Früher als gedacht bin ich wieder zurück in meinem Wohnheim. Ich hielt es für nötig abzureisen nachdem die ersten Gerüchte aufkamen, dass ich mit einer Reihe kleinerer Brände irgendetwas zu tun haben könnte. Außerdem hat meine kleine Folge von Explosionen in Stefans Opel doch einiges an Aufsehen erregt.
(Das die Gase der inneren Lackierung in Verbindung mit der Plastikverkleidung unter längerer Sonneneinwirkung explodieren können hat den Leuten als Erklärung gereicht. Ich konnte sogar noch ein paar Euro verdienen indem ich in älteren Autos die Gase entlüftet habe, mit einer Bohrmaschine, durch die Innenverkleidung.)
Die Brände haben übrigens auch einiges mit meinem Bruder zu tun, nicht nur mit mir. Schließlich hat es in allen Gebäuden gebrannt in denen er war. Das ich auch in einigen gesehen wurde, war reiner Zufall. Und in keinem der Fälle konnte Brandstiftung nachgewiesen werden. So ein Kabelbrand passiert aber auch mal schnell. Und wie das Stroh und das Benzin in die Heizungsschächte gekommen ist konnte sich auch niemand erklären. Und Napalm auf dem Sportplatz kommt doch wirklich alle Nase lang vor.
Auf jeden Fall hat es mächtig Spaß gemacht einen Tag lang dafür zu sorgen, dass in jedem Gebäude in dem er auftaucht ein Feuer ausbricht.
Nun ja, nachdem einige meiner Nachbarn gesehen haben wollen wie ich das Zimmer meines Bruders mitten in der Nacht durchs Fenster mit einem Flakscheinwerfer ausgeleuchtet habe, kamen diese seltsamen Gerüchte auf. Und der Krach, der durch fünfzig Chinaböller ausgelöst wurde als mein Bruder und ich allein zu Hause waren und er unbedingt schlafen wollte, wurde wohl auch außerhalb meines Heimes wahrgenommen. Und nachdem sich dann mal wieder die Nachbarn beschwerten waren meine Eltern auch wieder entnervt, und mit seinen Geldgebern soll man es sich ja nicht verscherzen.
Auf jeden Fall hielt ich es für besser meinen Heimataufenthalt möglichst kurz zu gestalten. Dieses hat auch den Vorteil, dass ich zu der Zeit im Wohnheim bin, zu der die meisten neuen Studenten einziehen. Ein nicht zu unterschätzender Spaß.
Nachdem ich gestern Abend mit meinem Hausmeister ordentlich einen Trinken war, bin ich nun perfekt vorbereitet. Joschka, mein Hausmeister, konnte mir nämlich nach einer halben Flasche Wodka noch ganz genau erklären, dass auf meinem Stockwerk heute drei neue Mieter auftauchen werden, und dass sie alle zwischen 15 und 16 Uhr die Zimmer beziehen wollen.
Mit diesen Informationen im Hinterkopf besorge ich einen Kasten Bier, zwei Klappstühle und Fred. (Ihr erinnert euch doch bestimmt an meinen guten Freund Fred. Einer mit dem man immer saufen kann und der für jeden Mist zu haben ist.)
Dann habe ich, so gegen 15 Uhr, im fünften Stock die Fahrstuhltür ausgehängt. Da diese nun nicht mehr zu geht, fährt der Fahrstuhl auch nicht mehr. Und da der Hausmeister zufällig mit Kopfschmerzen im Bett liegt, wird der Schaden heute nicht repariert werden. Dies heißt, dass wohl bis morgen alle die Treppen benutzen werden müssen. Auch die, die gerade einziehen und so auch die, die bei mir im achten Stock zu wohnen gedenken. Ich liebe es, wenn andere Leute schwer schuften müssen.
Also sitzen Fred und ich gegenüber der Feuerschutztür, die zum Treppenhaus führt, auf unseren Klappstühlen und trinken Bier.
Fünf Minuten später kommt auch schon der erste Kandidat. Im Anzug mit Krawatte.
„Ist der Fahrstuhl kaputt?“ Keine Manieren, zuerst begrüßt man seine Mitbewohner, bevor man ihnen dumme Fragen stellt.
„Hallo, schön dich kennen zu lernen.“ begrüße ich ihn zuckersüß. Was ihn wohl etwas verwirrt.
„Äh ja hallo auch.“
Ich warte.
„Äh ist der Fahr...“
„Du mußt einer der Neuen sein?“
„Äh, ja... Äh, ist der Fahr...“
„Und ziehst heute ein?“
„Äh, ja... Sag mal, ist der Fahr...“
„Und dann ziehst du auf einem Montag ein? Weißt du nicht, dass das Unglück bringt?“
„Äh, ne.. aber der Fahrst...“
„Wo ziehst du den ein?“
„Da hinten.“ Er weist in die Richtung die von meinem eigenen Reich am weitesten weg liegt.
„Aber wegen dem Fa...“
„Was studierst du denn?“ Ok ich kann das BWL von hier riechen, aber ich will sehen wie lange er versucht mich zu fragen ob der Fahrstuhl kaputt ist.
„Äh, BWL. Ich würd gern wissen, ob..“
„Im ersten Semester?“
„Nein im fünften.. und wegen dem Fahrstu...“ Gut dann hat er hoffentlich schon einen großen Karton mit Büchern, der ordentlich schwer ist.
„Bist du hier an die Uni gewechselt?“
„Nein, ich komm aus einer WG. Aber der Fahr...“ Langsam wirkt er entnervt.
„War wohl zu teuer die WG wie?“
„Ja, Was ist nun mit dem Fahr...“
„Aber dann kannst du ja froh sein, dass du hier untergekommen bist.“
„DER FAHRST..“
„Aber an einem Montag einziehen ist wirklich schlecht für dich.“
„IST MIR EGAL!! ICH WILL WISSEN..“
„Es sollte dir nicht egal sein.“
„IST ES ABER; WAS IST NUN MIT DEM VERDAMMTEN..“
„Es sollte dir wirklich nicht egal sein.“
„SAG MIR ENDLICH WAS MIT DEM FAHR..“
„Sitzt deine Krawatte zu eng?“
„NEIN..“
„Ich dachte nur, weil du so rot wirst..“
„SAG MIR OB DER VERDAMMTE FAHRSTUHL KAPUTT IST ODER NICHT!!“
Jetzt hat er mich unterbrochen, er hat einfach keinen Anstand..
„Ja.“
„..“ er starrt mich an. „wie ja?“
„Ich sag doch Montage bringen Unglück“
„Ach verdammt...“ Er geht wieder nach unten.
Noch bevor die Tür wieder ins Schloss fällt, kommt ein weiterer Neumieter nach oben. Und da er den BWL'er schon mal auf dem Flur trifft..
„Sag mal ist der Fahrstuhl kaputt?“
„LASS MICH MIT DEM VERDAMMTEN SCHEIß FAHRSTUHL IN RUHE!!!“ brüllt ihn der BWL'er zusammen.
Der Neue kommt bei uns an.
„Was ist denn mit dem los?“
„Krawatte zu eng“
Vor uns steht ein in Jeans und Pullover gekleideter Typ, Anfang Zwanzig. Ganz klar erstes Semester.
„Ich bin übrigens Robert.“
Auch wir stellen uns vor. An Robert ist auf den ersten Blick nichts auszusetzen. Er erklärt uns, dass er vor hat Wirtschaftsinformatik zu studieren, wobei ich ihm dazu gratuliere, dass er wenigstens mit der Informatik was richtiges hat..
Aufhorchen lässt mich, dass er mir aus dem Gedächtnis seine MAC-Adresse sagen kann. Auf jeden Fall hat er damit schon Zugang zu meinem Netzwerk bevor er seinen Computer hoch getragen hat.
Ich wünsche ihm noch viel Spaß beim schleppen und mach mir das nächste Bier auf.
Da kommt auch schon Kandidat drei über den letzten Treppenabsatz gestolpert. Er ist relativ dick und picklig. Und hinter ihm schnaufen ein älterer Mann und eine Frau die Treppen hinauf. Wahrscheinlich sind es die Eltern. Er trägt einen Bürostuhl, sie einen Korb mit Bettzeug, nur Sohnemann hat die Hände frei.
Er lässt die Brandschutztür hinter sich, und vor seinen Eltern zu fallen und schaut uns atemlos an.
Ich nehme einen tiefen Schluck aus der Flasche, und warte was die Eltern zu dem Benehmen wohl sagen werden.
So nimmt auch das Familiendrama vor unseren Augen seinen Lauf.
„Du hättest ja wenigstens die Tür aufhalten können, wenn du schon nichts trägst.“ Sagt der Vater mit einem Ton der nicht gerade auf eine angenehme Anreise schließen lässt.
„Ach Manni es ist doch sein erster Tag in der neuen Stadt.“ springt sie für ihren Sohn in die Bresche.
„Und dann kann er nichts tragen?“
„Aber er muss doch die Türen aufschließen“
„Aufhalten währe besser gewesen.“
„Sei doch nicht so gemein, zu meinem Bubberle“
Fred kann sich das Lachen kaum verkneifen, auch ich halte nur gerade so an mich.
„Dann sieh zu, dass du zu deinem Zimmer kommst, und hohl dann den Rest von unten.“ Fährt er das Bubberle an.
„Aber Mammi muss ich?“
„Nein Pappi macht das schon, Bubbielein“
„Ach ja? Und wenn nicht?“ empört sich Pappi.
„Aber du kannst doch nicht den armen Jungen alles alleine die Treppen hoch tragen lassen.“
„Langsam reicht es mir. Er will studieren, in Ordnung. Aber er kann VERDAMMT nochmal was dafür tun!“
„Aber..“
„Nichts aber, ich höre mir schon die gesamte Fahrt über euer Genöle an.“
Ich winke hinter dem Rücken von seiner Frau, mit einer Bierflasche.
„und deswegen könnt ihr den Kram jetzt alleine machen.“
Er stellt den Bürostuhl neben Fred ab, ich reiche ihm ein Bier. Die beiden anderen schauen wie ein Auto bei Gewitter in der Wüste, wenn die Batterie leer ist.
„Komm Bubberlie STIEF-Pappi will nicht!“
„Mein Beileid.“ Meint Fred.
„Prost!“ Meine ich.
Da rumpelt es auch schon weider hinter der Tür. Leises Fluchen verrät mir, dass es der BWL'er sein muss. Er zieht die Tür auf und wuchtet einen mittelgroßen Umzugskarton durch die Tür.
„Kann man die nicht irgendwie Festklemmen?“ Grunzt er zu uns rüber.
„Klar“ mein ich, „aber das verstößt gegen die Brandschutzbestimmung.“
„Mir doch egal.“
„Aber vielleicht unserem Brandschutzbeauftragtem nicht.“ Ich deute auf den Vater der gerade zu uns gestoßen ist. Der BWL'er mustert ihn.
„Aber ich bin doch..“ Fred rammt unserem neuen Brandschützer den Ellbogen in die Seite.
„für den Brandschutz zuständig.“ fängt er sich, „und da kann ich das nicht zu lassen.“
„Das ist doch eine Sauerei. Da muss man seinen Kram schleppen und dann auch noch diese scheiß Türen.“
„Ja so ist das“ meine ich, „Kann man nichts machen. Wobei ich mich erinnere, dass letztes Jahr jemand die Tür verkeilen durfte?“
„Wie meinst du das?“ fragt sich der neue Mitbewohner, und wohl auch der Neu-Brandschützer.
„Und war das nicht auch die Zeit, wo sie hinterher neue DVD's hatten?“ frage ich den Vater, der mich verständnislos anschaut.
„Die, die ziemlich genau dreißig Euro gekostet haben“
„Ah ja stimmt“ er hat verstanden und hält die Hand auf.
Der BWL'er schaut zu uns rüber.
„Das ist eine riesen Sauerei hier“
„Ja“ meine ich, „mach bitte die Tür zu“
Nach kurzem wühlen drückt er unserem neureichen Brandschützer 30€ in die Hand.
„Und wie soll ich nun die Tür aufhalten?“ auf die Idee sollte er eigentlich selbst kommen.
„Lass einfach den Karton in der Tür stehen.“
„Auf die Idee hätte ich auch selbst kommen können.“
Sag ich ja.
„Aber so, dass man noch durch kommt.“ weise ich ihn auf seinen Fehler hin. Er stellt den Karton so hin, dass man die Tür noch passieren kann. Und geht wieder.
Wenig später ist auch der Rest der kleinen Familie wieder auf dem Weg nach unten. Da wir nun erstmal ungestört sind fragt Fred.
„Ratte oder Leim?“
„Lass mich mal nachschauen.“ Ich öffne den Karton und entscheide mich für:
„Leim“
Fred schnappt sich die Flasche, ich hebe den Karton an. Dann leimen wir ihn gründlich am Fußboden fest und ich bearbeite mit einem Messer die Seiten des Kartons.
„Was war das jetzt?“ fragt der Vater.
„Ganz einfach, wenn da Kleinteile drin sind die weg rollen können. Kleben wir den Karton auf den Boden, und schneiden die Seiten so auf, dass er beim Hochheben nur die Seiten in der Hand hat, und sein Zeug sich nett verteilt. Wenn Bücher drin sind, tun wir eine tote Ratte rein.“
„Ah.“
„Wir kriegen noch zwanzig Euro von dir?“
„Wie?“ er überlegt kurz. „Oh ja klar.“
„Wie heißt du eigentlich?“
„Manfred“
Da kommt auch schon Robert mit einem Rucksack auf dem Rücken und einem Federbett im Arm die Treppen herauf.
Er trägt seine Sachen in sein Zimmer. Auf dem Rückweg fragt er uns ob er ein Bier bekommt wenn er fertig ist. „Mal sehen“ antworte ich.
Als nächstes kommt der Rest von Manfreds Familie. Frauchen trägt einen großen zwanzig Zoll Röhren Monitor und ihre Handtasche, Bubberle den Rest vom PC.
Aus reiner Menschenfreundlichkeit springe ich auf.
„Darf ich ihnen den Monitor abnehmen?“
„Oh vielen Dank.“
„Siehst du der Junge Mann ist wirklich nett, du FAULES STÜCK!!“ höre ich sie noch zetern als ich in das Zimmer einbiege welches Bubberlie bald bewohnen wird. Ich platziere den extra vorbereiteten Magneten unten am Monitor und verdrücke mich wieder zu meinem Bier.
Während Bubberle sein Zeug ins Zimmer trägt, lausche ich gespannt dem Ehekrach.
„Du warst noch nie zu was zu gebrauchen!“
„Na und? Ich verdiene wenigstens Geld.“
„Du und dein lausiger Job. Aber helfen tust du nicht, ich muss mit Bubberle alles ganz alleine machen.“
„Ja, dann mach doch und geh mir nicht auf den Keks“
„Wenn du schon so unnütz hier rumsitzt dann kannst du wenigstens auf meine Handtasche aufpassen.“ spricht sie, stellt die große geblümte Tasche ab und verschwindet im Treppenhaus. Bubberle trottet hinterher.
„Na wenigstens ist die Tasche nicht rosa.“ Sage ich, als ich mich setze und nach einem Bier suche.
„Ne rosa ist die andere, die hätte aber nicht zu ihrem Outfit gepasst“ lässt Mannfred den Sarkasmus tropfen. „Warum bist du eigentlich so freundlich zu der Schlam..“
„He nicht solche Wörter, unterbreche ich ihn. (Das lesen auch Kinder.) Und ich bin immer freundlich wenn ich die Möglichkeit habe einen starken Magneten unter einem Röhrenmonitor zu platzieren.“
„Du hast doch nicht etwa?“
„Doch.“
„Warum eigentlich?“
„Warum nicht?“
Er überlegt kurz, aber auch ihm fällt kein Grund ein warum ich es nicht hätte machen sollen.
Am oberen Ende der Treppe erscheint der BWL'er mit zwei Koffern.
„Ist es nicht irgendwie kindisch?“
„Ja, und?“
„Hm..“ Er nimmt die Tasche seiner Frau auf die Knie, damit die beiden Koffer mit dem zugehörigen Träger durch passen. .
„Und fühlen die anderen sich nicht beleidigt?“
„Ja kommt vor.“
In der nun herrschenden Stille öffne ich endlich das Bier.
Der BWL'er kommt zurück, und Robert schafft eine Laptoptasche und einen großen Karton in sein Zimmer.
„Ihr spielt also jedem solche Streiche?“
„Nein,“ antwortet Fred, „er spielt jedem solche Streiche ich trinke nur Bier.“
„Ach so.“
Da steht auch schon Robert wieder vor uns. Wir unterbrechen unser Gespräch um ihn fragend an zu schauen.
„Äh, ich bin fertig und hab gehofft ich könnt ein Bier?“
„Na klar doch“ Ich drücke ihm ein Flasche in die Hand.
„Ihm auch?“ fragt Manfred mich
„Moment,“ antworte ich ihm.
„Du musst es aber auf Ex trinken“ unterbreche ich Robert der gerade ansetzen wollte.
„Wieso?“
„Ist so Brauch hier. In Bayern heißt es, dass man an jedem neuen Ort das erste Bier auf Ex trinken soll. Bringt wohl Glück oder so.“
„Hab ich noch nie was von gehört.“
Fred und Manfred bestätigen meine Geschichte.
„Na dann“ Robert schafft es tatsächlich das Bier mit zwei Zügen zu trinken und schaut uns jetzt aus leicht glasigen Augen an.
„Aber du wolltest gerade wissen ob wir auch ihm etwas antun würden.“
„Ja schon..“ bestätigt Manfred.
„Nun sein Bier gerade hatte keine 4,9 Prozent so wie deines... eher 49.“
„Ah ja.“
Robert scheint wirklich etwas mitgenommen zu sein, sieht so aus als würde er so große Mengen an reinem Alkohol nicht vertragen. Er lehnt sich an eine Wand und ist für den Moment still. Wir betrachten gespannt seine Gesichtszüge und versuchen zu erkennen ob er sich übergeben muss oder nicht.
Wie bestellt für dieses Schauspiel kommt Manfreds Frau die Treppe hinauf, in jeder Hand einen Koffer. Sie schreitet an uns vorbei ohne uns eines Blickes zu würdigen nur um direkt auf Robert zu treffen. Dieser versucht gerade die Seite des Flures zu wechseln und stößt mit ihr zusammen.
„Sei doch vorsichtig.“ herrscht sie ihn an.
„Oh entschuldi..“ Der Rest seines Satzes wird vom Alkohol der einen Ausgang sucht unterbrochen. Die ganze Sauerei landet zum Großteil in ihrem Dekolleté. Sie lässt die Koffer fallen und fängt an zu schreien, er verzieht sich lieber in seinen Raum. Weder Manfred noch Fred, noch ich können das Lachen unterdrücken.
Rot vor Wut und mit Brei im Ausschnitt stapft sie auf uns zu.
„DU“ Sie zeigt mit erhobenem Zeigefinger auf ihren Mann als würde sie ihn erschießen wollen.
„DU.. DU.. ACH..“ Sie stapft in Richtung Bad.
Bubberle der sich das alles aus sicherer Entfernung angesehen hat beschließt lieber wieder runter zu gehen.
Wir lachen noch immer als der BWL'er mit einem weiteren Karton erscheint. Er schaut uns verdutzt an geht dann weiter. Und macht einen großen Bogen um das Erbrochene (oder sollte ich sagen Jörgs nächste warme Mahlzeit?).
Wenig später taucht er wieder auf um den Karton zu holen der die Tür offen hält.
Er setzt an und kann ihn nicht anheben. Er zieht stärker. Wie geplant löst sich der Boden der Kiste und der Inhalt verteilt sich auf dem Boden.
Vor uns liegen ein paar einzelne Stifte, ein Stapel Zeitungen deren Inhalt eindeutig nicht jugendfrei ist, und zwei Dildos. Und eben jene beide Gegenstände, die ihm wohl besonders peinlich sind, rollen auf die Treppe zu.
Wir beobachten gespannt was passieren wird.
Er lässt die Reste vom Karton fallen und sprintet den Spielzeugen hinterher. Nur leider sind diese schneller und rollen die Treppe runter. Er rennt hinterher. Einen Augenblick später sind alle Beteiligten nicht mehr zu sehen. Zum Glück hält die Pornosammlung die Tür weiter offen, so dass wir wenigstens noch hören können was vor sich geht. Und so wie es sich anhört hat er es geschafft seine Gegenstände ein zu holen.
Und ein hoher spitzer weiblicher Schrei aus dem unter uns liegenden Stockwerk beweist uns, dass eines der Mädels, die dort Wohnen, ihn bemerkt hat. „DU PERVERSES SCHWEIN!!“ KLATSCH. „VERSCHWINDE!!“ Er kommt die Treppe hoch gerannt in jeder Hand ein großes Sexspielzeug. Hinter ihm taucht das Gesicht von Steffi auf. Steffi ist eine kräftig gebaute Emanze, die ihre Interessen auch mit Schlägen vertritt. Und so wie seine linke Wange aussieht hat sie ihn erwischt.
„LASS DICH HIER NIE WIEDER BLICKEN!!“ schreit sie ihm noch hinterher.
Er sammelt verschämt seine Sachen ein und verschwindet. Wir kommen aus dem Lachen gar nicht mehr raus.
Schließlich beschließt Mannfred doch mal nach seiner Frau zu schauen.
„'Tschuldigung, aber ich muss dann mal, war echt lustig mit euch.“
„Jupp, und tschüss.“
„Ach und vergiss deine Tasche nicht“ ruft Fred ihm hinterher. Er kommt und holt sie ab. Nach ein paar Schritten dreht er sich noch ein mal um.
„Sag mal..“
„Ja?“
„Du sagtest doch du hättest eine tote Ratte?“
„Ja?“
„Darf ich die haben?“
„Und sie in die Tasche deiner Frau stecken?“
„Genau.“
„Aber gerne doch.“
Es ist doch schön wieder Spaß in eine Ehe bringen zu können. Auch wenn der Spaß hier wohl recht einseitig ist.
(Das die Gase der inneren Lackierung in Verbindung mit der Plastikverkleidung unter längerer Sonneneinwirkung explodieren können hat den Leuten als Erklärung gereicht. Ich konnte sogar noch ein paar Euro verdienen indem ich in älteren Autos die Gase entlüftet habe, mit einer Bohrmaschine, durch die Innenverkleidung.)
Die Brände haben übrigens auch einiges mit meinem Bruder zu tun, nicht nur mit mir. Schließlich hat es in allen Gebäuden gebrannt in denen er war. Das ich auch in einigen gesehen wurde, war reiner Zufall. Und in keinem der Fälle konnte Brandstiftung nachgewiesen werden. So ein Kabelbrand passiert aber auch mal schnell. Und wie das Stroh und das Benzin in die Heizungsschächte gekommen ist konnte sich auch niemand erklären. Und Napalm auf dem Sportplatz kommt doch wirklich alle Nase lang vor.
Auf jeden Fall hat es mächtig Spaß gemacht einen Tag lang dafür zu sorgen, dass in jedem Gebäude in dem er auftaucht ein Feuer ausbricht.
Nun ja, nachdem einige meiner Nachbarn gesehen haben wollen wie ich das Zimmer meines Bruders mitten in der Nacht durchs Fenster mit einem Flakscheinwerfer ausgeleuchtet habe, kamen diese seltsamen Gerüchte auf. Und der Krach, der durch fünfzig Chinaböller ausgelöst wurde als mein Bruder und ich allein zu Hause waren und er unbedingt schlafen wollte, wurde wohl auch außerhalb meines Heimes wahrgenommen. Und nachdem sich dann mal wieder die Nachbarn beschwerten waren meine Eltern auch wieder entnervt, und mit seinen Geldgebern soll man es sich ja nicht verscherzen.
Auf jeden Fall hielt ich es für besser meinen Heimataufenthalt möglichst kurz zu gestalten. Dieses hat auch den Vorteil, dass ich zu der Zeit im Wohnheim bin, zu der die meisten neuen Studenten einziehen. Ein nicht zu unterschätzender Spaß.
Nachdem ich gestern Abend mit meinem Hausmeister ordentlich einen Trinken war, bin ich nun perfekt vorbereitet. Joschka, mein Hausmeister, konnte mir nämlich nach einer halben Flasche Wodka noch ganz genau erklären, dass auf meinem Stockwerk heute drei neue Mieter auftauchen werden, und dass sie alle zwischen 15 und 16 Uhr die Zimmer beziehen wollen.
Mit diesen Informationen im Hinterkopf besorge ich einen Kasten Bier, zwei Klappstühle und Fred. (Ihr erinnert euch doch bestimmt an meinen guten Freund Fred. Einer mit dem man immer saufen kann und der für jeden Mist zu haben ist.)
Dann habe ich, so gegen 15 Uhr, im fünften Stock die Fahrstuhltür ausgehängt. Da diese nun nicht mehr zu geht, fährt der Fahrstuhl auch nicht mehr. Und da der Hausmeister zufällig mit Kopfschmerzen im Bett liegt, wird der Schaden heute nicht repariert werden. Dies heißt, dass wohl bis morgen alle die Treppen benutzen werden müssen. Auch die, die gerade einziehen und so auch die, die bei mir im achten Stock zu wohnen gedenken. Ich liebe es, wenn andere Leute schwer schuften müssen.
Also sitzen Fred und ich gegenüber der Feuerschutztür, die zum Treppenhaus führt, auf unseren Klappstühlen und trinken Bier.
Fünf Minuten später kommt auch schon der erste Kandidat. Im Anzug mit Krawatte.
„Ist der Fahrstuhl kaputt?“ Keine Manieren, zuerst begrüßt man seine Mitbewohner, bevor man ihnen dumme Fragen stellt.
„Hallo, schön dich kennen zu lernen.“ begrüße ich ihn zuckersüß. Was ihn wohl etwas verwirrt.
„Äh ja hallo auch.“
Ich warte.
„Äh ist der Fahr...“
„Du mußt einer der Neuen sein?“
„Äh, ja... Äh, ist der Fahr...“
„Und ziehst heute ein?“
„Äh, ja... Sag mal, ist der Fahr...“
„Und dann ziehst du auf einem Montag ein? Weißt du nicht, dass das Unglück bringt?“
„Äh, ne.. aber der Fahrst...“
„Wo ziehst du den ein?“
„Da hinten.“ Er weist in die Richtung die von meinem eigenen Reich am weitesten weg liegt.
„Aber wegen dem Fa...“
„Was studierst du denn?“ Ok ich kann das BWL von hier riechen, aber ich will sehen wie lange er versucht mich zu fragen ob der Fahrstuhl kaputt ist.
„Äh, BWL. Ich würd gern wissen, ob..“
„Im ersten Semester?“
„Nein im fünften.. und wegen dem Fahrstu...“ Gut dann hat er hoffentlich schon einen großen Karton mit Büchern, der ordentlich schwer ist.
„Bist du hier an die Uni gewechselt?“
„Nein, ich komm aus einer WG. Aber der Fahr...“ Langsam wirkt er entnervt.
„War wohl zu teuer die WG wie?“
„Ja, Was ist nun mit dem Fahr...“
„Aber dann kannst du ja froh sein, dass du hier untergekommen bist.“
„DER FAHRST..“
„Aber an einem Montag einziehen ist wirklich schlecht für dich.“
„IST MIR EGAL!! ICH WILL WISSEN..“
„Es sollte dir nicht egal sein.“
„IST ES ABER; WAS IST NUN MIT DEM VERDAMMTEN..“
„Es sollte dir wirklich nicht egal sein.“
„SAG MIR ENDLICH WAS MIT DEM FAHR..“
„Sitzt deine Krawatte zu eng?“
„NEIN..“
„Ich dachte nur, weil du so rot wirst..“
„SAG MIR OB DER VERDAMMTE FAHRSTUHL KAPUTT IST ODER NICHT!!“
Jetzt hat er mich unterbrochen, er hat einfach keinen Anstand..
„Ja.“
„..“ er starrt mich an. „wie ja?“
„Ich sag doch Montage bringen Unglück“
„Ach verdammt...“ Er geht wieder nach unten.
Noch bevor die Tür wieder ins Schloss fällt, kommt ein weiterer Neumieter nach oben. Und da er den BWL'er schon mal auf dem Flur trifft..
„Sag mal ist der Fahrstuhl kaputt?“
„LASS MICH MIT DEM VERDAMMTEN SCHEIß FAHRSTUHL IN RUHE!!!“ brüllt ihn der BWL'er zusammen.
Der Neue kommt bei uns an.
„Was ist denn mit dem los?“
„Krawatte zu eng“
Vor uns steht ein in Jeans und Pullover gekleideter Typ, Anfang Zwanzig. Ganz klar erstes Semester.
„Ich bin übrigens Robert.“
Auch wir stellen uns vor. An Robert ist auf den ersten Blick nichts auszusetzen. Er erklärt uns, dass er vor hat Wirtschaftsinformatik zu studieren, wobei ich ihm dazu gratuliere, dass er wenigstens mit der Informatik was richtiges hat..
Aufhorchen lässt mich, dass er mir aus dem Gedächtnis seine MAC-Adresse sagen kann. Auf jeden Fall hat er damit schon Zugang zu meinem Netzwerk bevor er seinen Computer hoch getragen hat.
Ich wünsche ihm noch viel Spaß beim schleppen und mach mir das nächste Bier auf.
Da kommt auch schon Kandidat drei über den letzten Treppenabsatz gestolpert. Er ist relativ dick und picklig. Und hinter ihm schnaufen ein älterer Mann und eine Frau die Treppen hinauf. Wahrscheinlich sind es die Eltern. Er trägt einen Bürostuhl, sie einen Korb mit Bettzeug, nur Sohnemann hat die Hände frei.
Er lässt die Brandschutztür hinter sich, und vor seinen Eltern zu fallen und schaut uns atemlos an.
Ich nehme einen tiefen Schluck aus der Flasche, und warte was die Eltern zu dem Benehmen wohl sagen werden.
So nimmt auch das Familiendrama vor unseren Augen seinen Lauf.
„Du hättest ja wenigstens die Tür aufhalten können, wenn du schon nichts trägst.“ Sagt der Vater mit einem Ton der nicht gerade auf eine angenehme Anreise schließen lässt.
„Ach Manni es ist doch sein erster Tag in der neuen Stadt.“ springt sie für ihren Sohn in die Bresche.
„Und dann kann er nichts tragen?“
„Aber er muss doch die Türen aufschließen“
„Aufhalten währe besser gewesen.“
„Sei doch nicht so gemein, zu meinem Bubberle“
Fred kann sich das Lachen kaum verkneifen, auch ich halte nur gerade so an mich.
„Dann sieh zu, dass du zu deinem Zimmer kommst, und hohl dann den Rest von unten.“ Fährt er das Bubberle an.
„Aber Mammi muss ich?“
„Nein Pappi macht das schon, Bubbielein“
„Ach ja? Und wenn nicht?“ empört sich Pappi.
„Aber du kannst doch nicht den armen Jungen alles alleine die Treppen hoch tragen lassen.“
„Langsam reicht es mir. Er will studieren, in Ordnung. Aber er kann VERDAMMT nochmal was dafür tun!“
„Aber..“
„Nichts aber, ich höre mir schon die gesamte Fahrt über euer Genöle an.“
Ich winke hinter dem Rücken von seiner Frau, mit einer Bierflasche.
„und deswegen könnt ihr den Kram jetzt alleine machen.“
Er stellt den Bürostuhl neben Fred ab, ich reiche ihm ein Bier. Die beiden anderen schauen wie ein Auto bei Gewitter in der Wüste, wenn die Batterie leer ist.
„Komm Bubberlie STIEF-Pappi will nicht!“
„Mein Beileid.“ Meint Fred.
„Prost!“ Meine ich.
Da rumpelt es auch schon weider hinter der Tür. Leises Fluchen verrät mir, dass es der BWL'er sein muss. Er zieht die Tür auf und wuchtet einen mittelgroßen Umzugskarton durch die Tür.
„Kann man die nicht irgendwie Festklemmen?“ Grunzt er zu uns rüber.
„Klar“ mein ich, „aber das verstößt gegen die Brandschutzbestimmung.“
„Mir doch egal.“
„Aber vielleicht unserem Brandschutzbeauftragtem nicht.“ Ich deute auf den Vater der gerade zu uns gestoßen ist. Der BWL'er mustert ihn.
„Aber ich bin doch..“ Fred rammt unserem neuen Brandschützer den Ellbogen in die Seite.
„für den Brandschutz zuständig.“ fängt er sich, „und da kann ich das nicht zu lassen.“
„Das ist doch eine Sauerei. Da muss man seinen Kram schleppen und dann auch noch diese scheiß Türen.“
„Ja so ist das“ meine ich, „Kann man nichts machen. Wobei ich mich erinnere, dass letztes Jahr jemand die Tür verkeilen durfte?“
„Wie meinst du das?“ fragt sich der neue Mitbewohner, und wohl auch der Neu-Brandschützer.
„Und war das nicht auch die Zeit, wo sie hinterher neue DVD's hatten?“ frage ich den Vater, der mich verständnislos anschaut.
„Die, die ziemlich genau dreißig Euro gekostet haben“
„Ah ja stimmt“ er hat verstanden und hält die Hand auf.
Der BWL'er schaut zu uns rüber.
„Das ist eine riesen Sauerei hier“
„Ja“ meine ich, „mach bitte die Tür zu“
Nach kurzem wühlen drückt er unserem neureichen Brandschützer 30€ in die Hand.
„Und wie soll ich nun die Tür aufhalten?“ auf die Idee sollte er eigentlich selbst kommen.
„Lass einfach den Karton in der Tür stehen.“
„Auf die Idee hätte ich auch selbst kommen können.“
Sag ich ja.
„Aber so, dass man noch durch kommt.“ weise ich ihn auf seinen Fehler hin. Er stellt den Karton so hin, dass man die Tür noch passieren kann. Und geht wieder.
Wenig später ist auch der Rest der kleinen Familie wieder auf dem Weg nach unten. Da wir nun erstmal ungestört sind fragt Fred.
„Ratte oder Leim?“
„Lass mich mal nachschauen.“ Ich öffne den Karton und entscheide mich für:
„Leim“
Fred schnappt sich die Flasche, ich hebe den Karton an. Dann leimen wir ihn gründlich am Fußboden fest und ich bearbeite mit einem Messer die Seiten des Kartons.
„Was war das jetzt?“ fragt der Vater.
„Ganz einfach, wenn da Kleinteile drin sind die weg rollen können. Kleben wir den Karton auf den Boden, und schneiden die Seiten so auf, dass er beim Hochheben nur die Seiten in der Hand hat, und sein Zeug sich nett verteilt. Wenn Bücher drin sind, tun wir eine tote Ratte rein.“
„Ah.“
„Wir kriegen noch zwanzig Euro von dir?“
„Wie?“ er überlegt kurz. „Oh ja klar.“
„Wie heißt du eigentlich?“
„Manfred“
Da kommt auch schon Robert mit einem Rucksack auf dem Rücken und einem Federbett im Arm die Treppen herauf.
Er trägt seine Sachen in sein Zimmer. Auf dem Rückweg fragt er uns ob er ein Bier bekommt wenn er fertig ist. „Mal sehen“ antworte ich.
Als nächstes kommt der Rest von Manfreds Familie. Frauchen trägt einen großen zwanzig Zoll Röhren Monitor und ihre Handtasche, Bubberle den Rest vom PC.
Aus reiner Menschenfreundlichkeit springe ich auf.
„Darf ich ihnen den Monitor abnehmen?“
„Oh vielen Dank.“
„Siehst du der Junge Mann ist wirklich nett, du FAULES STÜCK!!“ höre ich sie noch zetern als ich in das Zimmer einbiege welches Bubberlie bald bewohnen wird. Ich platziere den extra vorbereiteten Magneten unten am Monitor und verdrücke mich wieder zu meinem Bier.
Während Bubberle sein Zeug ins Zimmer trägt, lausche ich gespannt dem Ehekrach.
„Du warst noch nie zu was zu gebrauchen!“
„Na und? Ich verdiene wenigstens Geld.“
„Du und dein lausiger Job. Aber helfen tust du nicht, ich muss mit Bubberle alles ganz alleine machen.“
„Ja, dann mach doch und geh mir nicht auf den Keks“
„Wenn du schon so unnütz hier rumsitzt dann kannst du wenigstens auf meine Handtasche aufpassen.“ spricht sie, stellt die große geblümte Tasche ab und verschwindet im Treppenhaus. Bubberle trottet hinterher.
„Na wenigstens ist die Tasche nicht rosa.“ Sage ich, als ich mich setze und nach einem Bier suche.
„Ne rosa ist die andere, die hätte aber nicht zu ihrem Outfit gepasst“ lässt Mannfred den Sarkasmus tropfen. „Warum bist du eigentlich so freundlich zu der Schlam..“
„He nicht solche Wörter, unterbreche ich ihn. (Das lesen auch Kinder.) Und ich bin immer freundlich wenn ich die Möglichkeit habe einen starken Magneten unter einem Röhrenmonitor zu platzieren.“
„Du hast doch nicht etwa?“
„Doch.“
„Warum eigentlich?“
„Warum nicht?“
Er überlegt kurz, aber auch ihm fällt kein Grund ein warum ich es nicht hätte machen sollen.
Am oberen Ende der Treppe erscheint der BWL'er mit zwei Koffern.
„Ist es nicht irgendwie kindisch?“
„Ja, und?“
„Hm..“ Er nimmt die Tasche seiner Frau auf die Knie, damit die beiden Koffer mit dem zugehörigen Träger durch passen. .
„Und fühlen die anderen sich nicht beleidigt?“
„Ja kommt vor.“
In der nun herrschenden Stille öffne ich endlich das Bier.
Der BWL'er kommt zurück, und Robert schafft eine Laptoptasche und einen großen Karton in sein Zimmer.
„Ihr spielt also jedem solche Streiche?“
„Nein,“ antwortet Fred, „er spielt jedem solche Streiche ich trinke nur Bier.“
„Ach so.“
Da steht auch schon Robert wieder vor uns. Wir unterbrechen unser Gespräch um ihn fragend an zu schauen.
„Äh, ich bin fertig und hab gehofft ich könnt ein Bier?“
„Na klar doch“ Ich drücke ihm ein Flasche in die Hand.
„Ihm auch?“ fragt Manfred mich
„Moment,“ antworte ich ihm.
„Du musst es aber auf Ex trinken“ unterbreche ich Robert der gerade ansetzen wollte.
„Wieso?“
„Ist so Brauch hier. In Bayern heißt es, dass man an jedem neuen Ort das erste Bier auf Ex trinken soll. Bringt wohl Glück oder so.“
„Hab ich noch nie was von gehört.“
Fred und Manfred bestätigen meine Geschichte.
„Na dann“ Robert schafft es tatsächlich das Bier mit zwei Zügen zu trinken und schaut uns jetzt aus leicht glasigen Augen an.
„Aber du wolltest gerade wissen ob wir auch ihm etwas antun würden.“
„Ja schon..“ bestätigt Manfred.
„Nun sein Bier gerade hatte keine 4,9 Prozent so wie deines... eher 49.“
„Ah ja.“
Robert scheint wirklich etwas mitgenommen zu sein, sieht so aus als würde er so große Mengen an reinem Alkohol nicht vertragen. Er lehnt sich an eine Wand und ist für den Moment still. Wir betrachten gespannt seine Gesichtszüge und versuchen zu erkennen ob er sich übergeben muss oder nicht.
Wie bestellt für dieses Schauspiel kommt Manfreds Frau die Treppe hinauf, in jeder Hand einen Koffer. Sie schreitet an uns vorbei ohne uns eines Blickes zu würdigen nur um direkt auf Robert zu treffen. Dieser versucht gerade die Seite des Flures zu wechseln und stößt mit ihr zusammen.
„Sei doch vorsichtig.“ herrscht sie ihn an.
„Oh entschuldi..“ Der Rest seines Satzes wird vom Alkohol der einen Ausgang sucht unterbrochen. Die ganze Sauerei landet zum Großteil in ihrem Dekolleté. Sie lässt die Koffer fallen und fängt an zu schreien, er verzieht sich lieber in seinen Raum. Weder Manfred noch Fred, noch ich können das Lachen unterdrücken.
Rot vor Wut und mit Brei im Ausschnitt stapft sie auf uns zu.
„DU“ Sie zeigt mit erhobenem Zeigefinger auf ihren Mann als würde sie ihn erschießen wollen.
„DU.. DU.. ACH..“ Sie stapft in Richtung Bad.
Bubberle der sich das alles aus sicherer Entfernung angesehen hat beschließt lieber wieder runter zu gehen.
Wir lachen noch immer als der BWL'er mit einem weiteren Karton erscheint. Er schaut uns verdutzt an geht dann weiter. Und macht einen großen Bogen um das Erbrochene (oder sollte ich sagen Jörgs nächste warme Mahlzeit?).
Wenig später taucht er wieder auf um den Karton zu holen der die Tür offen hält.
Er setzt an und kann ihn nicht anheben. Er zieht stärker. Wie geplant löst sich der Boden der Kiste und der Inhalt verteilt sich auf dem Boden.
Vor uns liegen ein paar einzelne Stifte, ein Stapel Zeitungen deren Inhalt eindeutig nicht jugendfrei ist, und zwei Dildos. Und eben jene beide Gegenstände, die ihm wohl besonders peinlich sind, rollen auf die Treppe zu.
Wir beobachten gespannt was passieren wird.
Er lässt die Reste vom Karton fallen und sprintet den Spielzeugen hinterher. Nur leider sind diese schneller und rollen die Treppe runter. Er rennt hinterher. Einen Augenblick später sind alle Beteiligten nicht mehr zu sehen. Zum Glück hält die Pornosammlung die Tür weiter offen, so dass wir wenigstens noch hören können was vor sich geht. Und so wie es sich anhört hat er es geschafft seine Gegenstände ein zu holen.
Und ein hoher spitzer weiblicher Schrei aus dem unter uns liegenden Stockwerk beweist uns, dass eines der Mädels, die dort Wohnen, ihn bemerkt hat. „DU PERVERSES SCHWEIN!!“ KLATSCH. „VERSCHWINDE!!“ Er kommt die Treppe hoch gerannt in jeder Hand ein großes Sexspielzeug. Hinter ihm taucht das Gesicht von Steffi auf. Steffi ist eine kräftig gebaute Emanze, die ihre Interessen auch mit Schlägen vertritt. Und so wie seine linke Wange aussieht hat sie ihn erwischt.
„LASS DICH HIER NIE WIEDER BLICKEN!!“ schreit sie ihm noch hinterher.
Er sammelt verschämt seine Sachen ein und verschwindet. Wir kommen aus dem Lachen gar nicht mehr raus.
Schließlich beschließt Mannfred doch mal nach seiner Frau zu schauen.
„'Tschuldigung, aber ich muss dann mal, war echt lustig mit euch.“
„Jupp, und tschüss.“
„Ach und vergiss deine Tasche nicht“ ruft Fred ihm hinterher. Er kommt und holt sie ab. Nach ein paar Schritten dreht er sich noch ein mal um.
„Sag mal..“
„Ja?“
„Du sagtest doch du hättest eine tote Ratte?“
„Ja?“
„Darf ich die haben?“
„Und sie in die Tasche deiner Frau stecken?“
„Genau.“
„Aber gerne doch.“
Es ist doch schön wieder Spaß in eine Ehe bringen zu können. Auch wenn der Spaß hier wohl recht einseitig ist.
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