Montag, 3. März 2008

Eine unmögliche Vorlesung

Ich sitze Dienstag Abends am Schreibtisch und ärgere mich.
Ich ärgere mich, dass ich mit meinem Aufgabenblatt nicht weiter komme, welches ich morgen abgeben muss. Und dadurch, dass ich keine von den Aufgaben gelöst bekomme fehlt mir die Zeit die Vorlesung vorzubereiten. Und wenn ich die Vorlesung nicht vorbereite dann verstehe ich morgen wieder nichts, genau wie letzte Woche. Außerdem wäre es hilfreich früh ins Bett zu gehen, schließlich ist die Vorlesung schon um Acht in der Frühe.
Während ich so auf meinem Kugelschreiber kaue und über die Aufgabe grüble und um den doch so wichtigen Schein bange, fällt mir etwas entscheidendes auf. Hier stimmt etwas nicht. Dies ist keine Art und Weise wie ich mein Studium verbringe. Es ist die Art und Weise wie andere ihr Studium verbringen, aber ich halte so etwas für wenig kreativ.
Ich ziehe die Notbremse und öffne erstmal ein Bier.

Im Leben eines jeden Studenten kommt einmal der Zeitpunkt an dem er selbst frei entscheiden kann welche Vorlesungen er hört, früher oder später. Bei der Wahl dieser Vorlesungen gibt es nun einiges zu beachten. Zum Ersten sollte man nie eine Vorlesung wählen deren Titel man schon nicht begreift. Außerdem sollte man nie eine Vorlesung wählen deren Titel total „Spannend und Interessant“ klang. Des Weiteren sollte man immer etwas wählen, dass etwas Stoff enthält welchen man schon kann, oder welchen einen zumindest interessiert. Und auf keinen Fall sollte die gewählte Veranstaltung von vornherein total langweilig sein. Am besten wäre es wohl eine Vorlesung zu wählen deren Inhalt einem schon komplett bekannt ist und die trotzdem ziemlich lustig wird, aber dann kommt man nicht mit dem Studium voran.

Natürlich habe ich all diese Kriterien sorgsam beachtet.
Aber trotzdem sitze ich nun hier, verstehe die Vorlesung nicht, und schufte mir dafür den sprichwörtlichen Wolf. War die Vorlesung doch falsch gewählt und zu schwer?
Ich öffne ein weiteres Bier und beantworte die Fragen mit nein. Der Grund dafür ist ganz einfach, am Anfang des Semesters war die Vorlesung sehr gut zu verstehen und interessant, Da saßen in dieser Vorlesung auch noch 25 Personen, was für eine Spezialvorlesung in der Physik zumindest gehobenes Mittelmaß ist. Seit etwa zwei Wochen sehe ich vor lauter kryptischer Formeln kein Land mehr und es sind nur noch 6 weitere Studenten in der Vorlesung übrig geblieben. Ich beschließe, dass es mir für Heute egal ist und suche mir die nächste Feier.

Am nächsten morgen stolpere ich noch leicht benommen eine Stunde zu spät in meine Vorlesung. Und es riecht sofort nach Anstrengung. Ich setzt mich in die letzte Reihe und beobachte das Geschehen. Vor mir sitzen noch 4 Studenten, sie alle schreiben emsig mit. Sie starren, die Häupter gesengt, auf ihre Blätter. Würden sie nicht alle paar Sekunden nach vorne blicken um zu sehen was sie auf ihr Blatt schreiben sollten, sie würden aussehen wie Sündige vor ihrem Henker. Der Vorlesende zieht mit einem geschätzten Tempo von einer vollgeschriebenen Tafel auf drei Minuten durch den Stoff, ohne sich um zudrehen. Wenn ich mich recht erinnere war er in den ersten Vorlesungen noch nicht so flott. Da es offensichtlich einen Grund für die Änderung seines Stils und damit auch für die Unverständlichkeit der Vorlesung gibt, lohnt es sich diesen raus zu finden.
Ich verschwinde also erstmal in den PC-Pool um zu schauen was den seine Arbeitsgruppe so macht. Dort finde ich allerdings nichts besonderes, nur die übliche Forschungsarbeit. Also stelle ich einen Suchauftrag auf seinen Namen an einen bekannten Internetsuchdienst. Wenig später vermeldet Google mir, dass mein Professor vor zwei Wochen ein wissenschaftliches Paper herausgebracht hat welches mich nicht weiter interessiert. Außerdem hat er sich am Anfang des Monats beim teuersten Golfclub der Stadt angemeldet. Den Unwissenden, würde dieses Detail nicht weiter stutzig machen, meinem geübten Auge fallen aber sofort zwei Dinge auf. Erstens wurde die Vorlesung ziemlich genau zum Anfang dieses Monats ziemlich schlecht. Und zum Zweiten ist das Golfspielen am Mittwoch Vormittag wesentlich günstiger als an anderen Tagen.

Dies alles lässt nur einen sinnvollen Schluß zu. Er versucht uns aus seiner Vorlesung zu bringen um gemütlich Golf spielen zu können. Und ich muss zugeben, er hätte es beinahe geschafft. Und würde ich nicht den Schein brauchen, hätte er es geschafft.

Da dieses natürlich nur einen Schluß zulässt fange ich ihn nach der Vorlesung ab.
„Entschuldigen sie!“
„Ja, tut mir Leid ich muss weg“
„Ich weiß, Golf spielen wird ab Zwölf teurer.“
Er schluckt, ich hab ihn erwischt. „Ähm wie meinen sie das denn?“
„Nun ja ich meine sie möchten jetzt so schnell wie möglich zum Golfplatz weil der am Mittwoch Vormittag günstiger ist.“
„Was wollen sie den damit sagen!“ regt er sich künstlich auf.
„Dass sie die Vorlesung möglichst lausig machen damit kein Student mehr kommt und sie schon ab Acht Abschläge üben können.“
„Das ist eine infame Unterstellung“
„Natürlich ist es das, sie würden das natürlich nie bei einer Veranstaltung probieren, von der einige Studenten den Schein brauchen und deswegen weiterhin kommen.“
So wie es scheint hat er das noch nicht bedacht.
„Natürlich könnte aber auch schon nächste Woche kein einziger Student in ihrer Vorlesung sein.“
„Wie meinen sie das?“
„Wobei wenn auch ich nicht komme, bekomme ich ja den Schein nicht.“
Er schaut mich eine Weile an.
„Aber wenn sie mir den Schein einfach so geben würden... Dann würde nächstes mal bestimmt keiner mehr kommen.“
„Aber ich kann ihnen doch nicht einfach so einen Schein ausstellen.“
Doch er kann und er sollte sich jetzt wirklich nicht hinter seinem Ehrgefühl verstecken. Aber ihm das zu sagen wäre nicht förderlich.
„Sie könnten mir aber eine angemessene mündliche Prüfung anbieten.“
Er überlegt.
„Ja, ich denke wir sollten das bei einem Kaffee besprechen.“
Ich mag den Mann er versteht schnell.

Nachdem alle Einzelheiten geklärt sind, (ich bekomme einen Schein wenn er Golf spielen kann) begebe ich mich frisch ans Werk.
Obwohl der Tag bisher recht langweilig war verspricht er nun Besserung. Schließlich gibt es vier Studenten davon zu überzeugen, dass sie lieber keinen Schein haben möchten. Also frisch ans Werk.

Nummer eins auf meiner Liste ist Karsten, nach einem kurzen Besuch im PC-Pool treffe ich ihn in der Stringtheorie Vorlesung. Ich komme erst zur Pause, was aber egal ist da ich diese Vorlesung sowieso nicht höre. Karsten sitzt alleine in der zweiten Reihe. Er gehört zu den Leuten die irrsinnig intelligent aber auch irrsinnig weltfremd sind. Um ein Beispiel zu nennen, er kann einem die genaue Bewegung einen sechsseitigen Würfels auf einer sinusförmigen Unterlage in Kugelkoordinaten berechnen, kann ihn aber nicht werfen.

„Sag mal kannst du mir deine Mitschrift von heute Morgen geben?“
„Klar“
„Ich schreib sie gleich hier ab...“
Ich sitze also neben ihm und tue so als würde ich seine Vorlesungsmitschrift abschreiben.
„Sag mal, was ist den das?“ frage ich ihn und deute auf ein doppeltes Integral.
„Hm.. das ist seltsam.“
„Das ist falsch, das muss ein einfaches Integral sein.“
„Ja stimmt... Fehler in deiner Abschrift? Das hab ich bei dir ja noch nie erlebt.“
„Ist auch das erste mal.“

„Was heißt das da?“ frage ich ihn wenig später und deute auf eine Differentialgleichung.
„Eine Differentialgleichung.“
„Ja aber der Term dahinten?“
„Hm das ist eine Dämpfung.“
„Nein der dahinter.“
Er schaut näher hin.
„Seltsam der macht überhaupt keinen Sinn“
„Aber er steht da.“
„Kann mich gar nicht erinnern sowas abgeschrieben zu haben..“
Hat er auch nicht der Term war bis eben noch nicht da, aber ich finde er sieht schick aus, und ich kann Karstens Handschrift wirkliche erstaunlich gut fälschen.
„Bist du sicher, dass es dir gut geht?“
„Ja, wieso“
„Weil deine Mitschrift so seltsam ist.“
„Wieso seltsam?“
„Das da zum Beispiel“
Er schaut näher auf das Blatt wo mitten im Text der Ausdruck „bla blubb“ steht.
„Habe ich das geschrieben?“
„Ja und auf der Rückseite die zwei Zeilen mit HIHIHI finde ich auch seltsam.“
„Zeig.“
„Das hab ich nicht geschrieben.“
„Oh mein Gott!“ ich starre ihn entsetzt an.
„Was ist“
„Du hast Präalmamartaphobie“
„Was hab ich.“
„Hab ich erst gestern was drüber gelesen, Präalmamartaphobie ist eine unter Studenten auftretende Krankheit die aus dem Lernstress herrührt. Sie äußert sich dahin, dass der Student seltsame Dinge schreibt an die er sich später nicht erinnern kann. Und das ist erst der Anfang.“
„Was meinst du mit, der Anfang?“
„Im nächsten Stadium hört er komplett auf mitzuschreiben und halluziniert verstärkt.“
„Ach quatsch.“
„Ehrlich, du solltest damit zum Arzt gehen“
„Ist doch Blödsinn.“
„Schlag es im Internet nach.“ Erwidere ich gelassen,
„Mach ich und zwar sofort.“
Er geht währenddessen entsorge ich seine Mitschrift von der aktuellen Vorlesung und ziehe mit seinen Sachen in die Vorletzte Reihe um

Kurz darauf kommt er wieder. Ich führe seine plötzliche Blässe darauf zurück, dass er meinen Wikipedia Eintrag wohl gelesen hat.
Er geht in die zweite Reihe findet dort aber seine Sachen nicht. Er schaut sich um und entdeckt mich schließlich hinten.
„Was machst du denn hier hinten?“
„Wieso?“
„Naja warum ziehst du um?“
„Wir saßen vorhin auch schon hier.“
„Ähm... ja war ich mir drüber im klaren.“
„Alles in Ordnung?“
„Natürlich.... Wo sind meine Aufzeichnungen.“
„Du hast nicht mit geschrieben.“
„Ähm... ja stimmt.. wusste ich... Sag mal was macht man eigentlich gegen Präalmamartaphobie.“
„Wenn ich mich recht erinnere so schnelle wie möglich die Uni verlassen.“
„Und was passiert wenn man das nicht macht“
„Dann beginnt man irgendwann große grüne Lollis zu sehen.“

„Du? Können wir gehen?“
„Wieso?“
„Bringst du mich zum Bus?“
„Äh, ja warum eigentlich nicht.“
Auf dem Flur beginnt Karsten plötzlich zu keuchen.
„Alles klar?“
„Da...DA...DA“ er deutet wahllos nach vorne.
„Was ist da?“
„Na da.. siehst du es nicht?“
„Was sehe ich nicht?“
„Ei.. Ei..Ei...Ein grüner LOLLI!!!!“ Er rennt schreiend weg.

Ich gehe und begrüße Miranda.
„Siehst klasse aus!“
„Kann ich dieses alberne Kostüm jetzt ausziehen?“
„Ja.“
„Gut. Du schuldest mir was.“
„Ich weiß.“

Einer erledigt, drei übrig.

Aber wo man gerade nichts zu tun hat.
„Miranda? Mensa?“
„Ja.“ auf dem Weg fragt sie mich dann.
„Warum versuchst du es eigentlich nicht direkt“
„Wie direkt?“
„Frag sie doch ob sie nicht einfach nicht mehr kommen möchten.“
„Und du meinst das funktioniert?“
„Klar“
Kaum in der Mensa angekommen deute ich auf zwei Tische an beiden sitzt ein weiterer bald Ehemalige Vorlesungsbesucher. Beide alleine, perfekt.
„So wie es aussieht können wir es gleich probieren, aber klappen tut es nicht.“
„Gut ich beweise es dir.“
„Einen du, einen ich?“
„Deal, ich nehm den da, den anderen kenn ich nicht.“
„Klingt fair.“

Wenig später sitze ich vor der Zielperson.
„Diese Vorlesung ist das letzte“ lenke ich das Gespräch gleich mal auf das wesentliche. Und er stimmt mir zu.
„Ich mein, er kommt einfach nicht voran, der Stoff ist so simpel und er muss ihn für Idioten erklären.“
Ich ernte einen verdutzten Blick.
„Nun mal ehrlich ein bisschen zügiger und anspruchsvoller könnte er die schon machen.“
„Öhm nun ja...“
„Ich mein wer da nicht mit kommt studiert einfach das Falsche.“
Er schaut besorgt. Ich beginne mit seltsamen Begriffen um mich zu werfen die wohl irgendwas mit der Vorlesung zu tun haben. Er wird zusehends unsicherer.
Als er geht bin ich mir sicher, dass er es hinwirft. Zur Sicherheit, werde ich aber seine Übungsaufgaben dieser Woche überarbeiten. Irgendetwas, das absolut nicht lösbar ist wäre passend.

Ich beende die Aufnahme des kläglichen Mensamahles und hole Miranda von ihrem Tisch ab. Als sie mich sieht, schnappt auch sie sich ihr Tablett und geht. Ihr Gesichtsausdruck schreit nach Sieg.
Sieg für mich.
Wir stellen uns an der Schlange zur Geschirrabgabe an. Warum müssen eigentlich immer alle Studenten gleichzeitig gehen, und dabei eine irrsinnige Schlange vor allem möglichen produzieren.

„Na hat es geklappt?“
„Nein.“
„Dann hatte ich recht?“
„Ja“
„Und?“
„Was und?“ sie wirkt gereizt.
„Was gedenkst du zu tun um das Subjekt aus der Vorlesung zu entfernen?“
„Sein Auto steht oben am Berg bei der Sportfakultät. Ich kapp ihm die Bremsschläuche.“
Nette Lösung, zwar irgendwie unfein aber wirksam.
„Komm ich geb dir nen Eis aus.“
Ich gehe an der Schlange vorbei. Nach ein paar Schritten erreiche ich ein Pärchen, dass sich lautstark über grüne Schuhe unterhält.
„Entschuldigung?“
Sie unterbrechen sich und schauen mich an. Ich stelle mein Tablett auf das des Kerles bedanke mich und gehe.
Hinter mir höre ich ihn schimpfen wie ein Rohrspatz mit Kehlkopfkrebs. Unterbrechen tut ihn Miranda.
„Entschuldigung.“
„Was?“
„Danke“

Wenig später haben wir beide ein Eis gegessen und gehen unseren Veranstaltungen nach. Sie in eine Vorlesung, ich überlegen wie ich den Vierten und Letzten aus der Vorlesung bekomme.

Ich suche ihn auf, er heißt Johannes. Da mir gerade nichts besseres einfällt versuche ich bei ihm die Taktik, welche eben in der Mensa schon so gut funktioniert hat. Mit dem Erfolg, dass ich ihm nun alles beibringen soll. Totaler Fehlschlag.
Wegen anhaltender Unkreativität versuche ich nach genügendem zeitlichem Abstand die Taktik die beim ersten zum Erfolg geführt hat, jedoch wieder ohne zufriedenstellendes Ergebnis.
Etwas neues muss her, etwas noch nie da gewesenes etwas, dass nicht allzuviel Zeit in Anspruch nimmt, hab schließlich noch Anderes zu tun.

Ich beschließe mich mit meinem Problem besser vertraut zu machen. Ich finde Johannes schließlich in der Bibliothek über einer Zeitschrift brüten. Der Umschlag verspricht mir, dass es sich tatsächlich um ein Fachblatt handelt.
„Sag mal ist das die neue Nature?“ frage ich ihn.
„Nein die Science.“ Heute klappt aber auch gar nichts.
„Schade, die hab ich gerade gesucht, weswegen brauchst du die den?“
„Ich hab da diesen irrsinnig interessanten Artikel über Quantencomputer drin gefunden.“
Gut auf dem Thema hab ich ein Heimspiel, vielleicht lässt sich daraus etwas machen.
„Hast du da schon die neue Veröffentlichung von Buchmann gelesen?“
„Nein, ich glaube nicht.“
„Hm ich könnte sie dir ausdrucken, ist wirklich gut.“
„Echt, dass wär toll!“
„Hm, klar doch, nur ich hab kein Geld auf meinem Druckerkonto.“
„Dann drucken wir es eben von meinem.“

Im PC-Pool tausche ich den Link zu jener Veröffentlichung gegen sein Passwort. Ok, davon weiß er natürlich nichts, aber ich bin mir sicher es ist in seinem Sinne.
Während er schon mal das pdf überfliegt, melde ich mich mit seinem Account an und vernichte sein Druckerkonto, indem ich das Guthaben auf meines schiebe. Ich hab doch geahnt das die Zugriffsrechte auf alle Druckerkonten die ich seit der letzte Weihnachtsfeier des Rechenzentrums habe, mir nochmal nützlich sein würden.

Wenig später stellt Johannes fest, dass auch er nicht das nötige Guthaben hat um das Dokument zu drucken. Woraufhin er beschließt es einfach direkt am Bildschirm zu lesen. Soweit läuft alles wie geplant. Während er liest beginne ich die Absätze und Zeilen so umzuformatieren, dass die ersten Buchstaben der Reihen untereinander gelesen den Satz „Geh nie wieder in eine Vorlesung.“ bilden. Ich hab zwar selbst keinerlei Erfahrung mit dieser Art der unterbewussten Beeinflussung, aber ich hab gelesen es soll funktionieren. Nachdem ich fertig bin, und bevor er fertig gelesen hat, vertausche ich auf seinem Account die beiden Dateien. Und nachdem er sich wegen eines dummen Wackelkontakts im Stromkabel neu anmelden musste, bin ich mir sicher, dass er meine geänderte Datei liest.

Mission erfüllt.

Als ich am Freitag in Richtung Cafeteria gehe, treffe ich auf Johannes der gerade aus einem Hörsaal kommt.
„Sag mal gehen dir die Vorlesungen nicht langsam auf den Geist?“
„Nein eigentlich nicht, wieso?“
„Ach nur so.“ Verdammt es hat nicht funktioniert.
„Kommst du mit auf einen Kaffee?“ versuche ich gleich die nächste Möglichkeit einzuleiten.
„Ja, hatte ich sowieso gerade vor.“
Also bestelle ich mir wenig später einen doppelten Espresso, dass er in seinen koffeinfreien Kaffee viel Milch schüttet erleichtert mir das Folgende wesentlich.
Angekommen am Bistrotisch, schlürfe ich gemütlich meine Koffein. Genauso gemütlich nehme ich mein Handy und rufe ihn an. Seine Telefonnummer zu bekommen war einfach. Er hat relativ viele persönliche Daten auf seinem Account liegen. Ich hoffe nur, dass ich das mit der lila Damenunterwäsche nicht benutzen muss.
Und als er nach seinem Handy sucht, kann ich auch gemütlich seinen Kaffee so würzen, dass er die nächsten fünf Wochen mit einer Lebensmittelvergiftung im Krankenhaus liegen wird.
Man sollte immer ein wenig vergammelten Kartoffelsalat bei sich haben. Und glücklicherweise entstehen diese Quellen in dem Kühlschrank meiner Stockwerksküche ganz ohne mein zu tun.

Mission erfüllt.

Am Montag treffe ich Johannes Zwillingsbruder in der Mensa. Es muss sein Zwilling sein weil er ja im Krankenhaus liegt. Zur Sicherheit setzte ich mich zu ihm.
„Wie geht’s den deinem Bruder?“
„Welcher Bruder?“
„Na dann, wie geht’s dir, du siehst blaß aus?“
„Naja, geht so.. das Wochenende war furchtbar. Aber jetzt geht es wieder.“
Ich frage mich gerade ob verdorbener Kartoffelsalat schlecht werden kann. Auf jeden Fall hat es nicht geklappt. Langsam regt mich die ganze Sache auf. Es kann ja wohl nicht sein, dass dieser Typ sich allen meinen Bemühungen widersetzt. Sogar der Typ dem Miranda die Bremsschläuche zerschnitten hat liegt schon brav im Krankenhaus.
Folglich stoße ich ihn auf dem Weg aus der Mensa die Treppe hinunter, er fällt die Stufen und landet im Keller. Zur Vorsicht werfe ich einen Tisch hinterher. Ok, ich hab mich da ein wenig mitreißen lassen, aber er hat es verdient. Oder zumindest ging es nicht anders.

Mission erfüllt, endlich.

Als ich am Dienstag nach meiner letzten Vorlesung in den Bus steige sitzt auf dem Sitzplatz hinter dem Busfahrer Johannes. Er hat ein Gipsbein und Krücken.
„Hi, was hast du denn gemacht? Sieht ja böse aus.“
„Bin in der Mensa die Treppe runter gefallen.“
„Ach deswegen warst du gestern so schnell weg.“
Ich hasse es. Jetzt muss ich Morgen noch die entgültige Lösung erzwingen. Und das kann nur den massiven Einsatz von lila Damenunterwäsche bedeuten.

Am Mittwoch warte ich bereits vor Acht vor dem Hörsaal auf Johannes. Im Hörsaal ist schon alles vorbereitet. Da sehe ich ihn am Ende des Gangs kommen, langsam humpelt er, gestützt auf seine Krücken, auf mich zu. Gleich wird es soweit sein. Ich warte vor der Tür.
Als er zu mir kommt beschließe ich ihm eine letzte Chance zu geben.
„Sag mal, was hältst du davon wenn du nie wieder in diese Vorlesung kommst?“
„Hm, weiß nicht wieso?“
„Einfach nur so, um am Mittwoch nicht so früh aufstehen zu müssen.“
„Eigentlich hast du recht, die Vorlesung ist eh nicht so toll.“
Er humpelt von dannen.

Während ich noch staunend da stehe kommt mein Professor an. Er schaut kurz in den Hörsaal.
„Keiner da?“
„Natürlich.“ antworte ich.
„Dann sehe ich, dass unsere Abmachung erfüllt ist?“
„Das sehe ich auch so.“
Wir gehen in Richtung des Ausgangs.
„Dann treffen wir uns nächste Woche zu der angekündigten mündlichen Prüfung?“
WAS?? Wir hatten ausgemacht, dass ich den Schein einfach bekomme. Die Prüfung war doch nur eine Rechtfertigung für das Prüfungsamt. Als ich ansetze um zu widersprechen kommt er mir zuvor.
„Pünktlich um Acht am Mittwoch.“ sagt er bestimmt.
„Wenn es denn sein muss.“ füge ich mich meinem Schicksal.
„Auf dem Golfplatz.“ Ich hasse ihn, diesmal hat er mich echt erwischt, der Bastard. Man muss ihn dafür bewundern.

„Aber eines noch.“ bringt er zum Schluß an.
„Ja?“
„Warum die ganze lila Damenunterwäsche im Hörsaal?“

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