe der mich bisher jedes mal aus dem Gerichtssaal verwiesen hat.“
„?“
„Drei mal wegen Missachtung des Gerichtes?“
„?!?“
„Zwei mal davon weil ich Cola getrunken habe, einmal weil ich es nicht tat.“
„Alles klar, so einer also.“
Ich rufe Miranda an und erkläre ihr alles. Da sie mich weiterhin in der Zelle behalten wollen, verspricht sie mich zu besuchen.
Als sie einen Tag später zu mir kommt findet sie mich mit dem Laptop auf den Knien vor. Sie setzt sich zu mir. „Du darfst hier drinnen einen Laptop benutzen?“
„Nein, aber Jörg ist nicht ganz so helle wie es für ihn gut wäre.“
„Wie meinst du das?“
„Ich habe mit ihm gewettet, dass ich alle seine Vornamen erraten kann. Er hat verloren.“
„Woher wusstest du seine...“
In dem Moment kommt Jörg zu uns. Jörg ist übrigens nicht mit dem aus meinem Stockwerk verwandt, und ernährt sich wohl auch nicht so abwechslungsreich, er sieht eher nach dem typischen Kaffee-Donut-Cop aus. Seine beiden anderen Vornamen sind Peter und Wolfgang und Miranda kennt diese, nun da sie sein Namensschild lesen kann auch.
„Sie heißt nicht Elfriede!“ Sagt er triumphierend.
„Nicht?“
„Nein sie heißt Elisabeth.“
„Misst, dann bekommst du wohl jetzt 5€ von mir, Miranda wärst du so nett?“
Miranda gibt ihm einen Fünfer, er geht darauf hin.
„Was war das jetzt?“
„Einen Moment.“
Ich versuche den Namen als Passwort und er funktioniert. Sie schaut mir über die Schulter.
„Du hast hier Internet?“
„Seit gerade eben. Elisabeth ist das Administratoren Passwort des Computers des Chefs von diesem Kasten. Und er hat ein W-Lan Netz offen.“
„Nicht schlecht.“ lobt sie mich.
„Danke.“
„Und was hast du wegen dieser Verhandlung vor?“
„Ich muss ehrlich sagen ich habe keine Ahnung. Es sieht wirklich übel aus.“
Der Rest der Konversation tut hier nichts weiter zur Sache. Ich kann nur dem 14 Jährigen Jungen dahinten, der jetzt gerade mit hängender Zunge vor dem Rechner sitzt und nach Porn schielt versichern, dass sie nie dichter als einen Meter an mich ran gekommen ist.
Schließlich lässt sie mich in meiner Zelle zurück. Mit dem Versprechen, dass sie wieder kommt.
Als sie am nächsten Tag wieder kommt hat sie einen braunen Umschlag bei sich. Sie überreicht ihn mir lächelnd.
„Eine Feile?“ frage ich.
„Nein, die haben sie mir am Eingang abgenommen.“
Ich öffne den Umschlag und ziehe ein Tonband daraus hervor. Ich staune nicht schlecht.
„Ich habe eine Kopie behalten und eine an deinen Anwalt geschickt.“ fügt sie immer noch lächelnd hinzu.
„Miranda ich könnte dich küssen.“
„Das lässt du gefälligst, außerdem schuldest du mir 80€ für den Aufwand.“
„Inklusive den fünfen von gestern?“
„Dann sind es 85.“
Eigentlich überrascht mich das Ganze nur wenig. Die Tatsache, dass sie das Tonband hat ebenso wie die Tatsache, dass sie dafür Geld verlangt. Nur eines interessiert mich nun doch noch.
„Woher hast du es?“
„Jörg.“
„Jörg?“
„Jörg.“
„Und er wollte es nicht essen?“
„Jörg, Peter Wolfgang.“
„Ach der.“
Sie schweigt beharrlich.
„Nun lass dir nicht alles einzeln aus der Nase ziehen, spuck's aus.“
„Ok, Ich hab ihn gestern gefragt ob er weiß wen du mit dem Stuhl traktiert hast. Und tatsächlich wusste er es. Außerdem konnte er mir erzählen, dass dieser Polizist abends meist im Stan's One Night ist.“
„Der Schwulenbar?“
„Genau.“
„Und das hat er einfach so ausgespuckt.?“
„Nachdem ich Abführmittel in Kaffee und Donuts getan habe, und ihm den einzigen Schlüssel für das einzige Klo nicht geben wollte schon.“
„Und dann bist du auch in die Bar?“
„Ja, Ich hab mich dann von ihm abschleppen lassen...“
„Moment, ich dachte er ist..“
„Ja ist er auch, aber ich gebe einen wirklich überzeugenden Kerl ab.“
„Deswegen auch die kürzeren Haare heute“
„Ja steht mir oder?“ Sollte eigentlich nur ein dummer Spruch sein, aber diesmal stimmt er. Mal ehrlich wer achtet schon auf die Länge der Haare.
„Sieht gut aus.“ Oder könnte man etwa was anderes sagen? Schließlich will ich ja noch den Rest der Geschichte hören und keine Diskussion über Haare führen. Außerdem sieht es wirklich nicht schlecht aus, ich hab noch nie den kleinen Leberfleck am Hals bemerkt. Er hat die Form eines fluchenden Windowsnutzers.
„Aber hat er es nicht bemerkt?“ harke ich in die Geschichte wieder ein.
„Klar hat er es bemerkt, aber da war er schon an sein Bett gefesselt.“
„Las mich raten, er hat auch noch rosa Plüsch Handschellen?“
„Ja.“
„Oh man..“
„Dann hab ich aus ihm das Versteck des Tonbandes heraus gepresst.“
„Gute Arbeit, und wofür die 80€?“
„Ich musste das Band aus der Schublade mit seiner Unterwäsche raus suchen.“
„Klar das ist die 80 Wert.“
„Und den Frisör bezahlen.“
Dazu sage ich lieber nichts.
Tatsächlich lässt er die Klage wenig später fallen. Als ich gehe holt Miranda mich ab.
„Hast du es?“
„Ja.“
„Gut“
„Und du wirst?“
„Genau.“
Ich gehe rüber zu dem Polizisten mit dem der ganze Ärger begann.
„Es tut mir leid, dass es so hässlich wurde.“
Er drückt ein zerknirschtes „Ja“ zwischen den Zehnen hervor, ich drücke ihm die Hand.
Bevor ich gehe drehe ich mich noch einmal zu ihm um und winke mit seinen Handschellen. Er will eine Schrei vorstoßen und mir nach laufen.
Nur bricht er dies abrupter ab, als der 14 Jährige von vorhin den Browser wenn seine Mutter das Zimmer betritt.
Er hat wohl den Rosa Plüsch an seinem Gürtel noch rechtzeitig bemerkt.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen