Es ist der 23 Dezember kurz nach Mittag. Ich sitze vor meinem Rechner und schlage die Zeit tot. In Zwei Stunden geht mein Zug in Richtung Heimat und knappe 7 Stunden später werde ich dann wohl aus einem vollkommen überfüllten Zug fallen und mich von meinen Verwandten nerven lassen. Aber da ich noch zwei Stunden habe genieße ich die Zeit in meiner Studentenbude in der wirklich nichts an Weihnachten erinnert. Dann werde ich dieses Habitat der Ruhe wohl verlassen müssen und in die, mit Weihnachtsmusik verunstaltete, Welt ziehen.
Ich mag Weihnachten nicht. Alle sind auf einmal so unmöglich freundlich und alle versuchen sie nett zu sein, bis dann spätestens am zweien Feiertag sich alle streiten. Der Einzelhandel macht ein riesigen Aufriss und die Menschen kaufen sich das Portmonee aus dem Leib. Einige Menschen rennen in die Kirche weil vor 2000 Jahren jemand in einem Stall geboren wurde. Aber der überwiegende Teil hat auch davon keine Ahnung. Das ganze ist ein Fest zum Ende des Jahres um mit Hilfe von fiktiven Gestalten die Wirtschaft anzukurbeln.
Als ich verärgert ein weihnachtliches Popup, welches durch meinen Blocker gekommen ist, weg klicke klopft es an der Tür.
Ich gehe hin und öffne. Draußen steht ein Typ im Weihnachtsmannkostüm.
„Verpiss dich“ meine ich freundlich und schlage die Tür zu. Wenig später klopft es erneut. Und es ist immer noch der Freak im Kostüm
„Ok, was willst du.“
„Du musst mir helfen.“
„Klar du sammelst für einarmige Kinder in Timbuktu und willst die feierliche Stimmung nutzen um Geld abzugreifen. Vergiss es.“
Ich schlage die Tür wieder zu. Es klopft erneut. Ich mache die Drähte bereit um ihn mit einem Stromschlag in himmlische Ruhe zu bringen und öffne die Tür.
„Was willst du.“
„Deine Hilfe.“
„Wobei?“
„Bei Geld.“
War ja klar. Ich versetze ihm einen Stromschlag und schließe die Tür. Jedenfalls habe ich das vor, denn der Stromschlag scheint ihn nicht zu stören.
„Könntest du das bitte lassen? Das gibt Brandflecken im Mantel.“ meint er.
„Oh man, was ist los?“ frage ich resigniert.
„Du musst mir helfen bis heute Abend 1,5 Milliarden Euro aufzutreiben.“
„Klar doch, ich hohl nur noch eben meinen Quantendisruptor.“ Ich schließe die Tür und setze mich wieder vor den PC.
Etwas später klopft es erneut. Ich gehe hin um nachzusehen was er diesmal zu sagen hat.
„Hör mal zu, ich bin der Weihnachtsmann, und ich brauche dringend 1,5 Milliarden sonst gibt es morgen kein Weihnachtsfest.“
„Klingt gut, ich werde es nicht vermissen.“
„Nein du verstehst nicht, es gibt dann nie wieder Weihnachten.“
„Klingt prima, für mich.“
„Nur du kannst mir helfen.“
„Klar, soll ich jetzt ne Postkarte kaufen oder einen kleinen Holzengel oder so.“
„Nein du sollst Geld organisieren.“
„Lass mich einfach in Ruhe.“
Ich schlage die Tür zu.
„Ich bin wirklich der Weihnachtsmann.“ schallt es durch die Tür. Ich schließe ab.
Wenig später klopft es an meine Balkontür. Draußen steht der Typ im roten Mantel mit dem Bart. Ich lasse ihn rein.
„Wie bist du da raus gekommen?“
„Bin vom Schlitten auf den Balkon geklettert.“
„Du bist gar nicht schlecht, ich hab dir beinahe geglaubt. Und jetzt raus.“
„Kann ich dir irgendwie beweisen, dass ich bin wer ich bin.“
„Hm. Du könntest mir sagen warum ich nie was zu Weihnachten bekommen habe was ich mir gewünscht habe?“
„Komm schon, das ist zu einfach. Du warst kein guter Junge.“
Ok, da hat er wohl objektiv gesehen recht.
„Außerdem hast du dir doch jedes mal das nötige Geld von deinen Verwandten besorgt.“
Auch da hat er recht, aber der Fakt ist nicht ganz so einfach vorher zu sagen.
Es wird Zeit für eine Gegenfrage.
„Und warum braucht der Weihnachtsmann 1,5 Milliarden Euro?“
„Um die Weihnachtsgeschenke bezahlen zu können.“
„Ich dachte du hast da ein paar kleine Elfen oder so die den Kram basteln.“
„Ich bitte dich hast du schon mal eine Elfe eine Play Station 3 bauen sehen?“
„Ich habe noch nie eine Elfe gesehen. Und wozu brauchst du nun das Geld?“
„Hab ich doch schon gesagt.“
„Und das fällt dir heute auf?“
„Ja.“ nuschelt er diesmal durch seinen Bart.
„Wie ja?“ harke ich nach.
„Ich hab mich verspekuliert?“
„Und das heißt?“
„Ich hab zu viel ausgegeben, bzw ich werde zuviel ausgeben?“
„Wie meinst du das denn?“
„Ok, ich erkläre es dir. Ich kaufe jedes Jahr die Weihnachtsgeschenke für alle braven Kinder..“
„Wie, für alle beide?“
„Es sind mehr als du denkst. Aber wie ich sagte, ich kaufe sie. Nur kaufe ich sie nicht vor, sondern nach Weihnachten, weil sie da billiger sind.“
„Wenn du sie nach Weihnachten kaufst, wieso hast du sie denn an Weihnachten?“
„Ich kaufe sie und transportiere sie durch die Zeit zurück um sie unter die Bäume zu legen. Und irgendwie hab ich nicht an die Mehrwertsteuererhöhung gedacht und deswegen fehlt mir ein Haufen Geld.“
„Du kannst durch die Zeit reisen?“
„Ja klar, oder wie sonst meinst du kann ich wo viele Kinder in so kurzer Zeit besuchen.?“
„Und die Milch und die Kekse essen.“
„Hör bloß damit auf, ich hasse diese Tradition, ich bin Diabetiker.“
„Aber du hast die Weihnachtsgeschenke im neuen Jahr gekauft, oder wirst kaufen, und deswegen hast du nicht genug Geld.“
„Genau.“
„Warum kaufst du sie denn nicht zwischen Weihnachten und Silvester.“
„Da werde ich beschließen Urlaub zu machen.“
„Aber das wird doch erst passieren, das kannst du doch ändern.“
„Nein, kann ich nicht.“
„Wieso nicht?“
„Weil das mit den Zeitreisen nicht so funktioniert.“
„Ok. Also brauchst du möglichst schnell einen riesen Stapel Geld.“
„Genau.“
„Was hältst du davon wenn du in die Vergangenheit reist und da Geld auf ein Konto tust und jetzt die Zinsen kassierst?“
„Das geht nicht.“
„Du kannst nicht in die Vergangenheit reisen?“
„Doch das kann ich.“
„Aber?“
„Es widerspricht dem Gelderhaltungssatz.“
„Dem WAS?“
„Dem Gelderhaltungssatz. Sieh mal so eine Zeitreise bricht sowohl Energie als auch Impulserhaltung. Eigentlich bricht es alle physikalischen Gesetzte. Und deswegen braucht es einen neue Erhaltungsgröße. Und da kommt das Geld ins Spiel.“
„Das Geld.“ So ein Schwachsinn.
„Naja immer wenn die Gesetze die logisch denkende Leute gemacht haben, wie die Physik, nicht gelten. Dann gelten die Gesetze die unlogisch denkende Leute gemacht haben. Und das ist in diesem Fall die Wirtschaft. Und da die Zeitreise total unlogisch ist, gilt dabei die Gelderhaltung.“
Irgendwie macht das ganze doch Sinn. Und irgendwie bin ich geneigt ihm zu glauben.
„Ok, und wie willst du an Geld kommen?“
„Ich habe gehofft, dass du mir das sagen kannst.“
„Wir könnten eine Bank ausrauben.“
„Bringt uns das 1,5 Milliarden?“
„Wahrscheinlich nicht, aber es wäre ein Anfang.“
„Na wenn du das sagst. Komm wir nehmen meinen Schlitten.“
Wenig später stehen wir auf dem Dach des Wohnheimes vor seinem Schlitten. Oder vor dem was er mir als seinen Schlitten vorstellt. Es ist ein 5 Meter langes schwarzes Etwas. Und bei schwarz meine ich ein Schwarz in dem der Blick versinkt wieder auftaucht und dann laut "wo bin ich" schreit. Die Form des Schlittens ist am ehesten mit einer zerbrochenen Bierflasche, welche von einem ungeschickten Zwergen wieder zusammen geklebt wurde, zu vergleichen. An zwei dicken Kabeln hängen jeweils zwei ebenso schwarze Kugeln.
Nachdem ich mein Staunen überwunden habe frage ich ihn.
"Ist der Schlitten nicht ein wenig untraditionell?"
"Wegen dem Schwarz?"
"Zum Beispiel."
"Ich fand das Rot langweilig, das Schwarz ist viel cooler."
"Und sollten da vorne nicht Rentiere sein?"
"Das mit den Rentieren war ein Kommunikationsfehler. Das sind vier Einheiten des "Deer2001" steht für dynamic enhanced energie racer beschleunigt das Gefährt auf doppelte Lichtgeschwindigkeit in unter 5 Sekunden."
„Sollte so ein Schlitten nicht Kufen haben?" frage ich ihn und deute auf die vier angebrachten Räder, welche aussehen als hätte sie jemand von einem Einkaufswagen geklaut.
"Glaub mir, bei zweifacher Lichtgeschwindigkeit verwandeln die sich in Kufen."
"Und wo bringst du die ganzen Geschenke unter?"
"Im Handschuhfach?"
"Das willst du mir aber jetzt nicht mit Längenkontraktion erklären oder?"
"Heh, wenn ich schon bei jedem verdammten Kind aussteige, durch den Kamin kletter, die Kekse esse und die Geschenke unter den Baum staple, dann kann ich auch nach jedem Besuch nach Hause fliegen und das nächste Geschenk einpacken."
"Klar, und das zu Hause von dem du sprichst ist auf dem Nordpol."
"Quatsch, viel zu kalt, und am Arsch der Welt. Ich hab ein drei Zimmer Apartment in New York."
War ja klar..
Nachdem die technischen Details nun geklärt sind machen wir uns frisch ans Werk. Wir wählen uns eine beliebige größere Bank in Berlin aus und sind in weniger als einem Moment dort. Natürlich nicht ohne zwischendurch am McDrive eine Kleinigkeit zu Essen zu holen.
Schließlich stehen wir beide in der Bankfiliale unserer Wahl. Santa (ich soll ihn so nennen, weil es cooler klingt) mit einer Uzi die eigentlich ein Weihnachtsgeschenk für eine der Bush-Töchter wahr, ich mit einem BigMac.
Alle Anwesenden legen sich brav auf den Boden und die nette Frau hinterm Tresen packt Bündel weise Geld in Santas Sack. Es läuft wie im Film. Es fehlt nur noch, dass mich jemand fragt wie die den Viertelpfünder mit Käse in Paris nennen. Oder dass jemand den Alarmknopf drückt und die Polizei anrückt. Während ich noch so darüber nach denke passiert es natürlich. Also das mit dem Alarmknopf nicht das andere.
Bevor wir noch das Geld einsacken können steht vor der Bank ein Großaufgebot grüner Gendarmen. „Das Gebäude ist umstellt kommen sie mit erhobenen Händen raus.“ Wirklich genau wie im Film..
„Was machen wir denn jetzt?“ fragt mich Santa nervös.
„Aufessen, wild um uns ballern, das Geld einsacken, und dann mit doppelter Lichtgeschwindigkeit abhauen.“
„Klingt nach einem Plan.“
„Nein klingt nach Schwachsinn, könnte aber funktionieren.“
Also verdrücke ich den Rest von meinem Burger und stecke das Geld ein. Santa steht währenddessen lachend am Eingang und feuert Magazin um Magazin in die wartenden Polizisten.
Schließlich schließe ich schwer bepackt mit 5 Säcken Geld zu Santa auf.
RATATATATATATAT!!!
„Lass uns gehen“ Schreie ich ihm zu.
RATATATAT!!!
„WAS?“ brüllt er zurück.
„WEG HIER.“
RATATATATATAT!!!
Er muss nach laden.
„Wir können gehen.“ sage ich ihm in der Feuerpause.
„Ach schade, gerade jetzt wo es Spaß macht.“
Wir drehen uns um und gehen zum Dach wo unser Schlitten steht. Plötzlich hält er an und dreht sich um.
„Moment, da gibt es noch etwas, was ich schon immer mal machen wollte.“
„Muss das jetzt sein?“
„Ja“
Er zieht aus einer Manteltasche ein grünes rundes Ding. Ich erkenne die Granate erst auf den zweiten Blick bin dafür aber auch doppelt so schnell weg. Hinter mir wirft Santa den Sprengsatz in den Eingangsbereich.
Als wir vom Dach aus starten, kann ich unter uns ein kleines Feuer ausmachen.
„War das jetzt nötig?“ frage ich Santa im fahrenden Schlitten.
„Was?“
„Die Granate?“ Wieso, tut doch niemandem weh.
„WAS?... hast du Radio?“
„Klar doch.“ Er schalltet es ein und ich höre laut Aggro Berlin. Ich nehme die CD raus, und werfe sie aus dem Fenster. Sie verglüht in der Atmosphäre.
„Heh, das war meine Lieblings CD.“
„Such dir nen Musikgeschmack.“ meine ich während ich einen Sender suche der Nachrichten bringt. Da wird uns dann auch berichtet, dass bei einem Bankraub so eben 54 Polizisten getötet wurden.
„Hast du das gehört?“
„Ja, meinst du das waren wir?“
„JA.. oder vielmehr du.“
„Aber du hast gesagt ich soll schießen.“
„Aber doch nicht auf die Polizisten!“
„Aber...“
„Weißt du wie vielen du damit das Weihnachtsfest verdorben hast?“
„Oh.“
„Können wir das rückgängig machen?“ fragt er mich wenig später leicht zerknirscht.
„Keine Ahnung, du bist hier der Experte im Thema Zeitreisen.“
„Hm wir könnten uns sagen, dass wir es lassen sollen mit den Banküberfällen. Dann würden wir aber auch das Geld verlieren.“
„Hätten wir uns nicht daran erinnern müssen, dass wir uns gesagt haben, wir sollen keine Bank überfallen?“
„Nein, nur das Geld verschwindet wegen dem Erhaltungssatz du weißt schon.“
„Na dann mal zu..“
Wenig später, oder früher, oder so.. haben wir uns erklärt das wir keine Bank überfallen sollen und uns noch einen schönen Abend und viel Erfolg gewünscht. Und tatsächlich sind die Säcke die eben noch Geld enthielten jetzt leer.
„So wie es aussieht müssen wir von vorn anfangen. Irgendwelche Vorschläge?“ beginne ich die Diskussion zur Geldbeschaffung von neuem.
„Wir könnten uns in die Fußgängerzone setzten und Weihnachtsmusik spielen.“
„NEIN.“
„Hast du was besseres?“
„Hm, du könntest einen Werbevertrag mit Coca Cola aushandeln.“
„Ne, das hab ich schon einmal in den Dreißigern gemacht, um einen finanziellen Engpass durch die Machtübernahme der Nazis auszugleichen.“
War irgendwie klar.
Wenig später stehen wir tatsächlich in München in der Fußgängerzone und singen. Ich konnte ihn wenigstens davon überzeugen, dass wir singen und nicht rappen. Nicht davon überzeugen konnte ich ihn, auf das Wichtelkostüm für mich zu verzichten. So ist er in seinem roten Standartmantel und ich in grünem irgendwie tuntigen Strumpfhosen. Ich spiele Gitarre, er singt mit einem wirklich wohlklingenden Bass.
Und tatsächlich hat uns die erste Runde „Jingle Bells“ auch schon 10€ eingebracht. Und nach einiger Zeit steht eine große Gruppe kleine Familien um uns herum. Nur Santa sieht irgendwie unglücklich aus. Ok, ich sehe auch unglücklich aus, aber das liegt an den Strumpfhosen.
„Gefällt dir die Weihnachtsmusik nicht?“ frage ich ihn als wir eine Pause machen.
„Ne, das ist auch einfach nicht richtig, wir könnten wenigstens rappen.“
„NEIN.“
„Ok, aber dann vielleicht ein paar wirklicher Weihnachtslieder?“
„Singen wir doch schon.“
„Da gibt es viel schönere.“
Ich ahne böses Stimme aber zu einige seiner Lieder zu singen.
Drei Klassiker später haben sich wieder Mütter, Kinder und entnervte Väter um uns gesammelt. Nun ist Santa mit einem seiner Leider dran. Ich begleite und er Singt mit einer Stimme gegen die Elvis wie ein Teenager im Stimmenbruch geklungen hätte.
„Die Mama ist noch immer wach.
Denn Morgen ist der Weihnachtstag.
Sie putzt den Stube kleinlich rein.
Denn Morgen soll es schön hier sein.
Dann hört sie rauschen im Kamin
Und wenig später sieht sie ihn
der Weihnachtsmann ist plötzlich dort
Und sie wirft ihren Besen fort
Dort im weihnachtlichen Glanz
zeigt Santa ihr seinen langen Schwa...“
An der Stelle ramme ich ihm die Gitarre in den Rücken und er bricht mit einem lauten schnaufen zusammen. Die weihnachtliche Stimmung ist hin, die Gitarre auch.
Nach dem verkorksten Fußgängerzonenkonzert verschwinden wir dann auch lieber. Im Schlitten machen wir dann Kassensturz.
„Wieviel haben wir?“ frage ich.
„106 Euro und 87 Cent, und 140 Rubel“
„Na toll, so wird das nie etwas.“
„Kannst du nicht einfach irgendwas von deinem Kram verkaufen?“
„Und was?“
„Der Schlitten. Die Technik darin ist hunderte von Milliarden wert.“
„Und womit soll ich dann die Geschenke austragen?“
„Dann verkauf halt irgendwas was du doppelt hast.“
Wenig später komme ich kopfschüttelnd aus einem An- und Verkauf, hinter mir geht Santa und zählt sein Geld.
„Warum hast du deine Unterhose verkauft?“
„Weil ich davon zwei habe.“
„Und wo ist die Zweite?“
„In meiner Wohnung.“
„Und was hast du jetzt drunter?“
„Nichts.“
„Und warum musstest du das, was du jetzt nicht mehr drunter hast direkt vor den Augen des Händlers ausziehen?“
„Sonst hätte ich sie ja nicht verkaufen können.“
Und das alles klingt so logisch...
„Wieviel hast du dafür bekommen?“
„5€.“
„Super wenn du noch Dreihundert Millionen davon hast, haben wir das Geld zusammen.“
„Wir könnten die andere auch noch verkaufen, dann haben wir nochmal fünf dazu.“
„Ne lass mal, ach ja hier hast noch mal 30€ für die Kasse?“ Ich drücke ihm das Geld in die Hand.
„Wo kommt das den her?“
„Ich hab dieses lächerliche Elfenkostüm versetzt.“
„Das war meins!!“
„Und jetzt ist es Geld, und brauchen konntest du es eh nicht.“ Und ich muss es nicht mehr tragen.
„Hm. Ist was dran. Mir ist kalt, können wir bitte meine andere Unterhose holen?“
Einen Wimpern schlag später schaue ich mich in einem gammeligen Apartment im gammeligsten Viertel New Yorks um. Seine drei Zimmer ist eine winzige Küche deren einziges Möbelstück ein rostiger Toaster ist, ein Bad das tatsächlich eine Toilette hat und ein Zimmer in dem eine Couch und ein winziger Fernseher steht. In der Ecke liegt ein Haufen leerer Bierdosen und einige schimmelige Pizzaschachteln. Vor dem Haufen steht Santa und wühlt darin herum.
„Ich hab sie“ ruft er triumphierend. Ich wende meinen Blick ab. Einmal seinen nackten Unterleib zu sehen reicht pro Tag.
Endlich lässt er sich vollkommen bekleidet auf das Sofa fallen.
„Setzt dich doch, einen Schlachtplan können wir auch hier erstellen.“
„Ist das sicher?“
„Hier wird uns keiner belauschen.“
„Das mein ich nicht, ich mein das Sofa.“
„Na klar.“ Er ringt sich ein kichern ab, welches verstummt als er meinen ernsten Blick sieht.
„Sie wird dich nicht fressen oder so.“ schiebt er hinterher.
„Genau davor hatte ich angst.“
Ich setzte mich ebenfalls hin, was ein lautes schmatzendes Geräusch verursacht. Aber eigentlich ist es gar nicht so schlimm. Ich hab in meiner Küche schon schlimmeres erlebt.
„Kann ich dir was anbieten? Bier ist alle, aber ich hab noch Wodka. Essen hab ich keins, der Toaster ist leider kaputt.“
„Wodka geht klar, und wir könnten ne Pizza bestellen.“
Nachdem wir dem Pizzaboten 20€ gegeben haben. Fünf für die Pizza und 15 damit er uns glaubt, dass der Euro auch richtiges Geld ist, beratschlagen wir, wie wir nun an die benötigten 1,5 Milliarden kommen.
„Wir könnten einen Kredit aufnehmen.“ schlage ich vor.
„Ich glaube nicht, dass die mir einen geben.“
„Stimmt du brauchst ne Bürgschaft, für 1,5 Milliarden.“
„Wir könnten Fort Knox überfallen, ein Einbruch und wir haben das Geld zusammen.“
„Und wie willst du 1,5 Milliarden Euro in Gold transportieren?“
„Da wird uns schon was einfallen, wenn wir da sind.“
„Und hast du den Bankraub von vorhin vergessen?“
„Ok, war vielleicht keine so gute Idee.“
„Könntest du nicht deinen Deal mit Coca Cola neu beleben? Die geben dir doch bestimmt nochmal was.“
„Auf keinen Fall, da geh ich nie wieder hin.“
„Hast du andere Ideen?“ frage ich langsam resignierend.
„Wir könnten eine HipHop Platte raus bringen.“
„Ohne mich. Und selbst wenn, hättest du das Geld nicht früh genug.“
„Stimmt ist was dran.“
Es folgt eine betrübte Stille, irgendwie gehen uns die Ideen aus. Plötzlich sehe ich ein Funkeln in Santas Augen.
„Wir verkaufen Drogen!!“ platzt er heraus.
„WAS??“
„Klar ich verspreche den wichtigen Dealern, dass ich allen Kindern Drogen unter den Baum lege!“
„Du hast sie nicht mehr alle.“
„Die geben mir dafür sicher einen Haufen Geld. Verdienen tun die damit ja genug.“
„Solltest du als Weihnachtsmann nicht wenigstens ein paar ethische Grundsätze haben?“
„Meinst du?“
„Klar, gib ihnen doch gleich noch AIDS dazu.“ meine ich mit deutlichem Sarkasmus.
„Was sollen die Kinder den damit?“
„Ach vergiss es.“
Jetzt brauche ich erstmal einen großen Schluck aus der Wodkaflasche. Aber wenigstens ist die Idee vom Tisch. Ich stelle die Flasche wieder auf den Boden.
„Woher bekommst du denn das Geld für die Geschenke?“ beginne ich logisch von vorn.
„Von den Eltern natürlich.“
„Die Eltern geben dir Geld damit du für die Kinder die Weihnachtsgeschenke durch den Kamin wirfst?“
„Natürlich das ist Tradition.“
„Und du bist sicher, dass du nicht nur ein Angestellter eines Supermarktes bist, oder ein Student?“
Das hätte ich wohl nicht sagen sollen, Santas Gesicht läuft genauso rot an wie sein Mantel.
„WILLST DU MICH BELEIDIGEN?!!! Ich bin der Weihnachtsmann nicht so ein Wichtigtuer im Mantel und falschem Bart der für Geld kleine Kinder verarscht. Ich BIN das Weihnachtsfest.“
„Du meinst es geht bei Weihnachten um die Geschenke unterm Baum? Und nicht um den Frieden und die Zusammengehörigkeit, um die Familie?“
„Natürlich.“
Ich hab doch schon immer gewusst, dass die ganzen Fernsehfilme zu Weihnachten totaler Schwachsinn sind.
„Hast du Heilig Abend mal fern gesehen?“
„Nein wieso?“
„Weil die da einem erklären es ginge um Frieden und so.“
„Die haben keine Ahnung bei Weihnachten geht es um den wirtschaftlichen Aufschwung im vierten Quartal.“
Stimmt einen schon nachdenklich wenn man die Wahrheit, welche man schon so lange wusste, aus dem Mund des echten Weihnachtsmannes hört.
„Könnten wir nicht die Kaufhäuser und so um Geld fragen? Die machen doch schließlich den Gewinn wegen dir.“
„Warum eigentlich nicht.“
So befinden wir uns also einige Minuten später im Gewahrsam des Sicherheitsdienstes des örtlichen Walmartes.
„Warum musstest du ihm doch gleich die Uzi an die Schläfe halten?“ lasse ich mir entnervt von Santa erklären.
„Er wollte uns nichts geben.“
Eigentlich hat das alles ziemlich gut funktioniert. Wir wurden tatsächlich sofort beim Geschäftsführer vorgelassen. Santa hat dann versucht den kleinen dicken kahlköpfigen Mann der uns als Smith vorgestellt wurde davon zu überzeugen wer er ist. Und als Santa anfing zu erzählen was dieser Smith in seiner Jugend so angestellt habe und weswegen er ihm nie ein Geschenk gebracht habe, dachte ich auch noch es würde funktionieren. Smith schein echt beeindruckt. Doch als Santa mit Geschichten über Smiths Schwester und das Videotape, dass er damals recht gewinnbringend an einen Pornohändler verkauft hat, begann. Da fing Smith irgendwie an wütend zu werden. Er leugnete alles und bezeichnete Santa als Lügner. Das lies der sich nicht gefallen und packte eine Geschichte über den Verkauf von benutzter Damenunterwäsche, eben jener Schwester, über ebay aus. Dieses verärgerte Smith noch mehr, und er lief weihnachtsrot an. Und nachdem er das Wachpersonal gerufen hat, sah Santa sich wohl gezwungen die Uzi ganz dicht an Smiths Gehirn zu halten. Was die ganze Situation nicht besser gemacht hat.
„Und überhaupt, wenn du mir nicht die Uzi aus der Hand geschlagen hättest, dann hätten wir jetzt wenigstens die Tageseinnahmen des Marktes. Aber nein so haben wir nichts.“ beschwert sich Santa, und unterbricht meine Gedanken.
„Na toll, wenn ich es nicht gemacht hätte, hätten mindestens drei Familien ihre Väter verloren.“
„Smith war gar nicht verheiratet.“
„Das spielt doch keine Rolle, man muss nicht alles mit Waffengewallt lösen.“
„RUHE.“ Mischt sich einer der beiden Wächter ein, welche uns gerade an einen für sie sicheren Ort verfrachten. Da wir unmöglich hier noch länger unsere Zeit verschwenden können, muss ich handeln. Ich ziehe dem zu meiner Linken die Waffe aus der Halterung, schlage ihm den Knauf ins Gesicht und schieße mit der selben Handbewegung dem anderen Wachmann in den Fuß. Während er sich vor Schmerzen die Ferse hält, geben Santa und ich Fersengeld.
Zurück im Schlitten auf eine Kreisbahn über dem Atlantischen Ozean diskutieren wir erneut wie wir an Geld kommen könnten.
„Du hast doch gesagt, dass du das Geld von den Eltern bekommst. Kannst du von denen nicht einfach ein wenig mehr verlangen?“ bringe ich eine Idee an, die mir schon etwas länger im Kopf herum schwirrt.
„In Zeiten von Arbeitslosigkeit, dem Streichen von Weihnachtsgeldern und der Gesundheitsreform? Unmöglich!“
„Den Vorschlag einen Kredit aufzunehmen hatten wir schon oder?“
„Ja.“
„Dann musst du wohl doch noch mal Coca Cola fragen.“
„AUF KEINEN FALL!!“
„Warum eigentlich nicht?“
„Da geh ich nicht nochmal hin.“
„Spuck's aus, was war?“
„Ok, wenn du es unbedingt wissen musst. Damals war ich wirklich pleite, ich hatte bei weitem nicht genug Geld für die Weihnachtsgeschenke. Und so habe ich mich damals an einen jungen Mann gewannt der auf dem Gebiet der Börse besonders bewandert war. Nach einigen Überlegungen riet er mir mich bei einem großen Konzern als Werbeträger zu bewerben. Und so kam ich dann zu Coca Cola. Nach einer Endlosen Verhandlung haben sie mich dann komplett über den Tisch gezogen. Sie haben mit mir ausgemacht, dass ich ab jetzt immer dieses furchtbar lächerliche Outfit tragen muss. Einen falschen Bart und diesen Mantel, und zunehmen musste ich auch extra. Dick sieht einfach gemütlicher aus, und passt besser zu dem amerikanischen Menschenbild. Und wie ich dann durch die Kamine passen soll, hab ich gefragt. Das sei nicht so wichtig haben die dann gesagt. Und, dass das mit dem Übergewicht meiner Diabetes nicht gerade helfen würde habe ich gesagt. Darauf sagten sie, ich solle nicht so egoistisch sein. Und das alles nur weil Coca Cola damals gerade einen riesigen Restposten an rotem Stoff hatte, den sie in Kostüme umsetzen wollten.
COLA ist daran Schuld, dass ich so lächerlich aussehe.“
„So schlimm finde ich das gar nicht.“
„Sag das noch mal und du darfst das Wichtelkostüm wieder anziehen.“
„Ok, vielleicht hast du recht. Sag mal was hattest du den vorher an, wenn du die Geschenke verteilt hast?“
„Eine Socke.“
„Eine Socke?“
„Ja, eine Socke, schwarz.“
„Und was dazu?“
„Nichts dazu.“
„Ok, ich will es nicht genauer wissen.“
Es herrscht einen Augenblick ruhe im Schlitten. Niemandem fällt etwas ein. Weihnachten rückt näher und wir haben immer noch kein Geld.
„Ok, vielleicht müssen wir doch zu Coca Cola.“ meint Santa schließlich.
Jetzt wo die Entscheidung gefasst ist, sind wir auch in Null Komma Nichts beim Hauptsitz der Coca Cola Company. Wir werden ohne weiteres vorgelassen. Dem Chef müssen wir nicht erklären wer wir sind. Hier weiß man das es Santa gibt. Man kann sich an den Vertrag erinnern. Santa stellt mich als sein Gehilfe bei den Verhandlungen vor. Ich stelle darauf hin klar das es um ein Geldvolumen von zwei Milliarden geht, und wir maximal 2,5 Stunden Zeit haben dies zu diskutieren. Santa nickt mir anerkennend zu.
Die Verhandlungen werden hart und langweilig. Aber nachdem wir einen erneuten Imagewechsel Santas abwenden konnten haben wir eine Einigung erzielt. Schneller als gedacht, gehen wir mit 1,8 Milliarden Euro zu unserem Schlitten.
„Sag mal meinst du, dass es ein guter Deal war?“ mein Santa als er mich schließlich nach Hause bringt.
„Es ist das kleine Übel.“
„Aber ich muss dieses Jahr jedem Kind auf Erden eine Flasche Coca Cola schenken.“
„Wird schon keiner bemerken. Außerdem bezahlen sie die Cola extra.“
„Das heißt, das ich nicht nur zu den Guten sondern auch zu den Schlechten Kindern kommen muss.“
„Ja, aber die Arbeit musst du dir dann halt machen.“
„Ich werde mir nach Weihnachten erstmal ein paar Tage Urlaub nehmen. Die Geschenke kann ich auch noch im neuen Jahr kaufen.“
Auf dem Dach meines Wohnheimes verabschieden wir uns dann schließlich.
„Jetzt wo du mir geholfen hast, hast du dir ein Weihnachtsgeschenk von mir verdient.“ meint Santa.
„Du meinst ich soll mir was wünschen?“
„Genau.“
„Dann sollte ich mir wohl etwas wie weiße Weihnacht oder den Weltfrieden oder keinen Hunger mehr auf Erden wünschen oder so?“
„Du weißt doch nur etwas, dass man für Geld kaufen kann.“
„Oh, dann nehme ich eine Play Station 3.“
Ich mag Weihnachten nicht. Alle sind auf einmal so unmöglich freundlich und alle versuchen sie nett zu sein, bis dann spätestens am zweien Feiertag sich alle streiten. Der Einzelhandel macht ein riesigen Aufriss und die Menschen kaufen sich das Portmonee aus dem Leib. Einige Menschen rennen in die Kirche weil vor 2000 Jahren jemand in einem Stall geboren wurde. Aber der überwiegende Teil hat auch davon keine Ahnung. Das ganze ist ein Fest zum Ende des Jahres um mit Hilfe von fiktiven Gestalten die Wirtschaft anzukurbeln.
Als ich verärgert ein weihnachtliches Popup, welches durch meinen Blocker gekommen ist, weg klicke klopft es an der Tür.
Ich gehe hin und öffne. Draußen steht ein Typ im Weihnachtsmannkostüm.
„Verpiss dich“ meine ich freundlich und schlage die Tür zu. Wenig später klopft es erneut. Und es ist immer noch der Freak im Kostüm
„Ok, was willst du.“
„Du musst mir helfen.“
„Klar du sammelst für einarmige Kinder in Timbuktu und willst die feierliche Stimmung nutzen um Geld abzugreifen. Vergiss es.“
Ich schlage die Tür wieder zu. Es klopft erneut. Ich mache die Drähte bereit um ihn mit einem Stromschlag in himmlische Ruhe zu bringen und öffne die Tür.
„Was willst du.“
„Deine Hilfe.“
„Wobei?“
„Bei Geld.“
War ja klar. Ich versetze ihm einen Stromschlag und schließe die Tür. Jedenfalls habe ich das vor, denn der Stromschlag scheint ihn nicht zu stören.
„Könntest du das bitte lassen? Das gibt Brandflecken im Mantel.“ meint er.
„Oh man, was ist los?“ frage ich resigniert.
„Du musst mir helfen bis heute Abend 1,5 Milliarden Euro aufzutreiben.“
„Klar doch, ich hohl nur noch eben meinen Quantendisruptor.“ Ich schließe die Tür und setze mich wieder vor den PC.
Etwas später klopft es erneut. Ich gehe hin um nachzusehen was er diesmal zu sagen hat.
„Hör mal zu, ich bin der Weihnachtsmann, und ich brauche dringend 1,5 Milliarden sonst gibt es morgen kein Weihnachtsfest.“
„Klingt gut, ich werde es nicht vermissen.“
„Nein du verstehst nicht, es gibt dann nie wieder Weihnachten.“
„Klingt prima, für mich.“
„Nur du kannst mir helfen.“
„Klar, soll ich jetzt ne Postkarte kaufen oder einen kleinen Holzengel oder so.“
„Nein du sollst Geld organisieren.“
„Lass mich einfach in Ruhe.“
Ich schlage die Tür zu.
„Ich bin wirklich der Weihnachtsmann.“ schallt es durch die Tür. Ich schließe ab.
Wenig später klopft es an meine Balkontür. Draußen steht der Typ im roten Mantel mit dem Bart. Ich lasse ihn rein.
„Wie bist du da raus gekommen?“
„Bin vom Schlitten auf den Balkon geklettert.“
„Du bist gar nicht schlecht, ich hab dir beinahe geglaubt. Und jetzt raus.“
„Kann ich dir irgendwie beweisen, dass ich bin wer ich bin.“
„Hm. Du könntest mir sagen warum ich nie was zu Weihnachten bekommen habe was ich mir gewünscht habe?“
„Komm schon, das ist zu einfach. Du warst kein guter Junge.“
Ok, da hat er wohl objektiv gesehen recht.
„Außerdem hast du dir doch jedes mal das nötige Geld von deinen Verwandten besorgt.“
Auch da hat er recht, aber der Fakt ist nicht ganz so einfach vorher zu sagen.
Es wird Zeit für eine Gegenfrage.
„Und warum braucht der Weihnachtsmann 1,5 Milliarden Euro?“
„Um die Weihnachtsgeschenke bezahlen zu können.“
„Ich dachte du hast da ein paar kleine Elfen oder so die den Kram basteln.“
„Ich bitte dich hast du schon mal eine Elfe eine Play Station 3 bauen sehen?“
„Ich habe noch nie eine Elfe gesehen. Und wozu brauchst du nun das Geld?“
„Hab ich doch schon gesagt.“
„Und das fällt dir heute auf?“
„Ja.“ nuschelt er diesmal durch seinen Bart.
„Wie ja?“ harke ich nach.
„Ich hab mich verspekuliert?“
„Und das heißt?“
„Ich hab zu viel ausgegeben, bzw ich werde zuviel ausgeben?“
„Wie meinst du das denn?“
„Ok, ich erkläre es dir. Ich kaufe jedes Jahr die Weihnachtsgeschenke für alle braven Kinder..“
„Wie, für alle beide?“
„Es sind mehr als du denkst. Aber wie ich sagte, ich kaufe sie. Nur kaufe ich sie nicht vor, sondern nach Weihnachten, weil sie da billiger sind.“
„Wenn du sie nach Weihnachten kaufst, wieso hast du sie denn an Weihnachten?“
„Ich kaufe sie und transportiere sie durch die Zeit zurück um sie unter die Bäume zu legen. Und irgendwie hab ich nicht an die Mehrwertsteuererhöhung gedacht und deswegen fehlt mir ein Haufen Geld.“
„Du kannst durch die Zeit reisen?“
„Ja klar, oder wie sonst meinst du kann ich wo viele Kinder in so kurzer Zeit besuchen.?“
„Und die Milch und die Kekse essen.“
„Hör bloß damit auf, ich hasse diese Tradition, ich bin Diabetiker.“
„Aber du hast die Weihnachtsgeschenke im neuen Jahr gekauft, oder wirst kaufen, und deswegen hast du nicht genug Geld.“
„Genau.“
„Warum kaufst du sie denn nicht zwischen Weihnachten und Silvester.“
„Da werde ich beschließen Urlaub zu machen.“
„Aber das wird doch erst passieren, das kannst du doch ändern.“
„Nein, kann ich nicht.“
„Wieso nicht?“
„Weil das mit den Zeitreisen nicht so funktioniert.“
„Ok. Also brauchst du möglichst schnell einen riesen Stapel Geld.“
„Genau.“
„Was hältst du davon wenn du in die Vergangenheit reist und da Geld auf ein Konto tust und jetzt die Zinsen kassierst?“
„Das geht nicht.“
„Du kannst nicht in die Vergangenheit reisen?“
„Doch das kann ich.“
„Aber?“
„Es widerspricht dem Gelderhaltungssatz.“
„Dem WAS?“
„Dem Gelderhaltungssatz. Sieh mal so eine Zeitreise bricht sowohl Energie als auch Impulserhaltung. Eigentlich bricht es alle physikalischen Gesetzte. Und deswegen braucht es einen neue Erhaltungsgröße. Und da kommt das Geld ins Spiel.“
„Das Geld.“ So ein Schwachsinn.
„Naja immer wenn die Gesetze die logisch denkende Leute gemacht haben, wie die Physik, nicht gelten. Dann gelten die Gesetze die unlogisch denkende Leute gemacht haben. Und das ist in diesem Fall die Wirtschaft. Und da die Zeitreise total unlogisch ist, gilt dabei die Gelderhaltung.“
Irgendwie macht das ganze doch Sinn. Und irgendwie bin ich geneigt ihm zu glauben.
„Ok, und wie willst du an Geld kommen?“
„Ich habe gehofft, dass du mir das sagen kannst.“
„Wir könnten eine Bank ausrauben.“
„Bringt uns das 1,5 Milliarden?“
„Wahrscheinlich nicht, aber es wäre ein Anfang.“
„Na wenn du das sagst. Komm wir nehmen meinen Schlitten.“
Wenig später stehen wir auf dem Dach des Wohnheimes vor seinem Schlitten. Oder vor dem was er mir als seinen Schlitten vorstellt. Es ist ein 5 Meter langes schwarzes Etwas. Und bei schwarz meine ich ein Schwarz in dem der Blick versinkt wieder auftaucht und dann laut "wo bin ich" schreit. Die Form des Schlittens ist am ehesten mit einer zerbrochenen Bierflasche, welche von einem ungeschickten Zwergen wieder zusammen geklebt wurde, zu vergleichen. An zwei dicken Kabeln hängen jeweils zwei ebenso schwarze Kugeln.
Nachdem ich mein Staunen überwunden habe frage ich ihn.
"Ist der Schlitten nicht ein wenig untraditionell?"
"Wegen dem Schwarz?"
"Zum Beispiel."
"Ich fand das Rot langweilig, das Schwarz ist viel cooler."
"Und sollten da vorne nicht Rentiere sein?"
"Das mit den Rentieren war ein Kommunikationsfehler. Das sind vier Einheiten des "Deer2001" steht für dynamic enhanced energie racer beschleunigt das Gefährt auf doppelte Lichtgeschwindigkeit in unter 5 Sekunden."
„Sollte so ein Schlitten nicht Kufen haben?" frage ich ihn und deute auf die vier angebrachten Räder, welche aussehen als hätte sie jemand von einem Einkaufswagen geklaut.
"Glaub mir, bei zweifacher Lichtgeschwindigkeit verwandeln die sich in Kufen."
"Und wo bringst du die ganzen Geschenke unter?"
"Im Handschuhfach?"
"Das willst du mir aber jetzt nicht mit Längenkontraktion erklären oder?"
"Heh, wenn ich schon bei jedem verdammten Kind aussteige, durch den Kamin kletter, die Kekse esse und die Geschenke unter den Baum staple, dann kann ich auch nach jedem Besuch nach Hause fliegen und das nächste Geschenk einpacken."
"Klar, und das zu Hause von dem du sprichst ist auf dem Nordpol."
"Quatsch, viel zu kalt, und am Arsch der Welt. Ich hab ein drei Zimmer Apartment in New York."
War ja klar..
Nachdem die technischen Details nun geklärt sind machen wir uns frisch ans Werk. Wir wählen uns eine beliebige größere Bank in Berlin aus und sind in weniger als einem Moment dort. Natürlich nicht ohne zwischendurch am McDrive eine Kleinigkeit zu Essen zu holen.
Schließlich stehen wir beide in der Bankfiliale unserer Wahl. Santa (ich soll ihn so nennen, weil es cooler klingt) mit einer Uzi die eigentlich ein Weihnachtsgeschenk für eine der Bush-Töchter wahr, ich mit einem BigMac.
Alle Anwesenden legen sich brav auf den Boden und die nette Frau hinterm Tresen packt Bündel weise Geld in Santas Sack. Es läuft wie im Film. Es fehlt nur noch, dass mich jemand fragt wie die den Viertelpfünder mit Käse in Paris nennen. Oder dass jemand den Alarmknopf drückt und die Polizei anrückt. Während ich noch so darüber nach denke passiert es natürlich. Also das mit dem Alarmknopf nicht das andere.
Bevor wir noch das Geld einsacken können steht vor der Bank ein Großaufgebot grüner Gendarmen. „Das Gebäude ist umstellt kommen sie mit erhobenen Händen raus.“ Wirklich genau wie im Film..
„Was machen wir denn jetzt?“ fragt mich Santa nervös.
„Aufessen, wild um uns ballern, das Geld einsacken, und dann mit doppelter Lichtgeschwindigkeit abhauen.“
„Klingt nach einem Plan.“
„Nein klingt nach Schwachsinn, könnte aber funktionieren.“
Also verdrücke ich den Rest von meinem Burger und stecke das Geld ein. Santa steht währenddessen lachend am Eingang und feuert Magazin um Magazin in die wartenden Polizisten.
Schließlich schließe ich schwer bepackt mit 5 Säcken Geld zu Santa auf.
RATATATATATATAT!!!
„Lass uns gehen“ Schreie ich ihm zu.
RATATATAT!!!
„WAS?“ brüllt er zurück.
„WEG HIER.“
RATATATATATAT!!!
Er muss nach laden.
„Wir können gehen.“ sage ich ihm in der Feuerpause.
„Ach schade, gerade jetzt wo es Spaß macht.“
Wir drehen uns um und gehen zum Dach wo unser Schlitten steht. Plötzlich hält er an und dreht sich um.
„Moment, da gibt es noch etwas, was ich schon immer mal machen wollte.“
„Muss das jetzt sein?“
„Ja“
Er zieht aus einer Manteltasche ein grünes rundes Ding. Ich erkenne die Granate erst auf den zweiten Blick bin dafür aber auch doppelt so schnell weg. Hinter mir wirft Santa den Sprengsatz in den Eingangsbereich.
Als wir vom Dach aus starten, kann ich unter uns ein kleines Feuer ausmachen.
„War das jetzt nötig?“ frage ich Santa im fahrenden Schlitten.
„Was?“
„Die Granate?“ Wieso, tut doch niemandem weh.
„WAS?... hast du Radio?“
„Klar doch.“ Er schalltet es ein und ich höre laut Aggro Berlin. Ich nehme die CD raus, und werfe sie aus dem Fenster. Sie verglüht in der Atmosphäre.
„Heh, das war meine Lieblings CD.“
„Such dir nen Musikgeschmack.“ meine ich während ich einen Sender suche der Nachrichten bringt. Da wird uns dann auch berichtet, dass bei einem Bankraub so eben 54 Polizisten getötet wurden.
„Hast du das gehört?“
„Ja, meinst du das waren wir?“
„JA.. oder vielmehr du.“
„Aber du hast gesagt ich soll schießen.“
„Aber doch nicht auf die Polizisten!“
„Aber...“
„Weißt du wie vielen du damit das Weihnachtsfest verdorben hast?“
„Oh.“
„Können wir das rückgängig machen?“ fragt er mich wenig später leicht zerknirscht.
„Keine Ahnung, du bist hier der Experte im Thema Zeitreisen.“
„Hm wir könnten uns sagen, dass wir es lassen sollen mit den Banküberfällen. Dann würden wir aber auch das Geld verlieren.“
„Hätten wir uns nicht daran erinnern müssen, dass wir uns gesagt haben, wir sollen keine Bank überfallen?“
„Nein, nur das Geld verschwindet wegen dem Erhaltungssatz du weißt schon.“
„Na dann mal zu..“
Wenig später, oder früher, oder so.. haben wir uns erklärt das wir keine Bank überfallen sollen und uns noch einen schönen Abend und viel Erfolg gewünscht. Und tatsächlich sind die Säcke die eben noch Geld enthielten jetzt leer.
„So wie es aussieht müssen wir von vorn anfangen. Irgendwelche Vorschläge?“ beginne ich die Diskussion zur Geldbeschaffung von neuem.
„Wir könnten uns in die Fußgängerzone setzten und Weihnachtsmusik spielen.“
„NEIN.“
„Hast du was besseres?“
„Hm, du könntest einen Werbevertrag mit Coca Cola aushandeln.“
„Ne, das hab ich schon einmal in den Dreißigern gemacht, um einen finanziellen Engpass durch die Machtübernahme der Nazis auszugleichen.“
War irgendwie klar.
Wenig später stehen wir tatsächlich in München in der Fußgängerzone und singen. Ich konnte ihn wenigstens davon überzeugen, dass wir singen und nicht rappen. Nicht davon überzeugen konnte ich ihn, auf das Wichtelkostüm für mich zu verzichten. So ist er in seinem roten Standartmantel und ich in grünem irgendwie tuntigen Strumpfhosen. Ich spiele Gitarre, er singt mit einem wirklich wohlklingenden Bass.
Und tatsächlich hat uns die erste Runde „Jingle Bells“ auch schon 10€ eingebracht. Und nach einiger Zeit steht eine große Gruppe kleine Familien um uns herum. Nur Santa sieht irgendwie unglücklich aus. Ok, ich sehe auch unglücklich aus, aber das liegt an den Strumpfhosen.
„Gefällt dir die Weihnachtsmusik nicht?“ frage ich ihn als wir eine Pause machen.
„Ne, das ist auch einfach nicht richtig, wir könnten wenigstens rappen.“
„NEIN.“
„Ok, aber dann vielleicht ein paar wirklicher Weihnachtslieder?“
„Singen wir doch schon.“
„Da gibt es viel schönere.“
Ich ahne böses Stimme aber zu einige seiner Lieder zu singen.
Drei Klassiker später haben sich wieder Mütter, Kinder und entnervte Väter um uns gesammelt. Nun ist Santa mit einem seiner Leider dran. Ich begleite und er Singt mit einer Stimme gegen die Elvis wie ein Teenager im Stimmenbruch geklungen hätte.
„Die Mama ist noch immer wach.
Denn Morgen ist der Weihnachtstag.
Sie putzt den Stube kleinlich rein.
Denn Morgen soll es schön hier sein.
Dann hört sie rauschen im Kamin
Und wenig später sieht sie ihn
der Weihnachtsmann ist plötzlich dort
Und sie wirft ihren Besen fort
Dort im weihnachtlichen Glanz
zeigt Santa ihr seinen langen Schwa...“
An der Stelle ramme ich ihm die Gitarre in den Rücken und er bricht mit einem lauten schnaufen zusammen. Die weihnachtliche Stimmung ist hin, die Gitarre auch.
Nach dem verkorksten Fußgängerzonenkonzert verschwinden wir dann auch lieber. Im Schlitten machen wir dann Kassensturz.
„Wieviel haben wir?“ frage ich.
„106 Euro und 87 Cent, und 140 Rubel“
„Na toll, so wird das nie etwas.“
„Kannst du nicht einfach irgendwas von deinem Kram verkaufen?“
„Und was?“
„Der Schlitten. Die Technik darin ist hunderte von Milliarden wert.“
„Und womit soll ich dann die Geschenke austragen?“
„Dann verkauf halt irgendwas was du doppelt hast.“
Wenig später komme ich kopfschüttelnd aus einem An- und Verkauf, hinter mir geht Santa und zählt sein Geld.
„Warum hast du deine Unterhose verkauft?“
„Weil ich davon zwei habe.“
„Und wo ist die Zweite?“
„In meiner Wohnung.“
„Und was hast du jetzt drunter?“
„Nichts.“
„Und warum musstest du das, was du jetzt nicht mehr drunter hast direkt vor den Augen des Händlers ausziehen?“
„Sonst hätte ich sie ja nicht verkaufen können.“
Und das alles klingt so logisch...
„Wieviel hast du dafür bekommen?“
„5€.“
„Super wenn du noch Dreihundert Millionen davon hast, haben wir das Geld zusammen.“
„Wir könnten die andere auch noch verkaufen, dann haben wir nochmal fünf dazu.“
„Ne lass mal, ach ja hier hast noch mal 30€ für die Kasse?“ Ich drücke ihm das Geld in die Hand.
„Wo kommt das den her?“
„Ich hab dieses lächerliche Elfenkostüm versetzt.“
„Das war meins!!“
„Und jetzt ist es Geld, und brauchen konntest du es eh nicht.“ Und ich muss es nicht mehr tragen.
„Hm. Ist was dran. Mir ist kalt, können wir bitte meine andere Unterhose holen?“
Einen Wimpern schlag später schaue ich mich in einem gammeligen Apartment im gammeligsten Viertel New Yorks um. Seine drei Zimmer ist eine winzige Küche deren einziges Möbelstück ein rostiger Toaster ist, ein Bad das tatsächlich eine Toilette hat und ein Zimmer in dem eine Couch und ein winziger Fernseher steht. In der Ecke liegt ein Haufen leerer Bierdosen und einige schimmelige Pizzaschachteln. Vor dem Haufen steht Santa und wühlt darin herum.
„Ich hab sie“ ruft er triumphierend. Ich wende meinen Blick ab. Einmal seinen nackten Unterleib zu sehen reicht pro Tag.
Endlich lässt er sich vollkommen bekleidet auf das Sofa fallen.
„Setzt dich doch, einen Schlachtplan können wir auch hier erstellen.“
„Ist das sicher?“
„Hier wird uns keiner belauschen.“
„Das mein ich nicht, ich mein das Sofa.“
„Na klar.“ Er ringt sich ein kichern ab, welches verstummt als er meinen ernsten Blick sieht.
„Sie wird dich nicht fressen oder so.“ schiebt er hinterher.
„Genau davor hatte ich angst.“
Ich setzte mich ebenfalls hin, was ein lautes schmatzendes Geräusch verursacht. Aber eigentlich ist es gar nicht so schlimm. Ich hab in meiner Küche schon schlimmeres erlebt.
„Kann ich dir was anbieten? Bier ist alle, aber ich hab noch Wodka. Essen hab ich keins, der Toaster ist leider kaputt.“
„Wodka geht klar, und wir könnten ne Pizza bestellen.“
Nachdem wir dem Pizzaboten 20€ gegeben haben. Fünf für die Pizza und 15 damit er uns glaubt, dass der Euro auch richtiges Geld ist, beratschlagen wir, wie wir nun an die benötigten 1,5 Milliarden kommen.
„Wir könnten einen Kredit aufnehmen.“ schlage ich vor.
„Ich glaube nicht, dass die mir einen geben.“
„Stimmt du brauchst ne Bürgschaft, für 1,5 Milliarden.“
„Wir könnten Fort Knox überfallen, ein Einbruch und wir haben das Geld zusammen.“
„Und wie willst du 1,5 Milliarden Euro in Gold transportieren?“
„Da wird uns schon was einfallen, wenn wir da sind.“
„Und hast du den Bankraub von vorhin vergessen?“
„Ok, war vielleicht keine so gute Idee.“
„Könntest du nicht deinen Deal mit Coca Cola neu beleben? Die geben dir doch bestimmt nochmal was.“
„Auf keinen Fall, da geh ich nie wieder hin.“
„Hast du andere Ideen?“ frage ich langsam resignierend.
„Wir könnten eine HipHop Platte raus bringen.“
„Ohne mich. Und selbst wenn, hättest du das Geld nicht früh genug.“
„Stimmt ist was dran.“
Es folgt eine betrübte Stille, irgendwie gehen uns die Ideen aus. Plötzlich sehe ich ein Funkeln in Santas Augen.
„Wir verkaufen Drogen!!“ platzt er heraus.
„WAS??“
„Klar ich verspreche den wichtigen Dealern, dass ich allen Kindern Drogen unter den Baum lege!“
„Du hast sie nicht mehr alle.“
„Die geben mir dafür sicher einen Haufen Geld. Verdienen tun die damit ja genug.“
„Solltest du als Weihnachtsmann nicht wenigstens ein paar ethische Grundsätze haben?“
„Meinst du?“
„Klar, gib ihnen doch gleich noch AIDS dazu.“ meine ich mit deutlichem Sarkasmus.
„Was sollen die Kinder den damit?“
„Ach vergiss es.“
Jetzt brauche ich erstmal einen großen Schluck aus der Wodkaflasche. Aber wenigstens ist die Idee vom Tisch. Ich stelle die Flasche wieder auf den Boden.
„Woher bekommst du denn das Geld für die Geschenke?“ beginne ich logisch von vorn.
„Von den Eltern natürlich.“
„Die Eltern geben dir Geld damit du für die Kinder die Weihnachtsgeschenke durch den Kamin wirfst?“
„Natürlich das ist Tradition.“
„Und du bist sicher, dass du nicht nur ein Angestellter eines Supermarktes bist, oder ein Student?“
Das hätte ich wohl nicht sagen sollen, Santas Gesicht läuft genauso rot an wie sein Mantel.
„WILLST DU MICH BELEIDIGEN?!!! Ich bin der Weihnachtsmann nicht so ein Wichtigtuer im Mantel und falschem Bart der für Geld kleine Kinder verarscht. Ich BIN das Weihnachtsfest.“
„Du meinst es geht bei Weihnachten um die Geschenke unterm Baum? Und nicht um den Frieden und die Zusammengehörigkeit, um die Familie?“
„Natürlich.“
Ich hab doch schon immer gewusst, dass die ganzen Fernsehfilme zu Weihnachten totaler Schwachsinn sind.
„Hast du Heilig Abend mal fern gesehen?“
„Nein wieso?“
„Weil die da einem erklären es ginge um Frieden und so.“
„Die haben keine Ahnung bei Weihnachten geht es um den wirtschaftlichen Aufschwung im vierten Quartal.“
Stimmt einen schon nachdenklich wenn man die Wahrheit, welche man schon so lange wusste, aus dem Mund des echten Weihnachtsmannes hört.
„Könnten wir nicht die Kaufhäuser und so um Geld fragen? Die machen doch schließlich den Gewinn wegen dir.“
„Warum eigentlich nicht.“
So befinden wir uns also einige Minuten später im Gewahrsam des Sicherheitsdienstes des örtlichen Walmartes.
„Warum musstest du ihm doch gleich die Uzi an die Schläfe halten?“ lasse ich mir entnervt von Santa erklären.
„Er wollte uns nichts geben.“
Eigentlich hat das alles ziemlich gut funktioniert. Wir wurden tatsächlich sofort beim Geschäftsführer vorgelassen. Santa hat dann versucht den kleinen dicken kahlköpfigen Mann der uns als Smith vorgestellt wurde davon zu überzeugen wer er ist. Und als Santa anfing zu erzählen was dieser Smith in seiner Jugend so angestellt habe und weswegen er ihm nie ein Geschenk gebracht habe, dachte ich auch noch es würde funktionieren. Smith schein echt beeindruckt. Doch als Santa mit Geschichten über Smiths Schwester und das Videotape, dass er damals recht gewinnbringend an einen Pornohändler verkauft hat, begann. Da fing Smith irgendwie an wütend zu werden. Er leugnete alles und bezeichnete Santa als Lügner. Das lies der sich nicht gefallen und packte eine Geschichte über den Verkauf von benutzter Damenunterwäsche, eben jener Schwester, über ebay aus. Dieses verärgerte Smith noch mehr, und er lief weihnachtsrot an. Und nachdem er das Wachpersonal gerufen hat, sah Santa sich wohl gezwungen die Uzi ganz dicht an Smiths Gehirn zu halten. Was die ganze Situation nicht besser gemacht hat.
„Und überhaupt, wenn du mir nicht die Uzi aus der Hand geschlagen hättest, dann hätten wir jetzt wenigstens die Tageseinnahmen des Marktes. Aber nein so haben wir nichts.“ beschwert sich Santa, und unterbricht meine Gedanken.
„Na toll, wenn ich es nicht gemacht hätte, hätten mindestens drei Familien ihre Väter verloren.“
„Smith war gar nicht verheiratet.“
„Das spielt doch keine Rolle, man muss nicht alles mit Waffengewallt lösen.“
„RUHE.“ Mischt sich einer der beiden Wächter ein, welche uns gerade an einen für sie sicheren Ort verfrachten. Da wir unmöglich hier noch länger unsere Zeit verschwenden können, muss ich handeln. Ich ziehe dem zu meiner Linken die Waffe aus der Halterung, schlage ihm den Knauf ins Gesicht und schieße mit der selben Handbewegung dem anderen Wachmann in den Fuß. Während er sich vor Schmerzen die Ferse hält, geben Santa und ich Fersengeld.
Zurück im Schlitten auf eine Kreisbahn über dem Atlantischen Ozean diskutieren wir erneut wie wir an Geld kommen könnten.
„Du hast doch gesagt, dass du das Geld von den Eltern bekommst. Kannst du von denen nicht einfach ein wenig mehr verlangen?“ bringe ich eine Idee an, die mir schon etwas länger im Kopf herum schwirrt.
„In Zeiten von Arbeitslosigkeit, dem Streichen von Weihnachtsgeldern und der Gesundheitsreform? Unmöglich!“
„Den Vorschlag einen Kredit aufzunehmen hatten wir schon oder?“
„Ja.“
„Dann musst du wohl doch noch mal Coca Cola fragen.“
„AUF KEINEN FALL!!“
„Warum eigentlich nicht?“
„Da geh ich nicht nochmal hin.“
„Spuck's aus, was war?“
„Ok, wenn du es unbedingt wissen musst. Damals war ich wirklich pleite, ich hatte bei weitem nicht genug Geld für die Weihnachtsgeschenke. Und so habe ich mich damals an einen jungen Mann gewannt der auf dem Gebiet der Börse besonders bewandert war. Nach einigen Überlegungen riet er mir mich bei einem großen Konzern als Werbeträger zu bewerben. Und so kam ich dann zu Coca Cola. Nach einer Endlosen Verhandlung haben sie mich dann komplett über den Tisch gezogen. Sie haben mit mir ausgemacht, dass ich ab jetzt immer dieses furchtbar lächerliche Outfit tragen muss. Einen falschen Bart und diesen Mantel, und zunehmen musste ich auch extra. Dick sieht einfach gemütlicher aus, und passt besser zu dem amerikanischen Menschenbild. Und wie ich dann durch die Kamine passen soll, hab ich gefragt. Das sei nicht so wichtig haben die dann gesagt. Und, dass das mit dem Übergewicht meiner Diabetes nicht gerade helfen würde habe ich gesagt. Darauf sagten sie, ich solle nicht so egoistisch sein. Und das alles nur weil Coca Cola damals gerade einen riesigen Restposten an rotem Stoff hatte, den sie in Kostüme umsetzen wollten.
COLA ist daran Schuld, dass ich so lächerlich aussehe.“
„So schlimm finde ich das gar nicht.“
„Sag das noch mal und du darfst das Wichtelkostüm wieder anziehen.“
„Ok, vielleicht hast du recht. Sag mal was hattest du den vorher an, wenn du die Geschenke verteilt hast?“
„Eine Socke.“
„Eine Socke?“
„Ja, eine Socke, schwarz.“
„Und was dazu?“
„Nichts dazu.“
„Ok, ich will es nicht genauer wissen.“
Es herrscht einen Augenblick ruhe im Schlitten. Niemandem fällt etwas ein. Weihnachten rückt näher und wir haben immer noch kein Geld.
„Ok, vielleicht müssen wir doch zu Coca Cola.“ meint Santa schließlich.
Jetzt wo die Entscheidung gefasst ist, sind wir auch in Null Komma Nichts beim Hauptsitz der Coca Cola Company. Wir werden ohne weiteres vorgelassen. Dem Chef müssen wir nicht erklären wer wir sind. Hier weiß man das es Santa gibt. Man kann sich an den Vertrag erinnern. Santa stellt mich als sein Gehilfe bei den Verhandlungen vor. Ich stelle darauf hin klar das es um ein Geldvolumen von zwei Milliarden geht, und wir maximal 2,5 Stunden Zeit haben dies zu diskutieren. Santa nickt mir anerkennend zu.
Die Verhandlungen werden hart und langweilig. Aber nachdem wir einen erneuten Imagewechsel Santas abwenden konnten haben wir eine Einigung erzielt. Schneller als gedacht, gehen wir mit 1,8 Milliarden Euro zu unserem Schlitten.
„Sag mal meinst du, dass es ein guter Deal war?“ mein Santa als er mich schließlich nach Hause bringt.
„Es ist das kleine Übel.“
„Aber ich muss dieses Jahr jedem Kind auf Erden eine Flasche Coca Cola schenken.“
„Wird schon keiner bemerken. Außerdem bezahlen sie die Cola extra.“
„Das heißt, das ich nicht nur zu den Guten sondern auch zu den Schlechten Kindern kommen muss.“
„Ja, aber die Arbeit musst du dir dann halt machen.“
„Ich werde mir nach Weihnachten erstmal ein paar Tage Urlaub nehmen. Die Geschenke kann ich auch noch im neuen Jahr kaufen.“
Auf dem Dach meines Wohnheimes verabschieden wir uns dann schließlich.
„Jetzt wo du mir geholfen hast, hast du dir ein Weihnachtsgeschenk von mir verdient.“ meint Santa.
„Du meinst ich soll mir was wünschen?“
„Genau.“
„Dann sollte ich mir wohl etwas wie weiße Weihnacht oder den Weltfrieden oder keinen Hunger mehr auf Erden wünschen oder so?“
„Du weißt doch nur etwas, dass man für Geld kaufen kann.“
„Oh, dann nehme ich eine Play Station 3.“
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen